Penthesilea – Wikipedia
Penthesilea oder Penthesileia (altgriechisch Πενθεσίλεια Penthesíleia) ist in der griechischen Mythologie die Tochter der Amazonenkönigin Otrere und des olympischen Kriegsgottes Ares. Im Sagenkreis des Trojanischen Krieges ist sie selber die Königin der Amazonen. Erwähnt wird Penthesilea in der Aithiopis, einem Arktinos von Milet um 750 v. Chr. zugeschriebenen Epos, und um 20 v. Chr. kurz in der Aeneis von Vergil.[1]
Achilles-Mythos
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem Achilles den Helden Hektor, Sohn des Königs von Troja Priamos, getötet hatte, kam Penthesilea den vom griechischen Heer schwer bedrängten Trojanern mit ihren Kriegerinnen zu Hilfe. Zunächst brachten die Amazonen das Griechenheer stark in Bedrängnis. Als Achilles eingriff, wendete sich jedoch das Blatt. Schließlich wurde Penthesilea von Achilles erschlagen. Als dieser der sterbenden Penthesilea den Helm vom Haupt löste, verliebte er sich in sie und bedauerte seine Tat. Einige Gefährten verspotteten ihn deswegen, woraufhin er einen von ihnen, Thersites, erschlug. In unterschiedlichen Versionen des Mythos wurde Penthesileas Leiche an die Trojaner zur Bestattung übergeben, von Diomedes in einen Fluss geworfen oder von den Trojanern geborgen.[2]
Auch werden die Namen der zwölf Gefährtinnen Penthesileas während des Trojanischen Krieges genannt: Clonie, Polemusa, Derinoe, Evandre, Antandre, Bremusa, Hippothoe, Harmothoe, Alcibie, Derimacheia, Antibrote und Thermodosa.
Andere Sagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der antike griechische Dichter Quintus von Smyrna gab im 3. Jahrhundert folgende Erklärung dafür, warum Penthesilea den Trojanern zu Hilfe kam: Penthesilea hatte ihre Schwester Hippolyte bei einer Hirschjagd versehentlich mit einem Speer getötet. Dieser Jagdunfall brachte ihr solchen Kummer (πένθος pénthos, deutsch ‚Trauer, Traurigkeit, Kummer‘), dass sie nur noch sterben wollte. Dies konnte jedoch bei einer Kriegerin und Amazone nur auf dem Feld der Ehre in der Schlacht geschehen.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Motiv der Amazonenkönigin diente Heinrich von Kleist 1808 als Vorlage für sein gleichnamiges Drama Penthesilea, in dem allerdings Achilles von Penthesilea erschlagen wird. Als diese erkennt, dass sie und ihre Hundemeute das Objekt ihrer Begierde zerfleischt haben, stirbt sie durch „ein vernichtendes Gefühl“ selbst.
Das Kleistsche Drama wurde vom Schweizer Komponisten Othmar Schoeck als einaktige Oper Penthesilea vertont, wenn auch stark gekürzt, wobei sich die Handlung vor allem auf die Auseinandersetzung zwischen Penthesilea und Achilles konzentriert, als Kampf zwischen beiden Geschlechtern. Kleists Drama bildete auch die literarische Vorlage zu der um 1885 entstandenen Sinfonischen Dichtung Penthesilea des österreichisch-slowenischen Komponisten Hugo Wolf.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernhard Greiner: Penthesileia. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 557–562.
- Claudia Jünke: Penthesilea. In: Lutz Walther (Hrsg.): Antike Mythen und ihre Rezeption. Reclam, Leipzig 2003, ISBN 3-379-20051-4, S. 194–201.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aaron J. Atsma: Penthesileia. In: Theoi Greek Mythology. 2017, abgerufen am 12. November 2017 (englisch, übersetzte Originalquellen).
- Eintrag: Penthesilea. In: Mortal Women of the Trojan War – The Women of the Trojan War in Latin Literature. Stanford University, 2000, archiviert vom am 18. Oktober 2013; abgerufen am 24. Januar 2014 (englisch, übersetzte Quellen).
- Eintrag: Penthesileia. In: Greek Myth Index. 2007, abgerufen am 23. Juni 2017 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vergil, Aeneis 1,490–493 (Übersetzung von Edith und Gerhard Binder): „Den Zug der Amazonen […] führt die rasende Penthesilea, lodert inmitten Tausender; […] eine Kriegerin, und es wagt die Jungfrau, sich mit Männern im Kampf zu messen.“
- ↑ Nacherzählungen des Mythos:
- Gustav Schwab: Penthesilea im Projekt Gutenberg-DE (Archivversion) Auszug aus Sagen des klassischen Altertums. Insel, Frankfurt am Main 1982 (Original: 1838), ISBN 3-458-31827-5.
- Heinrich Wilhelm Stoll: Die Sagen des classischen Alterthums. Erzählungen aus der alten Welt. 2. Auflage, Band 2, Teubner, Leipzig 1868, S. 173–179: Die Ereignisse des trojanischen Krieges nach der Ilias: 1. Penthesileia (online bei archive.org).