Peter Schmidl – Wikipedia
Peter Schmidl (* 10. Januar 1941 in Olmütz, Protektorat Böhmen und Mähren) ist ein österreichischer Klarinettist und Hochschullehrer. Er war Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und von 1968 bis 2010 aktives Mitglied der Wiener Philharmoniker.
Ausbildung und künstlerische Laufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Peter Schmidl wurde in eine Musikerfamilie geboren. So waren sein Vater Viktor Schmidl (1899–1941) und sein Großvater Alois Schmidl (1862–1946) – der noch zur Zeit Gustav Mahlers bei den Wiener Philharmonikern und im Wiener Staatsopernorchester wirkte – Erste Klarinettisten der Wiener Philharmoniker.[1]
Im Alter von sechs Jahren erhielt Peter Schmidl seinen ersten Klavierunterricht. Nach der mit Auszeichnung bestandenen Matura am Humanistischen Gymnasium Rainergasse studierte er von 1959 bis 1964 beim damaligen Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker, Rudolf Jettel, an der Wiener Musikakademie. 1963 bis 1965 studierte er am Max Reinhardt Seminar in Wien Schauspiel und Regie.
Mit 1. Mai 1965 wurde er ins Orchester der Wiener Staatsoper berufen, am 1. September 1968 erfolgte die Aufnahme in den Verein der Wiener Philharmoniker. Ab 1968 war Peter Schmidl Erster Soloklarinettist des Orchesters der Wiener Staatsoper sowie der Wiener Philharmoniker. Von 2001 bis 2005 war er Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker. 2006 wurde er zum Doyen der Wiener Staatsoper ernannt. Im Oktober 2010 trat er in den Ruhestand.[2]
Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker ist Peter Schmidl als Solist international tätig. Zusammenarbeiten mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Leonard Bernstein, Karl Böhm, Riccardo Muti, André Previn, Seiji Ozawa, James Levine, Nikolaus Harnoncourt, Michael Tilson Thomas, Sándor Végh oder Yehudi Menuhin prägten seine Laufbahn. Auf Einladung Herbert von Karajans wirkte er als Soloklarinettist in zahlreichen Konzerten der Berliner Philharmoniker mit.
Peter Schmidl ist Mitglied mehrerer Kammermusikensembles, etwa des Wiener Oktetts, des Wiener Ring-Ensembles und der Wiener Bläsersolisten.
Unterrichtstätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 1967 unterrichtete er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (ab 1980 außerordentliche, ab 1985 ordentliche Professur, mittlerweile emeritiert).
Zahlreiche seiner Schüler wurden an wichtige österreichische und internationale Orchester berufen, darunter
- Ernst Ottensamer, Johann Hindler, Norbert Täubl, Andreas Wieser, Daniel Ottensamer zu den Wiener Philharmonikern,
- Hannes Moser und Stefan Neubauer ins Bühnenorchester der Wiener Staatsoper,
- Erwin Monschein, Helmut Hödl und Michael Lauf ins Orchester der Volksoper Wien, Gerald Pachinger und Alexander Neubauer zu den Wiener Symphonikern,
- Hannes Gleichweit, Martin Fluch und Thomas Obermüller ins Radio-Symphonieorchester Wien,
- Kurt Franz Schmid, Helmut Wiener und Stefan Vohla ins Tonkünstler-Orchester Niederösterreich,
- Günther Gradischnig, Kathrin Moser, Josef Fahrnberger und Gernot Fresacher ins Bruckner Orchester Linz,
- Reinhard Gutschy, Ferdinand Steiner und Margarethe Knogler ins Mozarteum Orchester Salzburg,
- Christoph Gaugl zu den Grazer Philharmonikern,
- Michael Gruber ins Kärntner Symphonie Orchester,
- Karl Korak und Jörg Wachsenegger ins Orchester der Vereinigten Bühnen Wien und
- Wenzel Fuchs zu den Berliner Philharmonikern.
