Paul Otto Radomski – Wikipedia
Paul Otto Radomski (auch Radomsky; * 21. September 1902; † 14. März 1945 unweit Székesfehérvár in Ungarn) war ein deutscher Nationalsozialist, SS-Sturmbannführer und Lagerkommandant mehrerer Konzentrationslager.
Karrierebeginn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Radomski war ein so genannter Alter Kämpfer der NSDAP (Mitgliedsnummer 96.942) und ein früher Weggefährte des späteren RSHA-Leiters Reinhard Heydrich bei der 28. SS-Standarte in Hamburg.[1] Seine SS-Mitgliedsnummer betrug 2.235. In seiner SS-Personalakte wird er als „primitiv, […] einer der alten Schläger“ aus der Kampfzeit dargestellt.[2]
Zeit als Lagerkommandant
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Radomski wurde mit der Entstehung des KZ Syrez, nördlich von Kiew, 1942 dessen Lagerkommandant. Bis zur Befreiung des Lagers und der ukrainischen Hauptstadt durch die Rote Armee am 6. November 1943 fiel er in dieser Funktion durch außerordentliche Brutalität auf. Unter seiner Herrschaft wurden selbst kleinste Vergehen auf das Härteste bestraft.[3] Nach Aussagen ukrainischer Zeugen gab er am 24. Februar 1943 den Befehl zu einer Massenexekution, bei der auch drei ehemalige Fußballspieler von Dynamo Kiew, die ein halbes Jahr zuvor am Kiewer Todesspiel teilgenommen hatten, erschossen wurden.[4]
Am 28. November 1943 löste er den Lagerkommandanten des KZ Chaidari, Rudi Tepte, ab. Dieser war zuvor mit seinen griechischen Adjutanten von der Gestapo inhaftiert worden. Im Lager Chaidari waren Unterernährung, Zwangsarbeit und Folterungen an der Tagesordnung.[5] Bis zu seiner Ablösung wurden 1.800 Menschen ermordet. Davon starben 300 an den Folgen von Folter in Chaidari oder im Gestapo-Hauptquartier in Athen. Die erste Exekution überhaupt im Lager nahm Radomski persönlich vor. Ein jüdischer Häftling wurde erschossen, weil er aus dem Arrest ausgebrochen sei. Die Erschießung erfolgte nicht nur zur Warnung der anderen Häftlinge, sondern auch um ihre Moral zu brechen und die allgegenwärtige Bedrohung ihres Lebens aufzuzeigen.[6]
Im Februar 1944 wurde Radomski als Lagerkommandant abgesetzt, nachdem er betrunken gedroht hatte, seinen Adjutanten zu erschießen. Radomski wurde danach zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt und zum SS-Obersturmführer zurückgestuft. Offiziell verlor er den Posten als Lagerkommandant im KZ Chaidari zum 15. April 1944. Radomski folgte als Lagerkommandant am 27. Februar 1944 der SS-Führer Karl Fischer nach.[7]
Radomski galt jahrzehntelang nach dem Krieg als verschollen. Doch 2005 teilte die Staatsanwaltschaft Hamburg den ukrainischen Behörden, die wegen Verbrechen im KZ Syrez ermittelten, mit, dass er am 14. März 1945 in der Nähe von Székesfehérvár in Ungarn umgekommen sei.[4]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mark Mazower: Inside Hitler’s Greece: The Experience of Occupation, 1941–44. New Haven 1995, S. 227 ff.
- ↑ Hagen Fleischer: Im Kreuzschatten der Mächte, Griechenland 1941–1944. Frankfurt am Main 1986, S. 548.
- ↑ Katja Iken: Weltkriegs-Fußballmythos: Die wahre Geschichte des „Todesspiels“. In: spiegel.de. 15. Juni 2012, abgerufen am 16. Januar 2023 (Interview mit Markwart Herzog).
- ↑ a b Wolodymyr Prystajko: Tschi buw “mattsch smerti”? Dokumenty swidtschat. Kiew 2006, S. 101.
- ↑ Manolis Glezos (Hrsg.): Schwarzbuch der Besatzung. Athen 2006, S. 92.
- ↑ Ιστορική Αναδρομή > Σύγχρονη Περίοδος > Η πρώτη εκτέλεση στο Χαϊδάρι. In: Haidari.gr. Archiviert vom am 8. Oktober 2008; abgerufen am 16. Januar 2023 (griechisch).
- ↑ Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager. C.H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57238-8, S. 566f.
Personendaten | |
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NAME | Radomski, Paul Otto |
ALTERNATIVNAMEN | Radomsky, Paul Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Nationalsozialist, SS-Sturmbannführer und Lagerkommandant mehrerer Konzentrationslager |
GEBURTSDATUM | 21. September 1902 |
STERBEDATUM | 14. März 1945 |
STERBEORT | Székesfehérvár |