Pierre Bayen – Wikipedia

Pierre Bayen

Pierre Bayen (* 7. Februar 1725 in Chalons-sur-Marne; † 15. Februar 1798 in Paris) war ein französischer Chemiker. Er spielte eine Rolle als Vorläufer von Antoine Laurent de Lavoisier bei der Widerlegung der Phlogiston-Theorie der Verbrennung und er kam der Entdeckung des Sauerstoffs sehr nah.

Bayen besuchte das Collège de Troyes und absolvierte eine Apothekerlehre in Reims. Er studierte ab 1749 in Paris bei Guillaume Francois Rouelle, dem Demonstrator für Chemie im Jardin du Roi. Ab 1755 war er Apotheker auf der französischen Expedition nach Menorca gegen die Engländer und von 1756 an war er Generalinspektor der Feldapotheken der französischen Armee in Deutschland im Siebenjährigen Krieg und ab 1766 für die ganze französische Armee. Dabei arbeitete er später eng mit dem Generalinspektor der Armee für Medizin Richard zusammen.

1765 wird er offiziell beauftragt, die Mineralwässer in Frankreich zu untersuchen (Analyse des eaux de Bagnères-de-Luchon 1765).

Bayen kam in Versuchen, die er 1774 veröffentlichte[1], der Entdeckung des Sauerstoffs sehr nah. Er erhitzte Quecksilberoxid und beobachtete dabei das Entweichen eines Gases und Quecksilber als Rückstand. Umgekehrt konnte er mit diesem Gas Quecksilber in Quecksilberoxid verwandeln, wobei das Gewicht zunahm. Daraufhin sagte er sich von der Phlogiston-Theorie, nach der eine Phlogiston genannte Substanz bei Verbrennung entweicht, los. Da Bayen die Eigenschaften des von ihm beobachteten Gases nicht näher untersucht habe (so die gängige Begründung) gelten als Entdecker des Sauerstoffs heute im Allgemeinen Joseph Priestley, der 1774 ähnliche Experimente durchführte (im Gegensatz zu Bayen aber weiter der Phlogiston Theorie anhing), Lavoisier (1776, der von Priestleys Experimenten durch Gespräche mit diesem Kenntnis hatte, die Phlogiston-Theorie endgültig widerlegte und die Eigenschaften der Luftbestandteile systematisch erforschte) und Carl Wilhelm Scheele (der vielleicht sogar Priorität hatte, aber erst 1777 veröffentlichte).

Lavoisier erwähnte Bayen in seinen Veröffentlichungen mit keinem Wort, worüber sich Bayen beschwerte. Da er relativ unbekannt war, ignorierte ihn Lavoisier (so Lavoisiers Biograph Ferenc Szabadvary).[2]

Bayen untersuchte auch Minerale und bestimmte zum Beispiel Arsen-Anteile im Zinnerz. Zur Zeit der Französischen Revolution war er mit Hilaire-Marin Rouelle und Louis Martin Charlard beauftragt, die Arsenbelastung von Zinn zu untersuchen, das als Geschirr benutzt wurde.[3] Das wurde in Recherches chimiques sur l’etain 1781 veröffentlicht. Weiter veröffentlichte er im Journal de Physique und in den Annales de chimie.

1795 wurde er zum Mitglied der Académie des sciences gewählt.[4] Er war Mitglied des Institut national de France, des Collège de Pharmacie de Paris und der Societé de Médecine. Das Militärhospital in Chalons-sur-Marne trägt seinen Namen.

  • Opucscules Chimiques, 2 Bände, Paris: Dugour et Durand, 1798 (Jahr VI der Republik)
  • Winfried Pötsch u. a. Lexikon bedeutender Chemiker, Harri Deutsch 1989
  • Max Speter: Lavoisier und seine Vorgänger, Stuttgart: Enke 1910 (mit Kapitel zu Bayen)
  • S. M. Jörgensen: Die Entdeckung des Sauerstoffs, Stuttgart: Enke 1909 (Übersetzung aus dem Dänischen)
  • Hermann Kopp Geschichte der Chemie, Band 3, Braunschweig 1845, S. 145 f. (kurze Biografie in der Fußnote)
  • Pierre Labrude: Pierre Bayen (1725-1798) organisateur de la pharmacie militaire, chimiste, Revue histoire de la pharmacie, Band 87, 1999, S. 459–466
  • P. Lemay, Hehrmanie-Leturgie, E. Humbert-Guitard, M. Bouvet, L. Irissou: Hommage à Bayen, Revue histoire pharmacie, Band 44, 1956, S. 469–477
  • Sylvie Oulieu: Contribution à l’histoire de la pharmacie : les pharmaciens de la Grande Armée, Thèse d’état de docteur en pharmacie, Universität Lyon I, 1986
  • A. Balland: Les pharmaciens militaires, 1913.
  • A. Parmentier: Eloge de Pierre Bayen, 1798
Wikisource: Pierre Bayen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Journal de Physique des Abbé Rozier, Band 3, April 1774, S. 285, und in der Februar-Ausgabe sowie im Februar 1775, worin er sich klar gegen die Phlogiston-Theorie aussprach.
  2. Szabadvary Antoine Laurent Lavoisier, Teubner 1987, S. 32 f. Gegenüber Priestley, der hohes Ansehen genoss und sich ebenfalls beschwerte und betonte, seine Ergebnisse 1774 in Gegenwart von Lavoisier präsentiert zu haben, argumentierte Lavoisier, die Entdeckung wäre etwa gleichzeitig erfolgt, und hob im Übrigen hervor, dass Priestley noch der Phlogiston-Theorie anhing, als er sie (den Sauerstoff) dephlogistonisierte Luft nannte, um zu erklären, warum sie die Verbrennung förderte. Außerdem gab er unumwunden zu, dass zwischen Frankreich und England Rivalität in dieser Frage herrschte mit entsprechender Parteilichkeit in Prioritätsfragen.
  3. Mary Elvira Weeks: Discovery of the Elements. Verlag Journal of Chemical Education, 6. Auflage 1956, S. 46.
  4. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe B. Académie des sciences, abgerufen am 16. September 2019 (französisch).