Qualitative Inhaltsanalyse – Wikipedia
Die Qualitative Inhaltsanalyse ist eine Methode zur Datenauswertung im Bereich der empirischen Sozialforschung. Das Ziel qualitativer Inhaltsanalyse liegt in der Ordnung und Strukturierung von manifesten und latenten Inhalten.[1] Diese können in unterschiedlichen Formen von Material enthalten sein, so z. B. in Transkripten von Interviews, Zeitungsartikeln, aber auch Bilder oder Videoaufnahmen[2]. Das Ziel der Entwicklung der qualitativen Inhaltsanalyse ist es, eine systematische und intersubjektiv überprüfbare Textanalysemethode zu entwickeln, die trotz der Interpretationsbedürftigkeit und Bedeutungsfülle sprachlichen Materials wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Im Gegensatz zur quantitativen Inhaltsanalyse will sie weder zahlenmäßige Zusammenhänge entdecken, noch repräsentativ für eine Grundgesamtheit sein. Die qualitative Inhaltsanalyse wurde im deutschsprachigen Raum vor allem von Philipp Mayring seit 1980 entwickelt und steht in einer Reihe weiterer sozialwissenschaftlicher Textanalysemethoden, wie der objektiven Hermeneutik und der Grounded Theory.
Die qualitative Inhaltsanalyse steht dabei in der Tradition der Hermeneutik, die menschliches Verhalten verstehen und nicht erklären will. Des Weiteren nutzt sie Erkenntnisse der Literaturwissenschaft, der Kommunikationswissenschaft und der Psychologie zur Textverarbeitung.
Bisherige Anwendungsgebiete der qualitativen Inhaltsanalyse finden sich vor allem für Interviews, darüber hinaus aber auch für Untersuchungen von Argumentationsmustern, Debatten, Zeitdokumenten, Literatur oder Biographien. In wissenschaftlichen Disziplinen, welche überwiegend qualitative Datenerhebung (qualitative Sozialforschung) in Feldforschungen anwenden, z. B. der Ethnologie, ist die qualitative Inhaltsanalyse wesentlich. Weiter bietet sie eine Grundlage zum analytischen Vergleich. Das Stellen einer Forschungsfrage, bzw. eine problemorientierte Analyse ist hierbei als unerlässlich anzusehen.
In einer Weiterentwicklung und Öffnung seines Ansatzes spricht Mayring nunmehr von einer qualitativ orientierten Inhaltsanalyse.[3] Dies impliziert eine Anwendung quantitativer Analyseverfahren auf die qualitative Inhaltsanalyse wie beispielsweise Häufigkeitsvergleiche oder auch Skalenbildung und Korrelationsbestimmung.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Phänomenologische Soziologie
- Alfred Schütz
- Qualitative Methode
- Grounded Theory
- Objektive Hermeneutik
- Dokumentarische Methode
- Gesprächsanalyse
- QDA-Software
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Udo Kuckartz: Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 3. Auflage. Beltz Juventa, Weinheim/Basel 2016, ISBN 978-3-7799-3344-1.
- Philipp Mayring: Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12. Auflage. Beltz, Weinheim/Basel 2015, ISBN 978-3-407-25730-7.
- Gläser, Jochen/ Laudel, Grit [2004]: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2004 Inhaltsverzeichnis Rezension
- Mayring, Philipp / Gläser-Zikuda, Michaela [Hrsg.][2005]: Die Praxis der qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim und Basel: Beltz Verlag
- Mayring, Philipp [2000]: Qualitative Inhaltsanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [Online Journal], 1(2)
- Schreier, Margrit [2012]: Qualitative Content Analysis in Practice. London: Sage Publications
- Schreier, Margrit [2014]: Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten. In: Forum Qualitative Sozialforschung. Jg. 15, Heft 1 (abgerufen am 18. Mai 2016).
- Steigleder, Sandra [2008]: Die strukturierende qualitative Inhaltsanalyse im Praxistest. Eine konstruktiv kritische Studie zur Auswertungsmethodik von Philipp Mayring. Tectum Verlag: Marburg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mathes, Rainer (1992): Hermeneutisch-klassifikatorische Inhaltsanalyse von Leitfadengesprächen. Über das Verhältnis von quantitativen und qualitativen Verfahren der Textanalyse und die Möglichkeit ihrer Kombination. In: Hoffmeyer-Zlotnik, Jürgen H. P. (Hrsg.): Analyse verbaler Daten: über den Umgang mit qualitativen Daten. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 410.
- ↑ Mayring, Philipp (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. In: Mey, Günther & Mruck, Katja (Hrsg.): Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS, S. 604.
- ↑ Mayring, P. und Brunner, E. (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. In H. Boller, B. Friebertshäuser, A. Langer, A. Prengel & S. Richter (Hrsg.): Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. 3. Aufl. (S. 323–334). Weinheim [u. a.]: Juventa-Verl.