Pietro Parolin – Wikipedia
Pietro Kardinal Parolin [17. Januar 1955 in Schiavon, Provinz Vicenza, Italien) ist ein römisch-katholischer Kurienkardinal, Diplomat des Heiligen Stuhls und seit Oktober 2013 amtierender Staatssekretär Seiner Heiligkeit (Kardinalstaatssekretär).
] (*Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Schulabschluss an einem humanistischen Gymnasium (Liceo classico) in Vicenza trat Pietro Parolin 1969 in das Priesterseminar von Vicenza ein und studierte dort Katholische Theologie und Philosophie. Dieses Studium schloss er mit dem Bakkalaureat der Theologie an der Theologischen Fakultät von Norditalien in Mailand ab. 1979 wurde er zum Diakon geweiht und wirkte anschließend als Seelsorger in der Pfarrei Santissima Trinità in Schio.
Am 27. April 1980 empfing Pietro Parolin durch Bischof Arnoldo Onisto in der Kathedrale von Vicenza das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er bis 1982 Kaplan in Schio. Von 1984 bis 1986 studierte Parolin an der Päpstlichen Diplomatenakademie und wurde 1986 an der Päpstlichen Universität Gregoriana zum Doktor des Kanonischen Rechts (Dr. iur. can.) promoviert.
Am 1. Juli 1986 trat Parolin in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein und wurde zunächst Mitarbeiter in der Apostolischen Nuntiatur in Nigeria. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm am 14. Mai 1988 den Ehrentitel Kaplan Seiner Heiligkeit[1] (Monsignore). 1989 wechselte Pietro Parolin an die Apostolische Delegation in Mexiko. 1992 wurde er Nuntiaturrat in der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten des Staatssekretariates und war in dieser Funktion vor allem für die Länder Spanien, Andorra, Italien und San Marino zuständig. Am 30. November 2002 wurde er zum Untersekretär der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten berufen,[2] fungierte also als stellvertretender Außenminister.[3] Als solcher führte er mehrfach eine Delegation des Heiligen Stuhls an, die seit 1990 Gespräche mit der kommunistischen Regierung in Vietnam aufgenommen hatte, nachdem die diplomatischen Beziehungen im Zuge der kommunistischen Machtübernahme 1975 abgebrochen waren. Ebenso war er für die diplomatischen Verhandlungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl zuständig.
Am 17. August 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Titularerzbischof von Aquipendium und zum Apostolischen Nuntius in Venezuela.[4] Die Bischofsweihe spendete ihm Benedikt XVI. am 12. September desselben Jahres im Petersdom; Mitkonsekratoren waren Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone SDB und der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, William Joseph Kardinal Levada.[5]
Am 31. August 2013 ernannte ihn Papst Franziskus mit Wirkung ab 15. Oktober 2013 zum Nachfolger von Tarcisio Bertone als Kardinalstaatssekretär.[6][7]
Im feierlichen Konsistorium vom 22. Februar 2014 nahm ihn Papst Franziskus als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Simone e Giuda Taddeo a Torre Angela in das Kardinalskollegium auf.[8] Zudem nahm ihn Franziskus am 2. Juli desselben Jahres in die Kardinalskommission auf, die ihn bei der geplanten Kurienreform unterstützen soll.
Nach einer Rede des Papstes vor dem EU-Parlament Anfang Dezember 2014 bezeichnete Kardinal Parolin die Europäische Union als „Werkzeug, um Europa Frieden, Wohlstand und einen Platz in der Welt zu sichern“ und äußerte seine Hoffnung, dass sich Europaskeptiker vom europäischen Projekt überzeugen lassen.[9]
Zum Ergebnis des Verfassungsreferendums in Irland 2015 sagte er unter anderem, „ich denke, dass das nicht nur eine Niederlage der christlichen Prinzipien war, sondern auch ein wenig eine Niederlage der Menschheit“.[10]
Im November 2017 kritisierte Kardinal Parolin vor einer Tagung katholischer Gesundheitsexperten das globale Gesundheitssystem. Er erklärte, dass „das Grundrecht auf eine angemessene Gesundheitshilfe für alle Menschen gelten“ und „nicht von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder rechtlichen Faktoren abhängen“ dürfe.[11]
Papst Franziskus erhob ihn mit Wirkung vom 28. Juni 2018 unter Beibehaltung seiner Titelkirche zum Kardinalbischof.[12] Da sowohl der Dekan Giovanni Battista Re als auch der Subdekan Leonardo Sandri die Altersgrenze von 80 Jahren bereits überschritten haben und somit nicht mehr zur Papstwahl berechtigt ist, käme Parolin als ranghöchstem wahlberechtigten Kardinal gegenwärtig im Fall einer Sedisvakanz die Aufgabe zu, ein Konklave zu leiten.[13]
Parolin spricht neben seiner Muttersprache Italienisch auch Französisch, Englisch und Spanisch fließend.[14] Er vertrat den Papst mehrfach als dessen Legat, unter anderem bei den Feierlichkeiten zur Krönung des thailändischen Königs Rama X. von 4. bis 6. Mai 2019 in Bangkok.[15]
Im Oktober 2020 wurde Kardinal Parolin bei der Neubesetzung des Kardinalrats für das IOR nicht mehr berücksichtigt, was zu vielfachen Spekulationen führte.[16]
Im Dezember 2020 musste sich Parolin einem chirurgischen Eingriff an der Prostata unterziehen.[17] Nach einem einwöchigen Krankenhausaufenthalt konnte er seine Arbeit als Kardinalstaatssekretär wieder aufnehmen.[18]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2004: Offizier des Sterns von Rumänien
- 2005: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
- 2009: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für seinen Einsatz im Rahmen der Beziehungen zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl[19]
- Offizier des Ordens der Heiligen Mauritius und Lazarus
- 2015: Collane des Sterns von Rumänien
- 2021: Großkreuz des Drei-Sterne-Ordens
- 2023: Ritter des Annunziaten-Ordens[20]
Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kongregation für die Bischöfe (seit 2013)
- Kongregation für die Glaubenslehre (seit 2013)[21]
- Kongregation für die orientalischen Kirchen (seit 2014)
- Kongregation für die Evangelisierung der Völker (seit 2014)
- Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung (seit 2016)[22]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche. In: zur debatte. Zeitschrift der Katholischen Akademie in Bayern. 1, 2008, S. 6f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Pietro Parolin auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 31. August 2013.
