Rathaus Innsbruck – Wikipedia

Das Rathaus der Stadt Innsbruck befand sich seit 1358 in der Herzog-Friedrich-Straße in der Altstadt (heute: Altes Rathaus, ), seit 1897 gibt es das Neue Rathaus in der Maria-Theresien-Straße ().

Altes Rathaus mit Stadtturm
Relief des Stadtwappens am Alten Rathaus

Die Amtsgeschäfte der Stadtverwaltung wurden ursprünglich in der jeweiligen Wohnung des Bürgermeisters, Stadtrichters oder Stadtschreibers abgewickelt. In der Mitte des 14. Jahrhunderts war der Verwaltungsaufwand so groß, dass ein eigenes Amtsgebäude benötigt wurde. Am 8. Mai 1358 gewährte daher der Landesfürst, Markgraf Ludwig der Brandenburger, einen Steuernachlass, der den Ankauf eines Bürgerhauses am Stadtplatz ermöglichte. Dieses wurde zum ersten Rathaus einer Tiroler Stadt umgebaut. 1442–1450 wurde es durch Ankauf des südlich angrenzenden Hauses vergrößert und der Stadtturm erbaut. 1450–60 wurden ein weiteres schmales Haus südlich des Stadtturms erworben und die Lauben errichtet. 1496 wird eine eigene Ratstube („jnn der fürsichtigen ersamen vnnd weysen burgermeister vnnd rats zu Jnnspruggs hindern gewonlichen radstuben“) als Beurkundungsort erwähnt.[1]

Ursprünglich hatte das Rathaus nur ein Obergeschoß und eine Mansarde sowie ein hohes Satteldach mit der Giebelfront zum Stadtplatz. Die heutige Gestalt erhielt es bei einem Umbau 1658. Das Gebäude war, wie damals bei vielen Rathäusern im deutschsprachigen Raum üblich, dreigeteilt: Im Erdgeschoß befanden sich eine Kaufhalle und die Brotbank, im ersten Obergeschoß die Ratsstube, die Verwaltungsräume des Stadtschreibers sowie das Stadtarchiv. Im zweiten Obergeschoß lag der 110 m² große repräsentative Bürgersaal. 1691 wurde das Rathaus nach Erdbebenschäden von Johann Martin Gumpp dem Älteren erneuert.

1897 wurde das Rathaus durch das Neue Rathaus in der Maria-Theresien-Straße abgelöst und anschließend anderweitig genützt. Zum 800-Jahr-Jubiläum Innsbrucks 1980 übersiedelten das Kultur- und Schulamt in das Gebäude, das seither wieder als städtisches Amtsgebäude dient.

Baubeschreibung

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Das breite, weit in die Tiefe reichende Haus auf einem sich nach hinten verjüngenden Grundriss umfasst den Stadtturm heute an drei Seiten. Nördlich des Stadtturms weist es drei Fensterachsen auf, südlich davon eine. Der nördliche Teil besteht aus einem dreigeschoßigen Vorderhaus mit Blendmauer und einem viergeschoßigen Stöcklgebäude, die durch einen ebenerdigen Anbau verbunden sind. Erstes und zweites Obergeschoß des Vorderhauses treten über den Lauben aus der Straßenflucht vor und liegen in einer Ebene mit dem ebenfalls vortretenden Stadtturm. Ein Relief an der Fassade zeigt einen Engel mit dem Stadtwappen und ein Bürgerpaar in der Tracht des 16. Jahrhunderts, das 1939 zum 700-jährigen Gedenken an die Bestätigung des Stadtrechts von Hans Andre geschaffen wurde. Der Durchgang führt zu einem Innenhof mit Brunnen.