Weitere Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1999 ist Schmidl Artistic Chairman beim Pacific Music Festival in Sapporo, Japan.
2004 wurde er als Konzertdirektor der Salzburger Festspiele (ab 2007) designiert. Infolge von Meinungsverschiedenheiten mit dem Intendanten Jürgen Flimm trat Peter Schmidl diese Position jedoch nicht an.
In der Spielzeit 2004/05 kreierte und präsentierte Peter Schmidl die Talkshow Alles Theater der Österreichischen Bundestheater, wo er unter anderem mit dem damaligen Österreichischen Staatssekretär für Kunst und Medien, Franz Morak, KS Waldemar Kmentt, Christian Thielemann und Rudolf Buchbinder Gespräche führte.
Seit 2005 ist er Co-Moderator (mit Wilhelm Sinkovicz) der ORF-Sendung Philharmonische Verführung.
Aufnahmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](als Solist und Kammermusiker, Auswahl)
- Mozart: Klarinettenkonzert KV 622 (Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein)
- Mozart: Klarinettenkonzert KV 622 (Mozarteumorchester Salzburg, Ivor Bolton)
- Mozart: Sinfonia concertante KV 297b (Wiener Philharmoniker, Karl Böhm)
- Mozart: 5 Divertimenti KV 439b
- Mozart: Kegelduette, KV 496a
- Mozart: Kegelstatttrio KV 498
- Mozart: Klavierquintett KV 452
- Beethoven: Klavierquintett op. 16
- Beethoven: Gassenhauertrio op. 11
- Brahms: Klarinettensonaten op. 120 (mit Bruno Canino)
- Brahms: Klarinettentrio op. 114 (mit Friedrich Dolezal, András Schiff)
- Strauss: Duett Concertino (Wiener Philharmoniker, André Previn)
- Bernstein: Prelude, Fugue, and Riffs (Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein)
- Previn: Diversions (Wiener Philharmoniker, André Previn)
- Dvořák: Serenade op. 44 (mit Myung-whun Chung)
- Schumann: Phantasiestücke op. 73 (mit Bruno Canino)
- Berg: 4 Stücke op. 5 (mit Bruno Canino)
- Reicha: Klarinettenquintett op. 98
- The Art of the Clarinet (mit Madoka Inui)
- The Art of Flute (mit Wolfgang Schulz und Madoka Inui)
- The Art of Viola (mit Heinz Koll und Madoka Inui)
Weitere zahlreiche Aufnahmen als Mitglied der Wiener Bläsersolisten, des Neuen Wiener Oktetts, des Wiener Musikvereinsquartett sowie als Soloklarinettist der Wiener und Berliner Philharmoniker.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Goldenes Verdienstzeichen des Landes Salzburg
- Ehrenring der Wiener Philharmoniker
- Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Großes goldenes Band der Wiener Rettung
- Ehrenkreuz für Kulturelle Verdienste der Republik Rumänien
- Ernennung zum Special Advisor für Kulturaustausch durch das Japanische Kulturministerium
- Silberne Mozartmedaille der Internationalen Stiftung Mozarteum
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 2018: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Dobner: Zu Gast bei den Wiener Philharmonikern, Styria 2009
- Pamela Weston: Clarinet Virtuosi of Today, Egon Publishers LTD, 1989
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Medien von und über Peter Schmidl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Porträt Peter Schmidl ( vom 20. Januar 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Musiklexikon - Familie Schmidl. Abgerufen am 22. Dezember 2014.
- ↑ Wiener Philharmoniker - Zwei Mitglieder treten in den Ruhestand. Artikel vom 21. Oktober 2010, abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ RK-Terminvorschau vom 10. September bis 21. September 2018. OTS-Meldung vom 7. September 2018, abgerufen am 8. September 2018.
Personendaten | |
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NAME | Schmidl, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Klarinettist und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 10. Januar 1941 |
GEBURTSORT | Olmütz |