Paul Schockemöhle – Wikipedia

Paul Schockemöhle
Medaillenspiegel
Schockemöhle bei Horses & Dreams 2013
Schockemöhle bei Horses & Dreams 2013

Springreiten

Deutschland Deutschland
Olympische Spiele
Silber 1976 Mannschaft (mit Agent)
Bronze 1984 Mannschaft (mit Deister)
Weltmeisterschaften
Silber 1982 Springreiten, Mannschaft
Europameisterschaften
Gold 1981 Einzel (mit Deister)
Gold 1981 Mannschaft (mit Deister)
Gold 1983 Einzel (mit Deister)
Gold 1985 Einzel (mit Deister)
Bronze 1985 Mannschaft (mit Deister)
Deutsche Meisterschaften
Gold 1974 Einzel (mit Talisman)
Gold 1980 Einzel (mit Deister)
Gold 1982 Einzel (mit Deister)
Gold 1983 Einzel (mit Deister)
Gold 1986 Einzel (mit Deister)
Gold 1987 Einzel (mit Deister)

Paul Schockemöhle (* 22. März 1945 in Steinfeld, Oldenburg) ist ein deutscher Unternehmer und ehemaliger Springreiter.

Sportlicher Werdegang

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Schockemöhle folgte Anfang der 1980er Jahre seinem älteren Bruder Alwin Schockemöhle als einer der besten Springreiter der Welt. Er wurde 1981, 1983 und 1985 mit seinem erfolgreichsten Pferd Deister dreimal in Folge Europameister; ein Erfolg, der bisher einzigartig blieb. Auch bei Olympischen Spielen und zahlreichen Preisen der Nationen feierte er Erfolge. Im September 1989 beendete Paul Schockemöhle seine Laufbahn als Turnierreiter.[1] Für ihre Verdienste um den Sport in Niedersachsen wurden die beiden Brüder in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte aufgenommen.[2]

Schockemöhle als Unternehmer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1966 begann Paul Schockemöhle, der sein Betriebswirtschaftsstudium nach vier Semestern abgebrochen hatte,[3] sein Logistikunternehmen aufzubauen, das bis heute zu den größten Speditionsunternehmen in Deutschland zählt.

1989 gründete Paul Schockemöhle gemeinsam mit dem damaligen Manager von Boris Becker, Ion Țiriac, ein weiteres Unternehmen: die Firma PST-Marketing zur Vermarktung internationaler und nationaler Sportveranstaltungen.

Auch im agrarindustriellen Unternehmensbereich betätigt er sich (Eierproduktion in Legebatterien). Nach Informationen der Gruppe Tierrecht aktiv ist er an einem Konsortium beteiligt, das im Jahr 1996 die Legebatterien des Unternehmers Anton Pohlmann übernommen hat.[4]

1996 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt und musste 22,6 Millionen Mark Steuern nachzahlen.[5]

Performance Sale International

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1980 hatte Paul Schockemöhle gemeinsam mit George Morris und Frank Chapot den Gedanken, dass in Amerika ein Markt für Sportpferde aus Deutschland und Holland besteht. Dazu wurden in den USA erfolgreiche Auktionen mit talentierten europäischen Nachwuchspferden veranstaltet. Zusammen mit Ullrich Kasselmann veranstaltet Schockemöhle nun auch in Deutschland in Ankum die Performance Sale International Auktionen (P.S.I.-Auktionen), bei denen Nachwuchspferde versteigert werden.[6] Den höchsten Zuschlag hat bisher die ehemalige Bundeschampioness Poetin mit 2,5 Millionen € erhalten.

Schockemöhle als Züchter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf seinem Gestüt mit Deckstation in Mühlen, das über 500 Hektar groß ist, formte er weitere erfolgreiche Springpferde, unter anderen Orchidee, The Freak und Walzerkönig, die olympische Medaillen und auf internationalen Turnieren mit Reitern wie dem Iren Eddie Macken, Otto Becker und den Olympiasiegern Franke Sloothaak, Dirk Hafemeister und Ludger Beerbaum Erfolge errangen.

Mit Gestüt Lewitz hat Paul Schockemöhle eines der größten Zentren der Pferdezucht geschaffen. Auf ungefähr 3000 Hektar werden insgesamt etwa 3000 Pferde gehalten, jährlich kommen rund 500 Fohlen zur Welt.[7] Dabei wird unter anderem die Methode des Embryotransfers eingesetzt.

