Sandau (Elbe) – Wikipedia
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 47′ N, 12° 3′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Stendal | |
Verbandsgemeinde: | Elbe-Havel-Land | |
Höhe: | 27 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,58 km2 | |
Einwohner: | 831 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 39524 | |
Vorwahl: | 039383 | |
Kfz-Kennzeichen: | SDL, HV, OBG | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 90 445 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Fontanestraße 6 39524 Schönhausen (Elbe) | |
Website: | www.sandau.de | |
Bürgermeisterin: | Claudia Lange (Freie Wählergemeinschaft) | |
Lage der Stadt Sandau (Elbe) im Landkreis Stendal | ||
Sandau (Elbe) ist eine Stadt im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt und gehört der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land an. Sandau ist die kleinste Stadt in Sachsen-Anhalt und eine der kleinsten Städte in Deutschland.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kleinstadt Sandau (Elbe) liegt am östlichen Ufer der Elbe, fünf Kilometer südwestlich von Havelberg. Westlich der Stadt liegt das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Elbaue zwischen Sandau und Schönhausen“.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer spätestens 1192 ausgestellten Urkunde wird ein Dorf Sandau als Villa Sandowe erstmals erwähnt.[3] Im Jahre 1272 wurde der Stadt Sandow eine freie Fähre verliehen.[4] In diesem Jahr wurde Sandau zum ersten Mal als „Stadt“ erwähnt.[5] Weitere Nennungen sind 1282 Sandow, 1284 Zandow, 1308 consules civitatis Sandow (Rat der Stadt Sandau).[6]
Mit dem Vertrag von 1354 traten Ludwig der Römer und Otto, Markgrafen von Brandenburg, Stadt und Land Sandau an das Erzstift Magdeburg ab,[7] bei dem es verblieb.
Im April 1945 wurde die Stadt zu 80 % zerstört, nachdem eine in der Nähe stationierte Einheit der Waffen-SS die Übergabe unterbunden und einen US-amerikanischen Parlamentär erschossen hatte.[8] Nach zwölftägigem Artilleriebeschuss durch linkselbisch stationierte US-Truppen besetzten diese die kleine rechtselbisch gelegene Stadt am 25. April 1945.
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 1680 war Sandau als Immediatstadt direkt dem brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg unterstellt und lag bis 1807 im zweiten Distrikt des Jerichowschen Kreises. Sie war die nördlichste Stadt des Herzogtums.[9] 1816 kam sie zum Kreis Jerichow II, dem späteren Landkreis Jerichow II in der preußischen Provinz Sachsen, der ab dem 15. Juni 1950 Landkreis Genthin hieß.[10]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Wulkau nach Sandau eingemeindet.[11]
Am 1. Januar 1957 wurde der Ortsteil Wulkau wieder aus der Stadt Sandau (Elbe) ausgegliedert und entstand als politisch selbstständige Gemeinde neu.
Am 25. Juli 1952 wurde die Stadt dem Kreis Havelberg zugeordnet. Am 1. Juli 1994 kam Sandau schließlich zum heutigen Landkreis Stendal.[12]
Einwohnerentwicklung
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Quellen: 1867 bis 1971 Unterlagen der Volkszählung
Religionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Volkszählung in der Europäischen Union 2011 zeigte, dass von den 945 Einwohnern der Stadt Sandau (Elbe) rund 22 % der evangelischen und rund 3 % der katholischen Kirche angehörten.[18]
Die evangelische Kirchengemeinde Sandau wird betreut vom Pfarrbereich Sandau im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]
Eine evangelische Landeskirchliche Gemeinschaft hat ihren Sitz an der Triftstraße.