- Eintrag zu Pietro Parolin auf gcatholic.org (englisch)
- Biografische Notiz zu Kardinal Parolin In: Presseamt des Heiligen Stuhls: Documentation – The College of Cardinals, abgerufen am 15. März 2023 (englisch)
- Parolin, Pietro. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 25. Dezember 2014.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Annuario Pontificio per l’anno 1997, Città del Vaticano 1997, S. 2348.
- ↑ Nomina del Sotto-Segretario della Sezione per i Rapporti con gli Stati della Segreteria di Stato. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 30. November 2002, abgerufen am 28. Mai 2018 (italienisch).
- ↑ Constanze Reuscher: Der Diplomat, der das Machtgerangel beenden soll. welt.de, 1. September 2013, abgerufen am 28. Mai 2018.
- ↑ Nomina del Nunzio Apostolico in Venezuela. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 17. August 2009, abgerufen am 28. Mai 2018 (italienisch).
- ↑ Capella Papale per l’ordinazione episcopale di cinque Ecc.mi Presuli. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 12. September 2009, abgerufen am 28. Mai 2018 (italienisch).
- ↑ Pietro Parolin zum neuen Staatssekretär ernannt. Radio Vatikan, 31. August 2013, archiviert vom am 16. Januar 2014; abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ Erzbischof Parolin: „Tiefe Dankbarkeit“ und „absolute Verfügbarkeit“. Radio Vatikan, 31. August 2013, archiviert vom am 2. September 2013; abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ Concistoro ordinario pubblico per la creazione dei nuovi Cardinali: Assegnazione dei Titoli o delle Diaconie ai nuovi Porporati. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 22. Februar 2014, abgerufen am 28. Mai 2018 (italienisch).
- ↑ Kardinal Parolin: EU ist ein Friedensprojekt. Radio Vatikan, 4. Dezember 2014, archiviert vom am 4. März 2016; abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ Kardinalstaatssekretär: Abstimmung in Irland ist Niederlage. Radio Vatikan, 27. Mai 2015, archiviert vom am 28. Mai 2015; abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ Parolin: Eine Tragödie. Die Tagespost, 17. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ RESCRIPTUM EX AUDIENTIA SS.MI: Rescritto del Santo Padre Francesco con cui ha deciso di cooptare nell’Ordine dei Vescovi, equiparandoli in tutto ai Cardinali insigniti del titolo di una Chiesa suburbicaria, i Cardinali Parolin, Sandri, Ouellet e Filoni. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 26. Juni 2018, abgerufen am 28. Juni 2018 (italienisch).
- ↑ Kardinal Parolin wird Leiter einer möglichen Papstwahl. Vatican News, 16. November 2023, abgerufen am 18. November 2023.
- ↑ Elisabetta Piqué: Pope Francis: Life and Revolution. A Biography of Jorge Bergoglio. Loyola Press, Chicago 2014; Francis Rooney: The Global Vatican. An Inside Look at the Catholic Church, World Politics, and the Extraordinary Relationship Between the United States and the Holy See. Sheed & Ward, Lanham (Maryland), 2013, S. 189.
- ↑ Nomina del Legato alle celebrazioni dell’intronizzazione del Re Rama X della Thailandia, Sua Maestà Maha Vajiralongkorn (Bangkok, 4-6 maggio 2019). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 23. März 2019, abgerufen am 26. Dezember 2019 (italienisch).
- ↑ Nach Neuordnung der Finanzaufsicht bleiben Fragen offen. Domradio, 14. Oktober 2020, abgerufen am 21. Oktober 2023.
- ↑ Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Krankenhaus. katholisch.de, 9. Dezember 2020, abgerufen am 21. Oktober 2023.
- ↑ Kardinal Parolin nach Krankenhausaufenthalt zurück im Vatikan. Vatican News, 15. Dezember 2020, abgerufen am 7. Februar 2021.
- ↑ Die deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl zur Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes an Pietro Parolin; abgerufen am 22. August 2009
- ↑ Elenco dei Cavalieri. (PDF) In: Ordini Dinastici della Real Casa di Savoia. Abgerufen am 22. April 2024 (italienisch).
- ↑ Nomina di Membri della Congregazione per la Dottrina della Fede. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 28. Mai 2014, abgerufen am 28. Mai 2014 (italienisch).
- ↑ Nomina di Membri della Congregazione per il Culto Divino e la Disciplina dei Sacramenti. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 28. Oktober 2016, abgerufen am 28. Oktober 2016 (italienisch).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Tarcisio Kardinal Bertone | Kardinalstaatssekretär seit 2013 | … |
Personendaten | |
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NAME | Parolin, Pietro |
ALTERNATIVNAMEN | Parolin, Pietro Kardinal |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Geistlicher, Kardinalstaatssekretär |
GEBURTSDATUM | 17. Januar 1955 |
GEBURTSORT | Schiavon, Italien |