Santur – Wikipedia

Kioomars Musayyebi, iranischer Santurspieler, auf dem Festival Essen.Original. 2015

Die (seltener: der oder auch das ) Santur (arabisch سنطور, DMG sanṭūr, persisch سنتور, DMG santūr) ist verwandt mit dem Psalterium und hat die Form eines gleichschenkligen Trapezes. Das Instrument wird in der irakischen klassischen Musik (arabisch المقام العراقي, DMG al-maqām al-‘irāqī ‚irakischer Maqām‘) und in der klassischen persischen Musik (persisch موسيقى اصيل ايرانى, DMG mūsīqī-ye aṣīl-e īrānī, ‚klassische iranische Musik‘), aber auch in der Kunstmusik Kaschmirs (Eigenbezeichnung: صوفيانه كلام, DMG sūfiyāna kalām, ‚Rede in der Art der Sufis‘) und von dort ausgehend in der indischen Kunstmusik gespielt. Der Name leitet sich vom altgriechischen psalterion (Psalterium) her und gelangte über das aramäische psantrīn ins arabische sanṭīr/sanṭūr und persische santūr.[1] Es gehört einer Instrumentenfamilie an, die von Westeuropa (Hackbrett) über den Vorderen Orient bis China (Yang Qin) verbreitet ist.

Die Stimmwirbel der Santur sind an den Seiten des trapezförmigen, mit 72 Metallsaiten bespannten Resonanzkastens angebracht.[2] Für jeden Ton gibt es im Allgemeinen vier[3] Saiten aus Stahl („Melodiesaiten“, persisch سيم هاى سفيد, DMG sīm-hā-ye sefīd, ‚weiße Saiten‘)[4] oder Messing („Basssaiten“, persisch سيم هاى زرد, DMG sīm-hā-ye zard, ‚gelbe Saiten‘), die über eingeritzte Rillen auf den Seitenkanten des Instruments von den Wirbeln über die einzelnen Stege zu den Saitenhaltern verlaufen.[5] Dadurch ist es möglich, Einzeltöne für den zu spielenden Modus umzustimmen. Die santur, welche heute einen Tonraum von drei Oktaven umfasst, wird mit leichten Holzschlägeln (genannt meżrāb, meist aus Buchsbaumholz oder Eichenholz), die zur Erzeugung eines weicheren Tons mit Samt oder Filz bezogen sein können,[6] gespielt.

Die Santur wird im Ensemble oder solistisch gespielt. Im Irak wie im Iran ist sie ein wichtiges Instrument in der klassischen Kunstmusik. Es handelt sich um eine kammermusikalische, sehr intime Tradition.

In Indien wurde sie erst im 20. Jahrhundert in die Kunstmusik Nordindiens eingeführt und stammt ursprünglich aus der persisch beeinflussten Musik Kaschmirs.[7] Diese Variante der Santur hat 15 Stege und Chöre auf jeder Seite. Die Saiten werden, im Gegensatz zu anderen Hackbretttypen, nur auf einer Seite des Stegs gespielt. Das Instrument umfasst also 30 Töne. Diese werden meist diatonisch im gewählten Raga gestimmt.

Santour-7-Dastgah

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Santour-7-Dastgah, entwickelt von Kourosh Zolani und Mohssen Behrad

Kourosh Zolani ist Santurspieler und Komponist. Er erfand neue Bauformen, die neue Stimmungen ermöglichen. Durch seine Entwicklung wurde das Instrument von einem diatonischen zu einem chromatischen Instrument. Durch diese Weiterentwicklung konnte Zolani die Santur in ein Symphonieorchester integrieren und mit der europäischen Musikkultur verbinden.[8]

Eine weitere Entwicklung des Instruments erfolgte durch Mohssen Behrad. Behrad revolutionierte den Stimmmechanismus der Santur. In der traditionellen Bauform wird die Santur mit Wirbeln gestimmt, verstimmt sich leicht und muss häufig nachgestimmt werden. Die Umstimmung in eine andere Tonart benötigt circa 15 Minuten, so dass Musiker bei einem Auftritt üblicherweise nur Stücke in einem Dastgah aufführen. Bei der neuen Bauform werden die Saiten mit einer speziellen Schraubverbindung aufgehängt und mit einem Schraubmechanismus gestimmt. Die so erzielte Stimmung ist sehr stabil und es muss nur noch wenig nachgestimmt werden. Zusätzlich hat das Instrument rechts und links vom Resonanzkasten kleine Hebel, die die Saiten in ihrer Frequenz stufenlos um einen Viertelton oder Halbton in der Tonhöhe verändern können. Auf diese Weise kann das Instrument in wenigen Sekunden auf eine andere Tonart bzw. einen anderen Dastgah(-Modus) umgestellt werden. Diese Bauform trägt nun den Namen Santour-7-Dastgah und ist in verschiedenen Ländern mit Patenten geschützt.[8]

Weitere bedeutende Santur-Spieler

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Allgemein

Santur und persische Musik

  • Jean During, Scheherazade Qassim Hassan, Alastair Dick: Santur. In: Grove Music Online. 2001.
  • Jean During, Zia Mirabdolbaghi, Dariush Safvat: The Art of Persian Music. Mage Publishers, Washington DC 1991, ISBN 0-934211-22-1, S. 43, 138–142 und 222–227.
  • Nasser Kanani: Traditionelle persische Kunstmusik: Geschichte, Musikinstrumente, Struktur, Ausführung, Charakteristika. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Gardoon Verlag, Berlin 2012, S. 173–176.
  • Mehdi Setayeschgar: Wizhegi-e Santur dar Mussiqi-e Sonnati-e Iran. („Die Bedeutung der Santur in der traditionellen persischen Kunstmusik“), Teheran 1985.
  • Eckart Wilkens: Künstler und Amateure im persischen Santurspiel. Studien zum Gestaltungsvermögen in der iranischen Musik (= Kölner Beiträge zur Musikforschung. Band 45). Gustav Bosse, Regensburg 1967.
Commons: Santur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. in Originalschrift: سنطير –> سنطور –> سنتور
  2. Dies gilt für die heute übliche „santur mit neun Stegen“ (persisch سنتور نه خركى, DMG santūr-e noh-ḫarakī), was bedeutet, dass die „Melodie“- und „Bass“-Saitenchöre jeweils über neun Einzelstege geführt werden.
  3. Es gibt traditionell auch einzelne Instrumente mit nur drei Saiten pro Saitenchor.
  4. Für die ein- und zweigestrichenen Oktaven.
  5. Die Einzelstege teilen die Melodiesaiten – bis auf bestimmte modusbedingte Ausnahmen – im Oktavverhältnis 2:1, wohingegen die Stege der Basssaiten reine Stützfunktion besitzen.
  6. Nasser Kanani: Die persische Kunstmusik. Geschichte, Instrumente, Struktur, Ausführung, Charakteristika (Mussighi'e assil'e irani). Förderkreis der Freunde Iranischer Kunst und Traditioneller Musik, Berlin 1978, S. 22 f.
  7. Paul M. Gifford: The Hammered Dulcimer – A History. Scarecrow Press, Lanham, Maryland 2001, ISBN 0-8108-3943-1, S. 53 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 11. Mai 2019]).
  8. a b Santour – Santour 7 Dastgah. Abgerufen am 11. Juli 2018.
  9. Jean During, Zia Mirabdolbaghi, 1991, S. 160.
  10. Paul M. Gifford, 2001, S. 51.
  11. Jean During, Zia Mirabdolbaghi (1991), S. 222–227.