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Elisabeth in Tangermünde im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[20]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadtrat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[21]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
CDU | 27,5 % | 3 |
Die Linke | 8,2 % | 1 |
Wählergruppen | 64,3 % | 6 |
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Gold eine schwarz gefugte, rote Burg, bestehend aus einer gezinnten Mauer und zwei Türmen mit beknauften Spitzdächern und je einer Fensteröffnung; die Türme verbunden durch ein abgeflachtes Dach mit aufgesetztem beknauften Kegel; darunter ein blau gekleideter heiliger Mauritius mit Brustharnisch und gegürtetem silbernen Schwert, in der Linken einen von Rot und Silber geteilten Schild, in der Rechten eine blaue Lanze mit silbernem, rot bekreuzten Fähnlein haltend.“[22]
Das Wappen in seiner jetzt gültigen Form wurde 1996 im Zuge des Genehmigungsverfahrens vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet und dokumentiert.
Flagge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Sandau (Elbe) hat eine rot-goldene (gelbe) Streifenflagge mit aufgelegtem Wappen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirche St. Laurentius und St. Nikolaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Kirche St. Nikolaus und St. Laurentius befindet sich auf dem höchsten Punkt der Stadt. Sie wurde um 1200 als wehrhafte dreischiffige Pfeilerbasilika in Backsteinbauweise errichtet. Der Breitturm hatte ein Walmdach. Die Kirche wurde 1695 bei einem großen Stadtbrand bis auf die Umfassungsmauern zerstört. 1858/59 wurden bei einer Restaurierung die barocken Innenumbauten wieder beseitigt. Im April 1945 wurde bei den Kampfhandlungen auch die Kirche St. Laurentius und St. Nikolaus fast zerstört, der Westturm stürzte ein. Das Kirchenschiff hat man in den 1950er und 1970er Jahren wiederhergestellt, der wuchtige Turm blieb Ruine. 2002 wurde sein Wiederaufbau begonnen: 2008 war er bis zum dritten Stockwerk wiederhergestellt, darüber war er noch Ruine; 2013 wurde er schließlich mit einem Dachreiter fertiggestellt.[23]
Schloss Sandau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In das auf das 14. Jahrhundert zurückgehende Schloss, einstmals Sommerresidenz der Bischöfe von Magdeburg, wurden 1945 drei Schwestern des Ordens „Von der Göttlichen Vorsehung“ mit Waisenkindern aus einem zerstörten Kinderheim aus Dülken im Rheinland evakuiert. Die Besitzerin, die Künstlerin Anna Rhomberg,[24] versprach während eines Bombenangriffs, das Schloss der katholischen Kirche zu überlassen, falls sie diesen überleben sollte. 1947 wurde das Schloss der katholischen Kirche als Kinderheim übergeben, 1957 musste es auf Druck der DDR-Organe geschlossen werden. Danach wurde 1959 in dem Gebäude ein Altenpflegeheim eingerichtet, das noch heute als Caritas Altenpflegeheim St. Marien besteht und in Trägerschaft einer Caritas-Gesellschaft 58 Wohnplätze bietet. 1999 erfolgte die Grundsteinlegung für einen Erweiterungsbau, 2000 wurde er bezogen.[25] 2001 folgte eine Sanierung des Altbaus. Im Schloss befindet sich eine katholische Kapelle, in der seitens der Pfarrei St. Elisabeth (Tangermünde) Gottesdienst gehalten wird.
Denkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nördlich der Kirche steht ein Denkmal für die 1. Polnische Armee,[26] deren Soldaten vor Sandau gekämpft hatten. Sie erreichten am 4. Mai 1945 die Elbe südlich von Sandau.[27]
- Auf dem Friedhof gibt es eine Gräberstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges.[28]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bahnstrecke Schönhausen–Sandau wurde 1997 eingestellt. Die Trasse Richtung Süden ist heute Teil des Elberadweges.
Der öffentliche Personennahverkehr wird unter anderem durch den PlusBus des Bahn-Bus-Landesnetz Sachsen-Anhalt erbracht. Folgende Verbindung, betrieben von der Stendalbus, führt durch Sandau:
- Linie 900: Stendal/Tangermünde ↔ Fischbeck ↔ Schönhausen ↔ Sandau ↔ Havelberg ↔ Glöwen
Sandau liegt an der Straße der Romanik, die hier über die Bundesstraße 107 verläuft. Die Fähre Sandau führt im Zuge der Landesstraße 9 über die Elbe.
