Römerwein von Speyer – Wikipedia

Der Römerwein von Speyer (um 325 n. Chr., Bodenfund 1867), gilt als ältester erhaltener Traubenwein der Welt

Der Römerwein von Speyer ist eine mit einer Flüssigkeit, vermutlich Wein, gefüllte Flasche, die 1867 bei Speyer gefunden wurde und als die älteste noch bestehende Flasche Wein bezeichnet wird.[1][2] 2024 wurde im spanischen Carmona noch älterer römischer Wein entdeckt, dieser befand sich allerdings mit menschlichen Überresten in einer Urne.[3][4]

Die etwa 1,5 Liter fassende Flasche mit an Amphoren erinnernden gelbgrünlichen Schultern[5] und delfinartigen Henkeln wird auf das Jahr 325[1] oder 350[6] n. Chr. datiert und ist damit vermutlich die älteste ungeöffnete Weinflasche der Welt.[1][6][7][5] Seit ihrer Entdeckung wird sie im Weinmuseum des Historischen Museums der Pfalz in Speyer ausgestellt.[8] Der Raum, in dem sie seit ihrer Entdeckung ausgestellt ist, wird wegen seiner Wand- und Deckenbemalung als Wappensaal bezeichnet und befindet sich im Untergeschoss des Südturms des Museums.[9] Im Vergleich zu den auf das Jahr 6000 v. Chr. zurückgehenden ältesten Überresten von Wein, die sich allerdings nur in Form von pulverförmigen Niederschlägen erhalten haben, ist diese Flasche aber noch sehr jung.[10]

Die Flasche wurde während einer Ausgrabung des Grabes eines Römers aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. gefunden.[11] Das Grab enthielt zwei Sarkophage mit den sterblichen Überresten eines Mannes und einer Frau.[1] Möglicherweise war der Verstorbene ein römischer Legionär, dem der Wein als Wegzehrung auf die letzte Reise mitgegeben wurde.[12] Von den sechs Weinflaschen in dem Sarkophag der Frau und den zehn Gefäßen im Sarkophag des Mannes enthielt nur eine nach wie vor eine Flüssigkeit. Eine dritte Flasche enthielt am Flaschenboden eine durchsichtige Flüssigkeit, die an Kolophonium erinnert.

Obwohl der Wein inzwischen seinen Alkoholanteil verloren hat, zeigen Analysen, dass es sich zumindest bei einem Teil der Flüssigkeit um Wein gehandelt hat,[1] welcher vermutlich in der Region des Fundorts produziert[7] und mit einer Mixtur aus Kräutern angereichert worden war.[1] Die Konservierung des Weines wird auf eine große Menge Olivenöl zurückgeführt, das dem Inhalt der Flasche beigemengt wurde, um Luft vom Wein fernzuhalten,[1] sowie auf ein Heißwachssiegel.[2][6][7]

Obwohl Wissenschaftler daran interessiert sind, die Flasche zu öffnen, um den Inhalt genauer zu untersuchen, blieb die Flasche über das Jahr 2011 hinaus verschlossen, weil unbekannt ist, wie die Flüssigkeit bei Kontakt mit Luftsauerstoff reagieren würde.[7][8] Der Kurator des Museums, Ludger Tekampe, gibt an, dass er in den letzten 25 Jahren keine Veränderung des Inhalts beobachten konnte.[8] Die Önologie-Professorin Monika Christmann der Hochschule Geisenheim sagte, dass der Wein mikrobiologisch vermutlich nicht verdorben sei, aber kaum eine Gaumenfreude sein könne.[7]

Titus Petronius (um 27–66 n. Chr.) schrieb im Satyricon über mit Gips verschlossene Flaschen, die dieser Flasche ähneln. Die Verwendung von Glas für Weinflaschen war in der Antike unüblich, weil römisches Glas normalerweise zu zerbrechlich für die Verpackung von Getränken war.[5]

Ebenfalls im Historischen Museum der Pfalz befindet sich auch die älteste noch komplett mit Wein gefüllte Weinflasche. Sie wurde im Jahr 1687 in einem Steinauer Weinberg in der Nähe von Naumburg abgefüllt.[13][1][11]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Römerwein in Speyer: Der älteste flüssige Wein der Welt. Deutsches Weininstitut, archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 27. Juni 2014.
  2. a b Bethanne Patrick, John Thompson, Henry Petroski: Of Vice & Vines: The Uncommon History of Wine. In: The Uncommon History of Common Things. National Geographic, Washington D.C. 2009, ISBN 978-1-426-20420-3, S. 304 (online).
  3. Ältester Wein der Welt gefunden – in einer Urne mit Knochenresten. 19. Juni 2024, abgerufen am 21. Juni 2024.
  4. Daniel Cosano, Juan Manuel Román, Dolores Esquivel, Fernando Lafont, José Rafael Ruiz Arrebola: New archaeochemical insights into Roman wine from Baetica. In: Journal of Archaeological Science: Reports. Band 57, 2024, Artikel 104636, DOI:10.1016/j.jasrep.2024.104636.
  5. a b c Ronald S. Jackson: Wine Science: Principles and Applications. 3. Auflage, Academic Press/Elsevier, Burlington (MA)/London/San Diego 2008, ISBN 978-0-123-73646-8, S. 489 (online).
  6. a b c The Globe and Mail (Hrsg.): Ask A Wine Expert: 101 Things We All Want to Know. Booktango 2013, S. 13 (online).
  7. a b c d e Allan Hall: Shall we crack open the 350AD vintage? Historians debate whether to open ‚world's oldest bottle of wine‘. Daily Mail vom 10. Dezember 2011 (online).
  8. a b c Museum scared to open ancient Roman wine. In: The Local (Germany edition) vom 9. Dezember 2011 (online).
  9. Wine Museum, Speyer. In: Michelin Travel Guide (online (Memento vom 28. April 2014 im Internet Archive)).
  10. Gregory Dal Piaz: Old wine. An ancient timeline for great old wine (Memento des Originals vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.snooth.com. Abgerufen am 27. April 2014.
  11. a b Roman Wine in Speyer. Highlight of the Wine Culture. (Memento des Originals vom 4. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.speyer.de speyer.de, abgerufen am 26. April 2014.
  12. The oldest wine in the world. (Memento des Originals vom 26. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfalz.de pfalz.de, abgerufen am 25. April 2014.
  13. Römerwein in Speyer: Der älteste flüssige Wein der Welt - Höhepunkte der Weinkultur: Pfalz. (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 8. Juni 2014.