Ende 2010 kaufte er den unter Edward Gal sehr erfolgreichen Hengst Totilas zu einem geschätzten Preis von 10 bis 15 Millionen Euro, um ihn in der Zucht einzusetzen.[8] Totilas starb im Dezember 2020.

In die Kritik geriet Schockemöhle 1990, weil er durch das sogenannte Barren seine Pferde zu höheren Sprüngen veranlasste.[9] Im Juli 1990 zog er sich mit seinem Reitstall, dem Reiter wie Franke Sloothaak und Otto Becker angehörten, aus dem Leistungssport zurück. Eigener Aussage nach hatte Schockemöhle, der Morddrohungen erhielt, „keine Lust mehr“, sich „diesen Angriffen auszusetzen.“ Er räumte ein, gebarrt zu haben, er sei aber kein Tierquäler, so Schockemöhle. Auch die niedersächsische Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder befasste sich mit den Geschehnissen.[10] Im Anschluss an die Vorgänge untersagte die Deutsche Reiterliche Vereinigung sowohl auf Turnieren wie auch im Training die Praxis des Barrens bei Springpferden. Im Februar 1991 kehrte Schockemöhles Stall in den Turniersport zurück.[11] Im September 1991 wurde ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Oldenburg in Folge eines tierärztlichen Gutachtens eingestellt.[12] Im Februar 1992 verurteilte die Deutsche Reiterliche Vereinigung Schockemöhle zu einer Geldstrafe von 5000 D-Mark, da der Disziplinarausschuss des Verbandes eine „Mitwisserschaft verbotenen Barrens zur Vorbereitung von Auktionspferden“ für erwiesen angesehen hatte, nachdem in einem Fernsehbericht über Barren gezeigt worden war, wie ein angeblicher Mitarbeiter Schockemöhles diesen Vorgang durchgeführt haben soll. Schockemöhle bezeichnete die Bestrafung als „schwer nachvollziehbar“.[13]

Erfolge als Reiter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Deutsche Meisterschaften:
    • 1974, München: 1. Platz mit Talisman
    • 1980, München: 1. Platz mit Deister
    • 1982, München: 1. Platz mit Deister
    • 1983, West-Berlin: 1. Platz mit Deister
    • 1986, West-Berlin: 1. Platz mit Deister
    • 1987, Mannheim: 1. Platz mit Deister
  • 20 Jahre lang Zugehörigkeit im deutschen Championats-Kader
  • 12 Jahre lang ununterbrochen unter den ersten Zehn der Weltrangliste

Für seine Verdienste um den Sport in Niedersachsen wurde er in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte aufgenommen. Außerdem wurde er mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Commons: Paul Schockemöhle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stationen einer Karriere. In: Hamburger Abendblatt. 17. Juli 1990, abgerufen am 9. November 2022.
  2. Hall of Fame - NISH - Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte e.V. In: nish.de. 22. März 1945, abgerufen am 22. November 2018.
  3. Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Schockemöhle, Paul, S. 410.
  4. Polizei durchsucht Hühnerställe – Artikel auf Tierrecht aktiv
  5. Prominente Steuersünder
  6. Geschichte der PSI Auktion
  7. Equi-News.de – Happy Birthday, Paul Schockemöhle! Archiviert vom Original am 29. Januar 2016; abgerufen am 24. Mai 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.equi-news.de
  8. Jahrhundertpferd – Hengst Totilas zu reiten, ist teuer und heikel (2010)
  9. Mit gespitzten Ohren. In: Der Spiegel. Nr. 29, 1990, S. 164–165 (online). sowie Bericht am 11. Juli 1990 in der Sendung Stern TV.
  10. Ein Mann sattelt ab. In: Hamburger Abendblatt. 17. Juli 1990, abgerufen am 9. November 2022.
  11. Der Rücktritt vom Rücktritt. In: Hamburger Abendblatt. 11. Februar 1991, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  12. Das letzte Gutachten. In: Hamburger Abendblatt. 4. September 1991, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  13. Die Höchststrafe. In: Hamburger Abendblatt. 13. Februar 1992, abgerufen am 20. Februar 2023.