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Knipstro (1497–1556), lutherischer Theologe und Reformator
- Samuel Carsted (1716–1796), Theologe, Militärgeistlicher und Chronist
- Karl Wilhelm Friedrich von Schmettau (1734–1798), preußischer Generalleutnant
- Ludwig Franz Philipp Christian von Kleist (1748–1809), preußischer Oberst
- Samuel Christoph Wagener (1763–1845 in Potsdam), lutherischer Theologe und Schriftsteller
- Karl von Winning (1784–1849), preußischer Generalmajor
- Adolph von Koerber (1817–1895), Generallandschaftsdirektor und Politiker
- Hermann Jordan (1878–1922), evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer an der Universität Erlangen
- Edmund Rhomberg (1875–1944), Diplomat
- Peter Hauptmann (* 1944), Physiker
- Chris Schulenburg (Politiker) (* 1980), Mitglied des Landtages
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rat der Stadt Sandau (Hrsg.): 800 Jahre Sandau. 1190–1990. Ortsgruppe Kulturbund Sandau, Sandau 1990 (ohne ISBN).
- Berent Schwineköper: Handbuch der historischen Stätten. Provinz Sachsen Anhalt. Hrsg.: Berent Schwineköper (= Kröners Taschenausgabe. Band 314). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Band 11. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, S. 407–408.
- W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S. 120–123. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Stadt Sandau (Elbe)
- Sandau im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 96, Nr. 476 (Online).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 6. Berlin 1858, S. 13 (Digitalisat).
- ↑ https://sandau.de/geschichtliches/
- ↑ Th. Schütze: Die Haupt- oder Amtleute des Schlosses und Amtes Sandau (= Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. Band 29). 1894, S. 178–213 (Digitalisat ).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 2. Berlin 1845, S. 357 (Digitalisat).
- ↑ https://sandau.de/geschichtliches/
- ↑ Erst Wernicke: Der Kreis Jerichow (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Heft 21). Otto Hendel, 1898, DNB 1161357564, S. 358–357. (Reprint 2018, Verlag Rockstuhl)
- ↑ Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 225, §6 (PDF).
- ↑ Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 276 (PDF).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344–346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ a b Johann Ludwig Heineccius: Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils. Berlin 1785, S. 251–252 (Digitalisat ).
- ↑ a b J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 170–171, 3. Sandau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ A. Bühling: Geographisch-statistisch-topographisches Handbuch des Regierungsbezirks. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirkes Magdeburg. Magdeburg 1864, S. 36–37, VI. 142 (Digitalisat ).
- ↑ a b c d e Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102). ZDB-ID 2921504-3 (destatis.de). (Jahr anklicken)
- ↑ a b c Ingo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB 1047268663, S. 18.
- ↑ Datenbank Zensus 2011, Sandau (Elbe), Stadt, Religion
- ↑ Pfarrbereich Sandau. Abgerufen am 14. August 2021.
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 14. August 2021.
- ↑ Landeswahlleiterin Sachsen-Anhalt: Gemeinderatswahlen in Sachsen-Anhalt 2019 – Endgültiges Ergebnis für die Stadt Sandau (Elbe), abgerufen am 29. September 2020
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Sandau (Elbe) § 2, Abs. 1. 13. Mai 2015, abgerufen am 14. August 2021.
- ↑ Website zum Kirchturmbau, abgerufen am 15. Mai 2014.
- ↑ Maria-Magdalena Zohm: Ein wechselvolle Geschichte – Schloss – Amt – Kinderheim – Marienheim Sandau (= Kulturförderverein Östliche Altmark [Hrsg.]: Das Wissen der Region. 4, Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land). Burkhard Wienecke, Tangermünde 2015, S. 157–162.
- ↑ Sandau – Caritas Altenpflegeheim St. Marien. Abgerufen am 15. August 2021.
- ↑ Sandau (Elbe) (1. Polnische Armee). In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Juni 2012, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Ingo Freihorst: Sandauer gedenken der Zerstörung. In: Volksstimme Magdeburg. 8. Mai 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 14. August 2021]).
- ↑ Sandau (Elbe) (Friedhof: 2. Weltkrieg). In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. März 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.