Pierre Michon – Wikipedia

Pierre Michon (2007)

Pierre Michon (geboren 28. März 1945 in Châtelus-le-Marcheix, Département Creuse) ist ein französischer Schriftsteller.

Michon wurde in Les Cards geboren, einem Weiler bei Châtelus-le-Marcheix. Seine Mutter war Lehrerin, der Vater verließ die Familie, als Pierre zwei Jahre alt war. Seine Großeltern mütterlicherseits, die ihn dort aufzogen, sprachen Patois.[1] Michon begann das Literaturstudium an der Universität Clermont-Ferrand und schrieb an einer Magisterarbeit über das Theater von Antonin Artaud. Das Studium setzte er mit Unterbrechungen in Paris am Institut national des langues et civilisations orientales fort, ohne zu einem akademischen Abschluss zu kommen, einen festen Beruf hat er nie ausgeübt.[2]

Seine erste literarische Veröffentlichung war 1983 ein Beitrag für die Zeitschrift Oracl.[3]

Im Jahr 2023 veröffentlicht Michon eine erweiterte Fassung des Romans Die Grande Beune unter dem Titel Les Deux Beune, in dem er das zwanghafte Begehrens eines jungen Lehrers nach Yvonne in einer Welt vorzeitlicher Höhlen der Dordogne weiterführt.[4]

Pierre Michons jüngstes Buch von 2025, J’écris l’Iliade (Ich schreibe die Ilias) erzählt Homers Epos nicht nach, sondern erschafft es mit wuchtiger, bildgewaltiger Sprache neu: In vierzehn relativ autonomen Episoden verdichten sich poetische Halluzination und historische Reflexion zu einer fiebrigen Auseinandersetzung mit dem Gründungstext, während Figuren wie Achilles, Helena oder Alexander nicht als starre Mythen, sondern als lebendige Obsessionen erscheinen.[5]

Michon lebt und arbeitet in Les Cards.[6]

„Michons Sprache, seine Wildheit, seine zusammengestauchten Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze, dann wieder proustianisch ausufernde Perioden, sein erotisches, dann wieder mit Gott und König aufgeladenes Pathos – das ist′s, was diese Toten, diese Armen, Verstummten, Narren und Verdammten in profane Heilige verwandelt, erhebt, monumentalisiert.“

Wolfgang Matz: Wie man das Kleine ins Große erhebt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 74, 28. März 2025, S. 12.

Veröffentlichungen

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  • Patrick Crowley: Pierre Michon: the afterlife of names. Peter Lang, Bern 2007, ISBN 978-3-03910-744-5
  • Tilman Krause: Regen, Grauen, Höllenkreise. Von großer elementarer Wucht: Der französische Erzähler Pierre Michon ist zu entdecken. In: Die Welt, 6. August 2011 (Rezension Die Grande Beune)
  • Wolfgang Matz: Erde, Himmel. Laudatio auf Pierre Michon zum Petrarca-Preis. In: Manuskripte, 189–190, Graz 2010, S. 358–362.

Einzelnachweise

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  1. Patrick Crowley: Pierre Michon: the afterlife of names. S. 21 f.
  2. Jürg Altwegg: Schreiben heißt beten. In: FAZ, 28. März 2015, S. 14
  3. Un voyage en Egypte. siehe: Patrick Crowley: Pierre Michon: the afterlife of names, S. 28
  4. Kai Nonnenmacher: Die Öffnung der Höhle: Pierre Michon. In: Rentrée littéraire: französische Literatur der Gegenwart. 31. März 2023, abgerufen am 31. März 2023.
  5. Kai Nonnenmacher: Ich will alles geschrieben haben und alles zerstören: Pierre Michon. In: Rentrée littéraire: Französische Literatur der Gegenwart. 27. Februar 2025, abgerufen am 28. Februar 2025.
  6. Wolfgang Matz: Wie man das Kleine ins Große erhebt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 74, 28. März 2025, S. 12.
  7. a b Éditions Verdier: Bibliographie de Pierre Michon. Abgerufen am 31. März 2025.
  8. Peter Urban-Halle: Unanständige Gedanken. Rezension, Deutschlandradio Kultur 6. Juli 2011