Rheintalhaus – Wikipedia
Das Rheintalhaus oder der Rheintalhof ist die traditionelle bäuerliche Hausform in Dornbirn und den umliegenden Gemeinden im Vorarlberger Rheintal. Dieser Haustyp wurde in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert gebaut.
Baumerkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Rheintalhaus ist in Blockbauweise errichtet, wie sie für die zentralen und östlich anschließenden Alpen vorherrschend und kennzeichnend ist.[1] In der ursprünglichen Bauweise des Rheintalhauses, wie sie in der Zeit vor 1800 üblich war, waren an den Ecken und beim Zusammentreffen der Innenwände auf die Außenwand die vorstehenden Balkenköpfe erkennbar. Im Laufe der letzten 100 bis 150 Jahre wurden zahlreiche sichtbare Holzwände der ursprünglichen Blockhäuser mit Holzschindeln versehen oder verputzt und dabei auch die vorstehenden Balkenköpfe abgesägt.[2] Das Kellergeschoß ist gemauert[1] und wurde zum Teil als Webkeller genutzt.[3]
Das Rheintalhaus lässt sich durch verschiedene Merkmale charakterisieren:
- Die große Mehrheit der Rheintalhäuser verfügt über ein Steildach, dessen Knick[1] durch Aufschieblinge entsteht. Von der älteren Form des Rheintalhauses mit flach geneigtem Satteldach sind nur noch wenige Exemplare vorhanden.[4] Bedeckt waren diese Dächer mit Brettschindeln, die mit groben Steinen beschwert wurden. Kurz vor 1600 entwickelte man in Lüttich ein neues Verfahren, Nageleisen zu spalten statt mit dem Hammer zu schmieden. Die so hergestellten Nägel wurden zunächst im holländischen Schiffsbau verwendet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Preissturz der Eisennägel und die ersten stattlichen Häuser mit steilen Nageldächern wurden errichtet.[5] Die Dächer waren früher mit Holzschindeln, heute mit Ziegeln bedeckt.
- Hängende Steildächer hatten die Tendenz, im Lauf der Zeit seitlich etwas abzurutschen. Flugsparrendreiecke schaffen Abhilfe, indem sie die vorstehenden Flugsparren mit den Pfettenbögen verstreben.[5]
- Charakteristische Kennzeichen der Rheintalhäuser sind paarweise angeordnete Fenster und vielfach das über die Geschoße hervorstehende Giebelgeschoß.[6] In der Ebene schützen die steinernen Sockel vor Überschwemmungen.[7]
- Klebdächer kamen im 16. Jahrhundert in Schwyz auf. Sie schützen vor Niederschlägen, beschatten im Sommer bei hohem Sonnenstand die Fenster[5] und wurden zu einem typischen Merkmal der Rheintalhäuser.[6][8] Ursprünglich wurden die Klebdächer unten offen gebaut, später waren konkav ausgekehlte Untersichten üblich.[5]
- Die Raumeinteilung der Rheintalhäuser ist einheitlich mit Stube und Nebenzimmer, das oft als Elternschlafzimmer diente, und der Küche im Hinterhaus. Der Hauseingang befindet sich in der Regel traufseitig. Von der Küche führt eine Treppe in das Obergeschoß, das dieselbe Grundrissgestaltung wie das untere Geschoß aufweist. Im Obergeschoß sind meist die Schlafzimmer der Kinder untergebracht.[9] Die Stallscheune ist firstgleich an das Wohngebäude angebaut.[1]
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Haus an der Klostergasse 1 in Dornbirn stammt aus der Zeit um 1700.
- Loackerhaus in Dornbirn mit Rokokomalereien an den Untersichten der Klebdächer
- Im Hermann-Dür-Haus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Heimatmuseum Schwarzach untergebracht.
- Rheintalhaus aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Staldenstraße 4 in Lustenau
- Rheintalhof in Schnifis. Über der Kellertüre eine Holztreppe zum überdachten Hauseingang
- Stube im Siebers Hus, einem Rheintalhaus in Meiningen aus dem 17. Jahrhundert
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Bernhard Engelbrecht: Rheintalhaus (Dornbirn). Auf: Berni's Großer Kulturatlas Österreich, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Kehlerstraße 53. ( des vom 8. März 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Werner Matt, Harald Rhomberg: Klostergasse 1. ( des vom 8. März 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Kehlegg 18. ( des vom 8. März 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ a b c d Jost Kirchgraber: Das bäuerliche Toggenburger Haus und seine Kultur im oberen Thur- und Neckertal in der Zeit zwischen 1648 und 1798. VGS Verlagsgenossenschaft, St. Gallen 1990, ISBN 978-3-7291-1056-4.
- ↑ a b Weppach 16. ( des vom 8. März 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Armin Eberle, Meinrad Gschwend, Irene Hochreutener Naef, Robert Kruker: Die Bauernhäuser des Kantons St.Gallen. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde. Band 35.1. Basel und Herisau 2018, ISBN 978-3-908122-98-2.
- ↑ Kehlegg Nr. 9. ( des vom 8. März 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Kehlerstraße 53. ( des vom 8. März 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Geschichte. Das Leben des Roten Hauses. Auf der Website des Restaurants »Rotes Haus«, Dornbirn, abgerufen am 15. April 2019