Rixfeld – Wikipedia

Rixfeld
Stadt Herbstein
Koordinaten: 50° 35′ N, 9° 23′ OKoordinaten: 50° 34′ 44″ N, 9° 22′ 53″ O
Höhe: 397 m ü. NHN
Fläche: 7,99 km²[1]
Einwohner: 363 (30. Juni 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36358
Vorwahl: 06643

Rixfeld ist ein Stadtteil von Herbstein im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Lage von Rixfeld (Rexfeldt) auf einer Kartes des Hochstifts Fulda von 1574
Evangelische Kirche

Die älteste erhaltene Erwähnung von Rixfeld findet sich in einem Tauschvertrag, der um 900 datiert. Der Ort wird im Codex Eberhardi als '„Rǒhgisesfelt“ bezeichnet.[3] Eine Nennung um 1011 als „Reggisfelt“[4] gilt als Fälschung. 1299 werden „bona ... sita in Rickesfeld“ (Güter, gelegen in Rixfeld) erwähnt.[5] Aus den genannten Erwähnungen ergibt sich, dass es bis ins Hochmittelalter und darüber hinaus starken Besitz und Einfluss des Klosters Fulda im Ort gab. Dieser wird erneut 1338 in einer Urkunde „zu Rexfelde“ erwähnt.[6]

Rixfeldt gehörte zur wohl seit dem Spätmittelalter zur Herrschaft Riedesel. 1489 ist „Rixfeldt“ genannt.[7]

1709 wurde bei Rixfeld ein Galgen errichtet.

Durch die Mediatisierung ab 1806 gelangt der Ort zum Großherzogtum Hessen.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Rixfeld zum 1. August 1972 kraft Landesgesetz ein Stadtteil von Herbstein.[8][9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rixfeld angehört(e):[1][10]

Materielles Recht

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In Rixfeld galten die Riedesel’schen Verordnungen als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit diese Verordnungen keine Bestimmungen enthielten. Dieses Sonderrecht behielt theoretisch seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, in der gerichtlichen Praxis wurden aber nur noch einzelne Bestimmungen angewandt. Das Partikularrecht wurde zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst.[14]

Gerichtsverfassung seit 1803

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In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Rixfeld ab 1806 das „Riedeselsche Patrimonialgericht Altenschlirf“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Altenschlirf“ war daher von 1821 bis 1853 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Altenschlierf, das für Rixfeld zuständig war. 1853 erfolgte die Verlegung des Landgerichts nach Herbstein.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Herbstein und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15] Ab 1943 wurde das Amtsgericht Herbstein nur noch als Zweigstelle des Amtsgerichts Lauterbach betreiben, bevor es 1968 endgültig aufgelöst wurde und in dem Amtsgerichtsbereich von Lauterbach zugeschlagen wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

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  • 1961: 420 evangelische (= 89,17 %) und 48 (= 10,19 %) katholische Einwohner[1]
Rixfeld: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
  
429
1840
  
490
1846
  
495
1852
  
465
1858
  
551
1864
  
450
1871
  
456
1875
  
470
1885
  
453
1895
  
448
1905
  
430
1910
  
485
1925
  
423
1939
  
386
1946
  
432
1950
  
462
1956
  
445
1961
  
471
1967
  
502
1970
  
483
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]

Ortsvorsteher ist Hans-Jürgen Eiffert (Stand Juni 2016).[16]

In Rixfeld existieren folgende Vereine (Gründungsjahr in Klammern):

  • Gesangverein Edelweiß Rixfeld (27. Oktober 1923) mit Jugend-Chor Sound of Edelweiß (2003)
  • Obst- und Gartenbauverein Rixfeld (November 1927 bis 2015)
  • Posaunenchor Rixfeld (1929)
  • Freiwillige Feuerwehr Rixfeld (4. April 1934)
  • SV 1949 Rixfeld (20. April 1949)
  • Frauengemeinschaft Rixfeld-Schadges (12. Januar 1982)

Wirtschaft und Infrastruktur

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Rixfeld liegt an der B 275 und am Vulkanradweg.

Ehemaliger Bahnhof Rixfeld an der Vogelsbergbahn

Rixfeld lag an der Bahnstrecke Bad Vilbel–Lauterbach, die nach 1994 stillgelegt wurde. Die Trasse dient heute dem Vulkanradweg. Er ist Teil des BahnRadweg Hessen, der auf ehemaligen Bahntrassen ca. 250 km durch den Vogelsberg und die Rhön führt.

Der frühere Bahnhof Rixfeld der Vogelsbergbahn (heute auch Oberwaldbahn genannt[Anm. 6]) lag 1,6 km vom Ort entfernt.

Zur Zeit des Bahnbetriebes[Anm. 7] gab es ein Hauptgleis, ein Kreuzungsgleis und ein Ladegleis mit Laderampe, das an einem Prellbock endete. Verladen wurden hier hauptsächlich Holz und Brennstoffe.

