Schachthut – Wikipedia

Schachthut für Krankenkassenmitglieder 3. Klasse nach Vorschrift von 1884
Schachthut einer Paradeuniform
Schachtmütze
Knappschaftsältester in Paradeuniform; mit Fahrhaube unter dem Schachthut (Freiberg, frühes 19. Jh.)

Der Schachthut, auch Schachthütel,[1] Schachtmütze,[2] Bergmannshut oder Zechenhut genannt, ist eine bergmännische Kopfbedeckung, die Bestandteil der bergmännischen Arbeitskleidung war.[1] Der Schachthut fand auch Einzug in der bergmännischen Volkskunst, indem die Form der Krone der erzgebirgischen Engel an die Form des Schachthutes angepasst ist.[3] Schachthüte wurden als Bestandteil der Arbeitsbekleidung seit der zweiten Hälfte der 1930er Jahre nach und nach von den ledernen Schutzkappen mit Schirm verdrängt.[4]

Grundlagen und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts trugen die Bergleute als Kopfbedeckung die Fahrhaube, ein Art Mütze aus weißem Leinentuch.[5] Im Laufe des 18. Jahrhunderts trat an die Stelle der Fahrhaube nach und nach eine aus grünem Filz gewalkte Mooskappe.[6] Diese hielt den Kopf in den kalten und nassen Erzbergwerken warm und trocken und ermöglichte ein uneingeschränktes Gehör und beeinträchtigte die Bewegungsfreiheit des Bergmanns nicht.[4] Zudem schützte sie den Kopf gegen Anstoßen an Felsecken und Ausbau.[6] Jedoch bot sie keinen Schutz gegen Steinfall aus dem Hangenden.[4] Der grüne Schachthut wurde im Laufe der Jahre zusammen mit Schachtjacke und dem Arschleder zur Tracht des Bergmannes und zu seinem Standeszeichen.[7] Während der Regentschaft von August dem Starken wurde die Bergmannskleidung und somit auch der Schachthut von der kursächsischen Bergverwaltung durch Vorschriften streng geregelt.[8] So wurde klar geregelt, wie sich die Bergleute, mit Ausnahme der höheren Bergbeamten, der Hierarchie nach zu kleiden hatten.[7] Für die Bergleute war dies eine kostspielige Angelegenheit, denn sie mussten die Schachthüte und die Trachten von ihrem Lohn bezahlen.[5] Im Verlauf der 1930er Jahre wurden verstärkt stabilere Schutzkappen aus Leder als Kopfbedeckung[ANM 1] bei den Bergleuten eingesetzt.[4] In einigen Bergrevieren wie z. B. dem Mansfelder Bergrevier wurden auch aus Gummi hergestellte Schutzkappen genutzt.[9] Ab den 1950er Jahren wurden im Bergbau als Kopfschutz Schutzhelme aus Kunststoff verwendet.[4] Heute wird der Schachthut nur zu feierlichen Angelegenheiten und in den Knappenvereinen getragen.[10]

Aufbau und Form

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Schachthüte wurden aus geflochtenen Weiden- oder Buchenzweigen hergestellt.[11] Später wurden die Schachthüte dann aus gewalktem Filz hergestellt.[6] Traditionell wurde die grüne Farbe, die an die Naturfarbe der ersten aus Ruthen und Binsen geflochtenen Hüte erinnerte, beibehalten.[11] Im Laufe der Jahre wurden sowohl die Form als auch das Aussehen der Schachthüte verändert.[5] Anfänglich hatte der Schachthut zunächst keine Krempe.[1] Später wurden Schachthüte mit Nacken- und Ohrenschutz getragen, die mit einer Stirnklappe versehen waren, die von einem besonderes Band gehalten wurde.[11] Auch die Farben der Schachthüte wurden geändert, mal waren sie grün, mal weiß, dann auch mal wieder schwarz.[5] Allmählich wandelte sich das Aussehen des Schachthutes weg von der zweckmäßigen Kopfbedeckung hin zum Bestandteil der barocken Paradeuniform.[12] Zusätzlich erhielten die Schachthüte noch das bergmännische Symbol Schlägel und Eisen und weiteren Zierrat wie z. B. weiße Kreuze an den Seiten.[11] Im Laufe der Jahre kamen weiterer Zierrat wie z. B. Federbüsche in unterschiedlichen Farben hinzu, außerdem wurden an den Schachthüten verschiedene Symbole als Rangabzeichen angebracht.[13]

