Polchower Linde – Wikipedia

Polchower Linde

Der Baum im Jahr 2023
Ort Wardow
Land Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Baumart Sommer-Linde
Geographische Lage 53° 56′ 41,1″ N, 12° 28′ 35,7″ OKoordinaten: 53° 56′ 41,1″ N, 12° 28′ 35,7″ O
Polchower Linde (Mecklenburg-Vorpommern)
Polchower Linde (Mecklenburg-Vorpommern)
Status Naturdenkmal ja
Alter ca. 800 Jahre
Stammumfang (Taille) 14,40 m
Baumhöhe ca. 20 m
Kronendurchmesser 20 m

Die Polchower Linde ist eine Sommerlinde (Tilia platyphyllos) im Amt Laage in Mecklenburg-Vorpommern. Sie befindet sich im zur Gemeinde Wardow gehörenden Ortsteil Polchow auf dem Gelände des Kirchfriedhofs. Aufgrund ihres Standortes direkt neben der Kirche wird sie auch als Kirchlinde[1][2] oder Kirchhofslinde[3] bezeichnet. Seit 1937 ist der Baum als Naturdenkmal geschützt.[4][2]

Stamm der Linde

Die Linde ist mit ihrem Stammumfang von 14,40 m (Stand: Februar 2022, gemessen in 1,3 m Höhe[5]) eine der dicksten Linden Deutschlands. In Mecklenburg-Vorpommern ist sie der Baum mit dem größten Umfang. Der Stamm ist hohl und besteht aus drei Teilen.[6][7] Angenommen wurde, dass es drei Einzelbäume wären, da dies früher als Symbol der christlichen Dreifaltigkeit eine häufige Pflanzweise war.[1][6] Genetischen Untersuchungen zufolge handelt es sich allerdings nicht um mehrere zusammengewachsene Stämme verschiedener Bäume, sondern um ein einzelnes Baumexemplar.[8][9] Einer der Stämmlinge brach im Jahr 2017 ab,[10] wobei sich herausstellte, dass der Baum an der Abbruchstelle mit dem Brandkrustenpilz befallen war.[8] Die Linde benötigt immer wieder Pflegeschnitte zur Entlastung der Krone, wird aber ansonsten als enorm vital beschrieben.[8][11] Sie erreicht eine Höhe von etwa 20 m[5] bei einem Kronendurchmesser von ebenfalls 20 m[1].

Gelegentlich wird der Baum als Tausendjährige Linde bezeichnet.[11][1] Dieses Alter wurde ihr im 19. Jahrhundert auch vom Naturforscher Ernst Boll zugeschrieben.[12] Damals soll sie einen Stammumfang von 40 Pariser Fuß gehabt haben,[12][13] was fast 13 m entsprechen. Georg von Arnswaldt gab 1911 einen Umfang von 13,5 m an und bezeichnete sie als den stärksten Baum Mecklenburgs. Das Alter schätzte er jedoch auf etwa 700 Jahre unter der Annahme, dass sie ungefähr so alt ist, wie das erste Kirchengebäude in Polchow.[14] Deren Bau wird auf das Jahr 1228 datiert.[15][2] 1919 berichtete er dagegen von einem Umfang von 13 m und einem Alter von höchstens 750 Jahren.[16] Aktuellen Schätzungen des Umweltamtes des Landkreises Rostock zufolge beträgt ihr Alter heutzutage etwa 800 Jahre.[8]

Der Sage nach soll der Teufel aus Ärger über die frommen Einwohner Polchows geplant haben, die Kirche zu zerstören, indem er sie in seine Manteltasche stecken wollte. Dieser Plan konnte von den Polchower Bauern verhindert werden, da sie das Gotteshaus mit einer dicken Kette an die Linde bunden. So steht die Kirche noch heute auf ihrem Platz und wird weiterhin behütet von der Linde.[17]

Nationalerbe-Baum

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Das Kuratorium Nationalerbe-Baum der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft zeichnete die Linde im Mai 2022 zum Nationalerbe-Baum aus.[18] Sie ist der erste derart ausgezeichnete Baum in Mecklenburg-Vorpommern. Anlässlich der Ausrufungsfeier fand ein Pflegeschnitt statt, um die Standfestigkeit des Baumes zu verbessern.[9]

Commons: Polchower Linde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Waldemar Siering: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Steffen, Berlin 2016, ISBN 978-3-95799-022-8, Kap. Kirchlinde hält Kirche, S. 15.
  2. a b c Karl-Heinz Engel, S. 34.
  3. Stefan Kühn, Uwe Kühn, Bernd Ullrich: Deutschlands alte Bäume: eine Bildreise zu den sagenhaften Baumgestalten zwischen Küste und Alpen. 5. Auflage. BLV, München 2007, ISBN 978-3-8354-0183-9, S. 60 f.
  4. Naturdenkmal-Nr. 61, Verordnung vom 23.08.1937.
  5. a b Andreas Roloff: Polchower Linde (Landkreis Rostock, Mecklenburg-Vorpommern). Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG), abgerufen am 28. November 2023.
  6. a b Karl-Heinz Engel, S. 37.
  7. Rekordbäume. Tilia platyphyllos (ID 1657). DDG, abgerufen am 19. November 2023.
  8. a b c d Wolf-Peter Polzin: Starke Bäume 2019. Monatskalender. Hrsg.: Gisela Conrad. Dr. Frank, Gera 2018, ISBN 978-3-934805-47-7, Januarblatt (nationalerbe-baeume.de [abgerufen am 28. November 2023]).
  9. a b Polchower Sommerlinde wird erster Nationalerbe-Baum in MV. Norddeutscher Rundfunk, 25. April 2022, abgerufen am 19. November 2023.
  10. 800 Jahre und kein Ende in Sicht. Schweriner Volkszeitung, 27. Juli 2017, abgerufen am 19. November 2023.
  11. a b 1000-Jährige beweist unglaubliche Vitalität. Schweriner Volkszeitung, 19. Juli 2018, abgerufen am 19. November 2023.
  12. a b Ernst Boll, Heinrich Burgwardt: Der Bildungsfreund. I. Theil. Ein vaterländisches Schul-Lesebuch zunächst für Meklenburg. Schlüter, Altona 1867, OCLC 934953159, S. 324 (Scan [abgerufen am 19. November 2023]).
  13. Ernst Boll: Merkwürdige Bäume in Meklenburg. In: Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Band 11. Hinstorff, Neubrandenburg 1857, DNB 010066527, S. 138 (Scan [abgerufen am 19. November 2023]).
  14. Georg von Arnswaldt: Pflanzen- und Tierwelt in Mecklenburg-Schwerin. In: Illustrirte Zeitung. Band 137, Nr. 3568. J. J. Weber, Leipzig 16. November 1911, S. 25 (Scan [abgerufen am 28. November 2023]).
  15. Waldemar Siering: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Steffen, Berlin 2016, ISBN 978-3-95799-022-8, Kap. Kirchlinde hält Kirche, S. 17.
  16. Georg von Arnswaldt: Hervorragende, seltsam geformte und seltene Bäume in Mecklenburg. In: Mecklenburg: Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg. Band 14. Bärensprung, Schwerin 1919, DNB 013081306, S. 7, 9 (Scan [abgerufen am 29. November 2023]).
  17. Waldemar Siering: 50 sagenhafte Naturdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Steffen, Berlin 2016, ISBN 978-3-95799-022-8, Kap. Kirchlinde hält Kirche, S. 15–17.
  18. Offizielle Ausrufung der Polchower Linde (MV) erfolgreich. DDG, 29. Mai 2022, abgerufen am 19. November 2023.