Politische Soziologie – Wikipedia
Die Politische Soziologie (oder Politiksoziologie) ist ein sozialwissenschaftliches Fachgebiet, das sowohl zur Soziologie als auch zur Politikwissenschaft gehört. Sie beschäftigt sich vorwiegend mit dem Verhältnis von Politik und Gesellschaft. Ihr geht es insbesondere um die Analyse 1. der gesellschaftlichen/sozialstrukturellen Bedingungen politischer Ordnung und politischen Handelns, 2. der Struktur und Funktion politischer Institutionen und des Ablaufs politischer Entscheidungsprozesse und 3. der Wirkung politischer Entscheidungen und politischer Strukturen auf die Gesellschaft.[1] Etliche Schriften der soziologischen Klassiker lassen sich der Politiksoziologie zuordnen.[2]
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wichtige Gegenstände der Politischen Soziologie sind u. a.:
- politische Sozialisation
- politische Kommunikation
- politische Einstellungen
- politisches Verhalten (politische Partizipation und Wahlverhalten)
- politische Kultur und Werte
- Parteien
- Interessengruppen
- Soziale Bewegungen
Wichtige Theorien innerhalb der Politischen Soziologie sind:
- Theorie der Cleavages (oder auch Spaltungstrukturen) von Stein Rokkan und Seymour Martin Lipset
- Theorien des rationalen Wählerverhaltens (z. B. Anthony Downs: An Economic Theory of Democracy, 1957)
- marxistischer Erklärungsansatz (z. B. Zusammenhänge und Ursachen der Revolution von 1848 in „18. Brumaire des Louis Bonaparte“)
Wichtig ist für die politische Soziologie aber auch das Binnenleben von Parteien (z. B. Robert Michels’ Ehernes Gesetz der Oligarchie sowie Moissei Jakowlewitsch Ostrogorskis Die Demokratie und politische Parteien), die Entstehung und Veränderung von Parteien sowie das politische Verhalten der Menschen.
In Teilen überschneidet sich daher die Politische Soziologie mit der Vergleichenden Politikwissenschaft und Politischen Theorie.
In Deutschland war Max Gustav Langes Buch seit 1961 wegführend, indem er politische Theoretiker wie Thorstein Veblen, David. B. Truman, George E. Gordon Catlin und James Burnham vorstellte.
Datenquellen für sozialwissenschaftliche Analysen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bekannte Sekundärdatenpools für sozialwissenschaftliche Analysen sind:
- American National Election Studies
- Eurobarometer
- European Values Study
- German Longitudinal Election Study
- International Social Survey Programme
- World Values Survey
- European Social Survey
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lothar Böhnisch: Politische Soziologie. Eine problemorientierte Einführung, Leske + Budrich, Opladen 2006, ISBN 3-86649-000-3
- Viktoria Kaina und Andrea Römmele (Hrsg.): Politische Soziologie: Ein Studienbuch, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009.
- Seymour Martin Lipset: Political Sociology, in: Merton, Robert u. a. (Hrsg.), Sociology Today. Problems and Prospects, Basic Books, New York 1957, S. 81–114.
- Leo Kißler: Politische Soziologie: Grundlagen einer Demokratiewissenschaft, UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2007, ISBN 978-3-8252-2925-2
- Hans Rattinger: Einführung in die Politische Soziologie, Oldenbourg, München u. a. 2009.
- Wilfried Röhrich: Politische Soziologie. Kohlhammer (Urban-Taschenbuch), Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1977, ISBN 978-3-17-002949-1.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Staatssoziologie und Verwaltungssoziologie
- Informationseffekt (Politische Soziologie)
- Duvergers Gesetz, Public-Choice-Theorie, Rational Choice (Wahlforschung)
- Polybios, Gaetano Mosca, Vilfredo Pareto, Otto Stammer, Max Gustav Lange
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kai Arzheimer: Folien zur Vorlesung Einführung in die Politische Soziologie
- Politische Soziologie, Sektion der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pappi, Franz (2000) Politische Soziologie. In: Holtmann, Everhard (Hrsg.) Politik-Lexikon, München/Wien: Oldenbourg Verlag, S. 535–538.
- ↑ Vgl. z. B. Robert Michels: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens (1911); Ferdinand Tönnies: Der englische Staat und der deutsche Staat (1917); Vilfredo Pareto: Trasformazione della democrazia (1921) u. a. m.