Quecksilberthermometer – Wikipedia

Quecksilberthermometer

Ein Quecksilberthermometer ist ein Flüssigkeitsthermometer, das als Thermometerflüssigkeit Quecksilber verwendet. Erste Erwähnung findet Quecksilber in einer Arbeit von Guillaume Amontons, in der die Änderung der Anzeige von Quecksilberbarometern mit der Temperatur beschrieben wurde. Die Bedeutung dieses Umstandes erkannte 1718 der Physiker Daniel Gabriel Fahrenheit und ersetzte den bis dahin eingesetzten Alkohol durch Quecksilber. Dies hatten auch schon vorher andere getan, aber da er auch noch Skalen anbrachte und seine Thermometer durch eine Kalibrierungsanweisung und spezielle Herstellungsverfahren zuverlässig und reproduzierbar arbeiteten, gilt er als Erfinder des Quecksilberthermometers im Speziellen aber auch des Thermometers als wissenschaftliches Messinstrument im Allgemeinen.

Da Quecksilber einen nahezu temperaturunabhängigen Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzt und das Glas des Thermometerröhrchens nicht benetzt, waren bis in die 1970er Jahre Quecksilberthermometer, die am weitesten verbreiteten Thermometer, insbesondere für präzise Messungen. Quecksilberthermometer können im Temperaturbereich von −38 °C (Gefrierpunkt von Quecksilber) und 350 °C (Siedepunkt von Quecksilber) eingesetzt werden.

Wenn dem Quecksilber Thallium zugegeben wird, kann der Messbereich bis −58 °C erweitert werden.

Das Quecksilberthermometer kann auch bis über seinen Siedepunkt verwendet werden, wenn das Quecksilber Stickstoff unter hohem Druck enthält. So kann der Messbereich auf 750 °C erweitert werden.

Da Quecksilber als flüssiges Metall elektrisch leitfähig ist, ist es möglich, Quecksilberthermometer zu bauen, die beim Erreichen eines bestimmten Temperaturwertes durch einen im Röhrchen eingebrachten Kontakt Schalthandlungen ausführen können, was zum Beispiel in Thermostaten genutzt werden kann.

Seit den 1970er Jahren werden Quecksilberthermometer wegen der Giftigkeit des Quecksilbers, insbesondere der im Schadensfall auftretenden Quecksilberdämpfe (die in kleinen Kügelchen enthalten sind und an die Luft treten, sobald das Thermometer zerbricht), zunehmend durch andere Thermometertypen, v. a. Alkoholthermometer, ersetzt. In einem Fieberthermometer mit Quecksilber als Indikator befindet sich bis zu 1 g Quecksilber. Bei 20 °C Raumtemperatur entspricht dies einer Kugel mit ungefähr 5,2 mm Durchmesser. Seit 2009 ist der Vertrieb von Quecksilberthermometern mit Ausnahme des wissenschaftlichen und medizinischen Bereichs innerhalb der EU verboten.[1] Seit dem 10. April 2014 ist auch der Vertrieb von Quecksilberthermometern für gewerbliche und industrielle Verwendungen verboten.

Aufgrund ihres Gefahrenpotenzials für Mensch und Umwelt gehören quecksilberhaltige Fieberthermometer zu den gefährlichen Abfällen und müssen als solche fachgerecht entsorgt werden. Quecksilberthermometer können in einem Schadstoffmobil abgegeben werden, sie gehören nicht in den Hausmüll. In Krankenhäusern oder Arztpraxen sind die Thermometer vor Ort getrennt zu sammeln und sicher in geeigneten Behältern aufzubewahren, bis sie durch ein spezialisiertes Entsorgungsunternehmen abgeholt werden.[2]

Quecksilber muss grundsätzlich getrennt von allen anderen Abfallarten entsorgt werden. Die Einordnung als gefährlicher Abfall ist allen Arten von Quecksilberabfällen gemeinsam. Je nach ihrer Herkunft lassen sich quecksilberhaltige Abfälle unterschiedlichen Abfallschlüsselnummern im Europäischen Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV) zuordnen.[3]

Commons: Quecksilberthermometer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Verbot von quecksilberhaltigen Fieberthermometern. Europäisches Parlament, abgerufen am 30. Juli 2024.
  2. Entsorgung von Quecksilber. In: Abfallmanager Medizin. 1. April 2021, abgerufen am 26. August 2021.
  3. Quecksilber im Europäischen Abfallverzeichnis. (PDF) Umweltbundesamt, abgerufen am 26. August 2021.