Schiffswerft Clausen – Wikipedia
Die Schiffswerft Clausen war eine Werft in Oberwinter, die sich vor allem auf Fähren spezialisierte.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schiffswerft Clausen hatte ihren Standort am Hafen von Oberwinter. Dort wurden einst Holzboote gebaut; ab 1912 spezialisierte sich Clausen jedoch auf den Bau von Eisenschiffen.
In den 1930er Jahren war der Standort der Werft durch Pläne für eine neue Straßenführung gefährdet. Das Hindenburgufer, später Oberwinterer Rheinallee genannt, wurde Ende 1935 für jeden Verkehr gesperrt, so dass Anfang 1936 die Bauarbeiten für die neue Straße beginnen konnten. Am Schnittpunkt zweier Bauabschnitte befand sich jedoch die Werkhalle der Schiffswerft Clausen. Sie musste in Richtung Rhein versetzt werden. Der Ortsvorsteher Hüllen wandte sich jedoch brieflich an die Eigentümerin des Geländes, die Rheinstrombauverwaltung Koblenz, um einen Verzicht auf den Wiederaufbau der Halle durchzusetzen, die seiner Meinung nach den Blick von den neuen Rheinanlagen aus verschandeln und sich negativ auf die Eignung des Ortes für den Fremdenverkehr auswirken würde. Hüllen konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Halle wurde neben der Straße wieder aufgebaut.[1]
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Werft weitgehend zerstört; der Wiederaufbau erfolgte ab 1946. Ein Schwerpunkt in der Zeit nach dem Krieg war der Bau von Auto-Schnellfähren.[2] Der Konstrukteur Ferdinand Clausen konzipierte in der Nachkriegszeit möglichst leichte Autofähren mit etwa 80 Tonnen Gewicht, die leicht zu manövrieren waren.[3]
Clausen-Fähren wurden unter anderem in Speyer, auf den Strecken Bingen–Rüdesheim, Bad Honnef–Rolandseck und Bad Godesberg–Niederdollendorf verwendet. Neben Fähren baute Clausen auch Fahrgastschiffe.[2]
1990 mietete der Maritim-Service Groten die ehemalige Werft und renovierte sie. Er hatte ab 1991 seinen Sitz auf dem Gelände, bis er 2002 auf das Gelände der einstigen Schiffswerft Oberwinter GmbH umzog.[4]
Schiffe (unvollständige Liste)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rheingold (1928), mittlerweile Nostalgie[5]
- Brunhilde (1928), mittlerweile Schloss Heidelberg[6]
- Seeadler (1929), später Regia Wimpina, mittlerweile Kurpfalz[7]
- Stadt Königswinter (1929)[8]
- Minchen (1949), mittlerweile Uranus[9]
- Aegir (1950),[10] später Sancta Maria, Elbaue, Salvator, Stadt Schweinfurt, Ústí nad Labem, mittlerweile verschrottet[11]
- Möhne (1950, Nr. 112),[12] mittlerweile Papenburg[13][14]
- Carpe Diem (1953)[15]
- Marleen (1953) (später Aral 8, Emstank 1, Ara)[16]
- Ingrid (1953) (später Bad Cannstatt bzw. Walhalla)[17][18]
- Mülheim (1954)[19]
- Oberhausen (1954)[20]
- Friedrich Freye (1955)[21]
- Ochten-Druten (1955, Nr. 147)[22]
- Peter Pan (1956, Nr. 148)[23]
- Stadt Kettwig, von 1996 bis 2008 Bleckeder Löwe (1957)[24]
- Rheinfähre Altrip (1958)[25]
- Orsoy (1958)[26]
- Mondorf II (1958)[27]
- Dedesdorf (1959, Nr. 157)[28]
- Mülheim a. d. Ruhr (1960)[29]
- Königswinter III (1960, Nr. 160),[30] später Treibgut[31]
- Rumpenheim (1961, Nr. 170)[32]
- Prototyp einer Pionierfähre (1961)[33]
- Fritz Middelanis (1962, Nr. 173)[34][35]
- Pfalzgrafenstein (1966, Nr. 206)[36][37]
- Rhinowe (1967, Nr. 207)[38]
- Konrad Adenauer (1967)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ferdinand Clausen: Von Ufer zu Ufer, Bouvier 1987, ISBN 978-3416805674
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bernd Blumenthal, "Die jetzige Straße ist für Fußgänger unpassierbar". Die Vorgeschichte des Baus der Überwinterer Umgehungsstraße (B9) in den 30er Jahren (1991)
- ↑ a b Hermann Comes, Schiffsbau im Kreis Ahrweiler (1955) ( vom 3. Juli 2011 im Internet Archive)
- ↑ „Fährschiffe sind Stiefkinder: Keiner liebt sie so richtig“, in: Godesberger Anzeiger 1987 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) (PDF; 2,0 MB)
- ↑ Maritim-Service Groten
- ↑ Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 430
- ↑ Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 88
- ↑ Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 32
- ↑ Echo des Siebengebirges 63, 14. Mai 1929 (Digitalisat auf zeitpunkt.nrw)
- ↑ Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 470
- ↑ Daten zur Aegir ( vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Sancta Maria - FGS - 04304940 auf www.binnenschifferforum.de
- ↑ Daten zur Möhne
- ↑ Papenburg – FGS - auf www.binnenschifferforum.de
- ↑ Die Papenburg stand im Jahr 2024 zum Verkauf, siehe www.kleinanzeigen.de
- ↑ Daten zur Carpe Diem ( vom 24. Februar 2012 im Internet Archive)
- ↑ Marleen - Bunk - 04027720 auf www.binnenschifferforum.de
- ↑ Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 252
- ↑ Stand 2023 zum Verkauf, siehe www.kleinanzeigen.de
- ↑ Bericht über die Mülheim
- ↑ Geschichte der Oberhausen
- ↑ Daten zur Friedrich Freye
- ↑ Daten zur Ochten-Druten
- ↑ Peter Pan
- ↑ Bleckeder Löwe ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Geschichte der Fähren in Altrip (PDF; 535 kB)
- ↑ Orsoy oder Rheinfels?
- ↑ Mondorf II
- ↑ Daten zur Dedesdorf
- ↑ Daten zur Mülheim a. d. Ruhr
- ↑ Königswinter III ( vom 12. Juli 2013 im Internet Archive)
- ↑ Treibgut - Eventschiff (ex Autofähre) auf www.binnenschifferforum.de
- ↑ Daten zur Rumpenheim ( vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Pionierfähre
- ↑ Geschichte der Fritz Middelanis (PDF; 60 kB)
- ↑ Clausen war nur die Aufbauwerft; Kasko wurde unter Nr. 171 auf der Schiffswerft Oberwinter gebaut. Siehe Fritz Middelanis - AF - 04810070 auf www.binnenschifferforum.de
- ↑ Daten zur Pfalzgrafenstein
- ↑ Laut dieser Quelle hieß das Schiff ursprünglich Sirtaki
- ↑ Daten zur Rinowe