Pro Tell – Wikipedia

Pro Tell – Gesellschaft für ein freiheitliches Waffenrecht
Rechtsform Verein
Gründung 1978
Sitz Bern, Schweiz
Zweck Lobbyorganisation
Vorsitz Jean-Luc Addor

(Präsident)

Mitglieder ~12.500 (April 2018)
Website www.protell.ch

Pro Tell (Eigenschreibweise: PROTELL) ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für eine liberale Waffengesetzgebung in der Schweiz engagiert.

Der Verein Pro Tell setzt sich gemäss eigenen Statuten für das «unabdingbare Recht auf Waffenbesitz, Waffenerwerb und Waffentragen» ein.[1] In der Presse wurde der Verein in der Vergangenheit wiederholt mit der amerikanischen NRA verglichen.[2][3] Als ständiger Vernehmlassungsadressat gibt der Verein Stellungnahmen zu neuen Gesetzesbestimmungen ab und lobbyiert für die Erhaltung des Schiesswesens und des Milizsystems in der Schweiz.[4][5][6] In der Öffentlichkeitsarbeit bemüht sich der Verein, der – aus seiner Sicht – zunehmend negativen Wahrnehmung und Stigmatisierung der Schützen entgegenzuwirken.[7]

Der Verein tritt insbesondere durch den Kampf gegen eine Anpassung des Schweizer Waffenrechts an die Waffenrichtlinie der Europäischen Union in Erscheinung. 2005 erzwang er per Referendum eine Abstimmung zur Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin.[8][9] 2019 unterstützt er das Referendum gegen die Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie im Schweizer Waffenrecht.[10]

Der Name und das Logo des Vereins beziehen sich auf Wilhelm Tell, der als Freiheitskämpfer mit Armbrust für den Verein ein Symbol für den «freiheitlichen Waffenbesitz» darstellt. Dem Verein können gemäss Statuten Einzelpersonen und Kollektivmitglieder beitreten.[1] Die Mitglieder werden zu praktischen und juristischen Fragen zum Waffenrecht beraten.[11]

2016 kam es zu einem Eklat und Personalwechsel an der Vereinsspitze. Der bisherige Präsident, Willy Pfund, trat per sofort von seinem Amt zurück und sprach von einem «Putsch».[12] Der nachfolgende Präsident, Hans-Peter Wüthrich, trat nach acht Monaten ebenfalls abrupt ab.[13] Aktueller Präsident ist der Walliser Nationalrat Jean-Luc Addor.[14]

Im Oktober 2017 geriet Pro Tell in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass Ignazio Cassis kurz nach seiner Wahl in den Bundesrat dem Verein beigetreten war. Aufgrund heftiger Kritik kündigte Cassis seine Mitgliedschaft bei Pro Tell nach einem Monat wieder.[15][16]

Verschiedene Schweizer Medien, darunter die NZZ am Sonntag, berichteten im April 2018, dass sich der Verein zunehmend radikalisiere. In der Folge distanzierten sich einige bürgerliche Politiker von Pro Tell, darunter der Urner Ständerat Josef Dittli und die Aargauer Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni.[17][18][19]

Einzelnachweise

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  1. a b Statuten von Pro Tell (PDF; 279 kB), abgerufen am 22. Januar 2019
  2. Thomas Ley (22. Dezember 2012): Die Waffenbrüder auf der anderen Seite des Atlantiks, in: tagesanzeiger.ch, abgerufen am 6. August 2013
  3. Neue Zürcher Zeitung (9. März 2003): Wie Tell gegen Vogt Gessler, in: nzz.ch, abgerufen am 6. August 2013
  4. Schweizerische Bundeskanzlei (24. Juni 2013): Liste der ständigen Vernehmlassungsadressaten (PDF; 0,3 MB), abgerufen am 6. August 2013
  5. Elmar Plozza (4. Januar 2013): Pro Tell: Kein Verständnis für ein schärferes Waffenrecht, in: Radio SRF 4 News, abgerufen am 6. August 2013
  6. Katharina Bracher: Waffenschutz-Initiative findet Unterstützung bei Jäger-Gruppe auf nzz.ch vom 26. Dezember 2010; abgerufen am 5. August 2013
  7. Schweizer Schiesssportverband (16. April 2007): Bürger und Soldaten nicht kriminalisieren, abgerufen am 6. August 2013
  8. Pro Tell (8. Januar 2005): Waffenrecht - proTELL ergreift Referendum gegen Schengen In: presseportal.ch, news aktuell (Schweiz) AG, abgerufen am 5. August 2013
  9. Schweizerische Bundeskanzlei (6. April 2005): Referendum gegen Schengen / Dublin zu Stande gekommen In: admin.ch, abgerufen am 5. August 2013
  10. Noemi Lea Landolt: Aargauer Schützen sammeln Unterschriften gegen EU-Waffenrecht. In: aargauerzeitung.ch. 11. Dezember 2018, abgerufen am 22. Januar 2019.
  11. Pro Tell (15. März 2010): Wer ist proTELL? (PDF; 0,3 MB), abgerufen am 6. August 2013
  12. Daniel Foppa: Eklat bei Waffenlobby Pro Tell. In: Tages-Anzeiger vom 11. September 2016
  13. Daniel Foppa: Pro-Tell-Präsident schmeisst den Bettel hin. In: tagesanzeiger.ch. 27. Februar 2018, abgerufen am 22. Januar 2019.
  14. Vorstand. In: protell.ch. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  15. Cassis kündigt Mitgliedschaft bei Pro Tell. In: tagesanzeiger.ch. 17. Oktober 2017, abgerufen am 22. Januar 2019.
  16. Manuela Nyffenegger: Ignazio Cassis verlässt die Waffenlobby Pro Tell bereits wieder. 16. Oktober 2017, abgerufen am 22. Januar 2019 (Bezahlschranke).
  17. Lukas Häuptli: Die Schweizer Waffenlobby radikalisiert sich. In: NZZ am Sonntag. 7. April 2018, abgerufen am 22. Januar 2019 (Bezahlschranke).
  18. Chaostage bei Pro Tell. In: bazonline.ch. 11. April 2018, abgerufen am 22. Januar 2019.
  19. Henry Habegger: Pro Tell wird auch waffenfreundlichen Bürgerlichen zu radikal. In: aargauerzeitung.ch. 10. April 2018, abgerufen am 22. Januar 2019.