Nachdem der Eisenbahnbetrieb aufgegeben worden war, befand sich das gesamte Grundstück im Besitz der Katholischen Pfadfinderschaft Europas, die Übernachtungen im Haupthaus und einem Nebengebäude anbot. 2016 wurde das Grundstück veräußert und beherbergt seit Mai 2018 das Café Rosenbahnhof. Zwischen dem Empfangsgebäude und der Bundesstraße gibt es einen Fahrradrastplatz mit Tisch, zwei Bänken und einer Informationstafel.

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs wirkt äußerlich sehr gepflegt. Es handelt sich um einen imposanten, mit Holzschindeln verkleideten Typenbau, der 1901 nach einem Entwurf von Ludwig Hofmann errichtet wurde. Als die Eisenbahn noch Hauptverkehrsträger in der Vogelsberg-Region war, beherbergte es einen Warteraum, die Fahrkartenausgabe und die Wohnung des Bahnhofsvorstehers. Ein bis zum Bahnkörper reichender Vorbau diente dem Fahrdienstleiter, um Weichen und Signale zu stellen. Das Empfangsgebäude ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[17] Der Güterschuppen ist in Fachwerkbauweise ausgeführt, die Gefache sind mit roten Backsteinen ausgemauert.

Eine weithin sichtbare Landmarke stellt der Windpark auf der 456 m hohen Rixfelder Höhe nördlich des Ortes dar. Im Jahr 1996 wurden durch die LuV Windenergie GmbH aus Oldenburg zunächst fünf Windkraftanlagen des Typs AN Bonus 600/41 mit einer Nabenhöhe von 68 m und einer Nennleistung von je 600 kw errichtet.[18] Nach vierzehnjährigem Betrieb erfolgte ab 2010 ein vollständiges Repowering des Windparks. Die alten Anlagen wurden abgebaut und an ihrer Stelle drei neue Windkraftanlagen des Typs Enercon E-82 E2 mit einer Nabenhöhe von 138 m und einer Nennleistung von je 2,3 MW aufgestellt und im Juli 2011 in Betrieb genommen. Diese Anlagen waren, zusammen mit mehreren später errichteten des gleichen Typs auf dem Gebiet der Gemeinden Feldatal, Mücke und Ulrichstein mit einer Gesamthöhe von 179 m bis zur Fertigstellung des Windparks Ruhlkirchen im Herbst 2013 die höchsten Bauwerke im Vogelsbergkreis. Nach dem Verkauf und Rückbau der Altanlagen wurde der erneuerte Windpark am 15. Juli 2012 eingeweiht. Er kann bis zu 15.000 Haushalte mit Strom versorgen.[19]

Sport und Freizeit

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  • Vulkanradweg auf der Trasse der ehemaligen Vogelsbergbahn
  • Edelweißhütte des Gesangvereins Edelweiß Rixfeld auf der Rixfelder Höhe (Hermann-Keitzer-Platz)

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Altenschlirf) und Verwaltung,
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  6. In Unterscheidung zur Bahnstrecke Gießen–Fulda, die heute als „Vogelsbergbahn“ bezeichnet wird.
  7. Die Strecke wurde in diesem Abschnitt 1901 eröffnet (Schomann, S. 664). Der Personenverkehr wurde 1975, der Güterverkehr 1994 eingestellt.

Einzelnachweise

  1. a b c d Rixfeld, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Stadt Herbstein – Zahlen, Daten, Fakten. Abgerufen am 28. November 2021.
  3. Ernst Friedrich Johann Dronke: Traditiones et antiquitates Fuldenses. Kap. 42, Nr. 310. Korrektur nach StAM K 426, foi. 115 v.
  4. Manfred Stimming: Mainzer Urkundenbuch. Band 1. Darmstadt 1936. Nr. 251; S. 156.
  5. Landesbibliothek Fulda. Denner, Fuldische Urkunden V. S. 363.
  6. Ludwig Baur: Hessische Urkunden aus dem Großherzoglich Hessischen Haus- und Staatsarchiv Band 1. Darmstadt 60. Nr. 775, S. 536.
  7. Eduard Edwin Becker: Riedeselsches Urkundenbuch 1200 -1500. Offenbach 1924. Nr. 1470, S. 431.
  8. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Alsfeld und Lauterbach (GVBl. II 330-12) vom 1. August 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 215, § 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 368 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 23 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 425 (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  14. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 29, Anm. 92 und S. 103, Anm. 14.
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. Ortsbeiräte. In: Internetauftritt der Stadt Herbstein. Abgerufen am 25. Dezember 2017.
  17. Schomann, S. 673.
  18. Windpark-Referenzen LUV Windenergie GmbH
  19. Lauterbacher Anzeiger vom 16. Juli 2012