Der Schachthut wurde von den Bergleuten in unterschiedlicher Weise getragen.[4] Die einfachen Bergleute trugen den Schachthut in der Regel direkt auf dem Kopf.[2] Der Schachthut wurde bis kurz über die Ohren über den Kopf gezogen.[4] Die Bergbeamten und Bergbedienten[ANM 2] trugen meistens unter dem Schachthut eine weiße Schachthaube.[2] In einigen Bergrevieren trugen sie anstelle der Fahrhaube ein weißes Fahrtuch.[12] Es gab auch Bergreviere, in denen die einfachen Bergleute eine Fahrhaube unter dem Schachthut trugen.[14]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Julius Dannenberg, Werner Adolf Franck (Hrsg.) Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
  2. a b c Carl Friedrich Richter: Neuestes Berg-und Hütten-Lexikon. Oder alphabetische Erklärung aller bei dem Berg- und Hüttenwesen vorkommenden Arbeiten, Werkzeuge und Kunstwörter; Aus dem vorzüglichen mineralogischen und hüttenmännischen Schriften gesammelt und aufgestellt, Erster Band, A - L, in der Kleefeldschen Buchhandlung, Leipzig 1805.
  3. Luise Ulrich: Erzgebirgische Volkskunst - eine Neuinterpretation. Master Thesis an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Zwickau 2020, S. 16.
  4. a b c d e f g Kai Gurski: Schlägel, Eisen und Hakenkreuz - Das Thema Bergbau im Werk des Malers Karl Reinecke-Altenau. Genehmigte Dissertation an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK), Braunschweig 2008, S. 79, 108, 143, 227, 271, 343.
  5. a b c d Otto Spitzbarth: Von den Bergmännischen Trachten im Mansfelder Kupferschieferbergbau 1200–1950. Sangerhausen 1978, S. 2–4, 6.
  6. a b c Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-31327-4, S. 44, 45.
  7. a b Knut Neumann: Das Saturnusfest 1719 - strahlender Höhepunkt in der Regentschaft August des Starken für alle. In: Bergglöckchen. Zeitschrift des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e. V. (Hrsg.), Heft 1 / 2020, S. 35, 36.
  8. Georg Schreiber: Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur. In: Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Band 21, im Auftrag des Ministerpräsident herausgegeben, Springer Fachmedien GmbH, Wiesbaden 1962, ISBN 978-3-663-00242-0, S. 514.
  9. Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute Helbra e. V. (Hrsg.): Was ein Mansfelder Bergmann wissen musste. Helbra, S. 9.
  10. Dieter Guderjahn: Aus der Arbeit des HLV. In: Gezähekiste. Zeitschrift des Hessischen Landesverbandes e. V. Hessischer Landesverband e. V. im Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e. V. (Hrsg.), Heft 22, Ausgabe 02 / 2018, ISSN 1867-0458, S. 4, 5.
  11. a b c d A. von Heyden (Hrsg.): Blätter für Kostümkunde. Historische und Volks-Trachten. Neue Folge, zweiter Band, beschreibender Theil, Franz Lipperheide, Berlin 1881, S. 77–82.
  12. a b Stephan Schmidt-Brücken: Das Bergamtschor in der Kirche zu Scheibenberg. In: Bergglöckchen. Zeitschrift des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e. V. (Hrsg.), Heft 1 / 2007, S. 8.
  13. Rudolf Mirsch: Emmer und Pinsel. Zur Kopfbedeckung der Mansfelder Berg- und Hüttenleute. In: Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute e. V. (Hrsg.): Mitteilung 60, Juni 2002, S. 2, 3.
  14. Ernst Schneider: Bergwörterbücher als volkskundliche Quelle. In: Verein für Volkskunde in Wien. Leopold Schmidt, Hans Koren, Franz Lipp, Oskar Moser, Josef Ringler: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Band 70, Im Selbstverlag des Vereines für Volkskunde, Wien 1967, S. 26, 27.
  1. Die Lederkappe wurde jedoch nicht sofort als allgemein verbindlich in den jeweiligen Bergrevieren eingeführt. Zunächst wurde ab der zweiten Hälfte der 1930er diese damals moderne Lederkappe mit Schirm von den höheren Bergangestellten oder der Grubenwehr getragen. (Quelle: Kai Gurski: Schlägel, Eisen und Hakenkreuz - Das Thema Bergbau im Werk des Malers Karl Reinecke-Altenau.)
  2. Als Bergbediente bezeichnete man die bei den Bergwerken tätigen Beamten wie den Steiger und den Schichtmeister. (Quelle: Lorenz Pieper: Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier.)