Der 56 m hohe Stadtturm wurde um 1450 gebaut. Ursprünglich mit einem spitzen Turmhelm versehen, erhielt er um 1560 eine Renaissance-Zwiebelhaube. Es handelt sich um den ältesten derartigen Bau in Österreich, der nach italienischen Vorbildern errichtet wurde. Er war Ausdruck des bürgerlichen Selbstbewusstseins gegenüber den im Neuen Hof residierenden landesfürstlichen Stadtherren. Der Türmer hatte auf Brandgefahren zu achten, nach Feinden Ausschau zu halten und für Ruhe zu sorgen. Von der Turmgalerie in 33 m Höhe bietet sich ein Ausblick auf die Dächer der Stadt.

Neues Rathaus
Erweiterungsbau von 2002
Passage

Drei gotische Bürgerhäuser in der damals Neustadt genannten Maria-Theresien-Straße wurden Anfang des 18. Jahrhunderts nach Plänen von Johann Martin Gumpp dem Älteren zum barocken Palais Künigl umgebaut. 1810 erwarb es der Handelsmann Leopold Ferstl, 1847 der Wiener Hotelier Ernst Manlik, der es 1848 zum Hotel d’Autriche (Österreichischer Hof) umbauen ließ. Es war das erste Haus am Platz, musste aber aufgrund der Konkurrenz durch die neuen Hotels am Bahnhofsplatz schon 1876 den Betrieb wieder einstellen. 1882 erwarb es der Innsbrucker Papiergroßhändler Leonhard Lang, der es für sein zur Großhandlung angewachsenes Geschäft nutzte und erweiterte und 1897 der Stadt Innsbruck als neues Rathaus schenkte. Dafür wurde er noch im selben Jahr zum Ehrenbürger ernannt. Am 10. November 1897 übersiedelte der Stadtmagistrat aus der Altstadt in das neue Rathaus.

Baubeschreibung

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Die ursprünglich barocke Palastanlage bestand aus einem viergeschoßigen, zwölfachsigen Haupttrakt und zwei dreigeschoßigen Querflügeln. Beim Umbau 1848 wurde die Fassade im klassizistischen Stil umgestaltet. Die vier Mittelachsen der streng symmetrischen Fassade sind durch über alle Geschoße reichende Kolossalpilaster gegliedert. Im zweiten Obergeschoß befindet sich ein Balkon.

Der zwischen 1882 und 1886 errichtete Quer- bzw. Saaltrakt im Innenhof mit Fresken von Ferdinand Wagner wurde 1944 durch Bomben zerstört. Der Westtrakt des Rathauses an der Fallmerayerstraße stammt aus dem Jahr 1939.

Ab Mitte der 1980er Jahre gab es Pläne für eine Erweiterung des Rathauses, die schließlich in einem Projekt der Stadt Innsbruck mit privaten Investoren verwirklicht wurde. 2002 wurde der vom französischen Architekten Dominique Perrault geplante, wesentlich vergrößerte Rathauskomplex eröffnet, der neben neuen Räumlichkeiten für die Stadtverwaltung ein Kongresshotel mit Dachgarten, eine Einkaufspassage (Rathausgalerien) und eine Tiefgarage umfasst. Die Passage stellt eine Verbindung zwischen Maria-Theresien-Straße, Adolf-Pichler-Platz und Anichstraße her. Sie ist von einer Glasfläche mit einzelnen farbigen Glasfeldern, die von Daniel Buren entworfen wurde, überdacht. In der Mitte der Passage befindet sich der Zugang zum neuen Rathaus, darüber erhebt sich der 37 m hohe gläserne Stiegenhaus- und Liftturm, dessen oberstes Geschoß als Aussichtsplattform zugänglich ist. Die Fassade des Turms wurde von Peter Kogler gestaltet. Der sechsgeschoßige Neubau steht frei zwischen den beiden alten Gebäuden und weist eine schwarz-weiße Glasfassade im Schachbrettmuster auf.

Im Zuge der Errichtung des Neubaus und der Tiefgarage konnten Teile des 1856 aufgelassenen Spitalsfriedhofs freigelegt und archäologisch untersucht werden.

Einzelnachweise

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  1. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 226, Nr. 1309.
Commons: Altes Rathaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Neues Rathaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien