Liste der Wüstungen in Dresden – Wikipedia

Die Liste enthält Wüstungen, die sich im Stadtgebiet von Dresden befinden. Dabei handelt es sich um Siedlungen, die aus verschiedenen, oftmals auch ungeklärten Gründen nicht mehr existieren.

Poppitz, nahe dem Freiberger Platz

In den 109 Gemarkungen, die zur sächsischen Landeshauptstadt Dresden gehören, haben sich etwa 80 historische Dorfkerne erhalten. Die Dorfkerne der übrigen Gemarkungen wurden neu bebaut, bestehen aber häufig zumindest noch als Straße weiter. Wieder andere Dorfkerne, Wüstungen, wurden schon in früherer Zeit verlassen und verschwanden im Laufe der Jahre, ohne wieder bebaut zu werden, mitunter wurden sie erst in neuester Zeit überbaut.

Etwa 20 im Dresdner Stadtgebiet gelegene Wüstungen sind noch bekannt. Überdurchschnittlich viele von ihnen befinden sich im Bereich der linkselbischen Dresdner Vorstädte. Dies ist zum Teil auf die Nähe zur Elbe zurückzuführen – Rostagk und Wernten wurden wahrscheinlich nach einem Hochwasser Anfang des 15. Jahrhunderts aufgegeben. Ein weiterer Grund ist die Ausbreitung Dresdens, dessen Rat zum Beispiel das Vorwerk Auswik aufkaufte und dessen Fluren an Dresdner Bürger und Bauern aus Nachbardörfern verteilte, so dass die Gebäude nicht mehr gebraucht wurden. Ihren Beitrag leisteten im Februar 1945 jedoch die verheerenden Luftangriffe auf Dresden, nach denen weite Teile der Vorstädte neu errichtet und dabei alte Strukturen überbaut worden waren, weshalb die Reste von Fischersdorf und Poppitz verschwanden.

Im übrigen Stadtgebiet Dresdens spielten wirtschaftliche Erwägungen bei der Aufgabe von Dörfern die wahrscheinlich wichtigste Rolle. Mehrfach befand die Dorfgemeinschaft die Fluren für zu wenig ertragreich oder ein Grundherr verfügte die Umsiedlung.

Wüstungen in Dresden

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Name (Ursprung) Lage Flur übergegangen an Gemarkung Erst­er­wähnung Beginn des Wüstliegens Sichtbare Relikte
Altenfischersdorf (selbsterklärend)[1][2] nördliche Wilsdruffer Vorstadt, Ostra-Allee Altstadt I (1410)
1480
vermutlich 13./14. Jahrhundert[2] (Verlegung nach Fischersdorf) keine
Fischersdorf (selbsterklärend)[1][2] Wilsdruffer Vorstadt, zwischen Annenkirche und Schauspielhaus, südlich der Freiberger Straße Altstadt I 1410 nach 1945 keine (früherer Dorfplatz „Fischhofplatz“ nach den Luftangriffen komplett abgetragen und überbaut)
Kleinostra (von sorbisch „ostrov“ = Insel; vgl. Ostragehege)[1][3] nördliche Wilsdruffer Vorstadt, Ostra-Allee Altstadt I 1305 vor 1470, 1573 abgebrochen keine
Lonnßewitz (Ursprung unbekannt)[4] Wilsdruffer Vorstadt, genaue Lage unbekannt Altstadt I 1495 nach 1495 keine
Poppitz (von sorbisch „Popuicz“ = Leute eines Priesters)[1][5] Wilsdruffer Vorstadt, zwischen Sternplatz und Annenkirche, direkt nördlich der Herkuleskeule Altstadt I 1315 nach 1945 keine (früherer Dorfplatz „Poppitz“ nach den Luftangriffen komplett abgetragen und überbaut)
Ramwoltitz, auch Ranvoltitz (von Ramfold[6] oder „Ranwalt“ einem deutschen Lokator)[7][8] Johannstadt, Kreuzung Striesener/Hans-Grundig-Straße Altstadt II 1310 nach 1315 Straßenname „Rampische Straße“, beginnend am Neumarkt
Rostagk, auch Rostack (von sorbisch „rostok“ = Flussgabelung; vgl. Rostock)[9][10] westliche Friedrichstadt, Hamburger Straße, nahe der heutigen Weißeritzmündung in die Elbe Friedrichstadt 1326 zwischen 1402 und 1416 keine
Wernten (von „Vernota“, dem Namen eines slawischen Lokators)[9][11] westliche Friedrichstadt, zwischen Flügelwegbrücke und Alberthafen teils Ockerwitz, später komplett Friedrichstadt 1071 (F 1140er Jahre) zwischen 1350 und 1470 keine
Praschütz (von „Pravek“, dem Namen eines slawischen Lokators)[12][13] Neugruna, Kreuzung Schandauer/Ludwig-Hartmann-Straße zunächst Gruna, dann Blasewitz 1307 1310 keine
Beerhut (von „Beeren“ und „Hutung“)[14][15][16] Neunimptsch Gorbitz, Roßthal 1430 1430 Straßenname „Beerenhut“, späterer Niedergorbitzer Ortsteil „Beerhut“
Altes Dorf (selbsterklärend)[17][18] Wilschdorfer Anbau, nahe Glasewalds Ruhe, Bereich Berggasse/Ruhesteg Wilschdorf unbekannt unbekannt keine
Knapsdorf, auch Knappsdorf (Ursprung unbekannt)[19][20][21] Radeburg, nahe der Stadtgrenze zu Dresden, zwischen Radeburger Straße und Fürstenweg Rähnitz (heute Hellerau), Marsdorf, Volkersdorf 1310 Mitte des 17. Jahrhunderts Straßenname Knappsdorfer Straße im Stadtteil Rähnitz
Kummersdorf, auch Cunnersdorf (von „Konrad“, dem Namen eines deutschen Lokators)[17][22][20] Moritzburg, westlich der Waldteiche, nördliche Waldteichstraße, nahe der Gemeindegrenze zu Dresden Boxdorf, Wilschdorf, Reichenberg, Eisenberg 1408 vor 1408 keine
Leipen, auch Lippen (Ursprung unbekannt)[23][24] Dobritz-Süd, Breitscheidstraße Dobritz 1286 zwischen 1352 und 1475 keine
Cloden (Ursprung unbekannt)[25] Pirna, nördlich von Birkwitz nahe der Stadtgrenze zu Dresden Birkwitz, Oberpoyritz, Söbrigen, später auch Pillnitz 1438 vor 1438 keine
Bortzschen, auch Borschen (Ursprung unbekannt)[26] Mickten, nahe der Brücke der Sternstraße über die Kaditzer Flutrinne Mickten, Übigau 1324 Ende des 16. Jahrhunderts keine
Gleina (von sorbisch „glin“ = Lehm; vgl. Glien)[27][28] Kaditz, Kreuzung Gleinaer/Grimmstraße, im Bereich der Seewiesen[29] Kaditz, Teile an Radebeul[30] 1303 zwischen 1370 und 1529 (um 1400?) Straßenname Gleinaer Straße im Stadtteil Kaditz
Kleinmickten (von „Mikota“, dem Namen eines slawischen Lokators)[31][32] Mickten, Kreuzung Lommatzscher/Trachauer Straße Mickten 1402 Ende des 16. Jahrhunderts keine
Poppewitz (Ursprung unbekannt)[33][34] Kleinkaditz, Am Vorwerksfeld Kaditz 1456 15. Jahrhundert keine
Auswik, auch Ausmick (von sorbisch „usmyk“ = Talzugang)[35][36] Südvorstadt, unmittelbar südwestlich des Fritz-Foerster-Platzes Altstadt II 1350 1473 (Abbruch) keine
Boskau, auch Boschkau (von „Bozek“, dem Namen eines slawischen Lokators)[35][37] Südvorstadt, nördlich des Beutlerparks Altstadt II 1315 zwischen 1350 und 1449 keine
Frankenberg (von „frank“ und „Berg“)[38] Strehlen, An der Christuskirche Strehlen 1312 nach 1312 keine
Zschon (von sorbisch „cujni“ = munter)[39][40] Steinbach, am Eingang des Zschoner Grundes Steinbach 1071 (F 1140er Jahre) vor 1556 Flurname „Zschoner Grund“, evtl. Schulzenmühle
Domlitz (Ursprung unbekannt)[41] zwischen Gohlis, Cossebaude, Mobschatz und Stetzsch Obergohlis Unklar, Ortsname aus überlieferten Flurnamen rekonstruiert Gewässernamen Dommlitzbach, Dommelsbach, Flurnamen Dumlitz und Tummelsgrund, Brückenname Domsels Brücke, Tumults-Brücke (1767), Siedlung Tummelse (Neu-Leuteritz)
  1. a b c d Innere Vorstädte Altstadt: Wilsdruffer Vorstadt. In: dresden-und-sachsen.de. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  2. a b c Fischersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Kleinostra im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Lonnßewitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. Poppitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  6. so bei Johannstadtarchiv.de
  7. Stadtteil Johannstadt. In: dresden-und-sachsen.de. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  8. Ramwoltitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  9. a b dresdner-stadtteile.de (Memento vom 19. Juni 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  10. Rostack im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  11. Wernten im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  12. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 28. Juni 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  13. Praschütz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  14. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 16. Mai 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  15. Stadtteile Dölzschen und Roßthal-Neunimptsch. In: dresden-und-sachsen.de. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  16. Beerhut im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  17. a b Stadtteil Wilschdorf. In: dresden-und-sachsen.de. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  18. Geschichte des Dorfes Wilschdorf. Evangelisch-Lutherische Christophoruskirchgemeinde Dresden-Wilschdorf-Rähnitz, abgerufen am 4. Februar 2016.
  19. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 16. Mai 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  20. a b Peter Bätz: Das Promnitztal: Chronik Volkersdorf 1378 – 2003. In: promnitztal.de. Archiviert vom Original am 12. Juli 2012; abgerufen am 4. Februar 2016.
  21. Stadtteil Rähnitz. In: dresden-und-sachsen.de. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  22. Kummersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  23. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 6. Juli 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  24. Leipen, Lippen im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  25. Cloden im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  26. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 27. Januar 2023 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  27. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 29. Januar 2023 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  28. Gleina im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  29. Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2., leicht geänderte Auflage 2006, ISBN 3-938460-05-9. S. 66.
  30. Radebeul. In: Dresden-Lexikon.de. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  31. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 27. Januar 2023 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  32. Kleinmickten im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  33. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 29. Januar 2023 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  34. Poppewitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  35. a b dresdner-stadtteile.de (Memento vom 5. Dezember 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  36. Auswi(c)k im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  37. Bos(ch)kau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  38. Frankenberg im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  39. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 9. Dezember 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  40. Zschon im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  41. Domlitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen