Schloss Küstrin – Wikipedia
Schloss Küstrin | |
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Ruinen des Schlosses | |
Daten | |
Ort | Kostrzyn nad Odrą |
Koordinaten | 52° 34′ 44″ N, 14° 38′ 1″ O |
Das Schloss Küstrin war der bedeutendste Schlossbau in der Neumark, einer historischen deutschen Landschaft, die seit 1945 zu Polen gehört.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die mittelalterliche Burg in Küstrin, die möglicherweise auf den Templerorden zurückgeht, entstand ca. 50 Meter vom Ufer der Oder entfernt. Die Burg wird in einer Urkunde von 1323 genannt. Nach Ansicht mancher Autoren[1] wurde zwischen 1319 und 1323 von den Herzögen von Pommern eine Burg errichtet.
Der nur in Resten seiner Fundamente erhaltene Bau geht auf eine Burg des Deutschen Ordens zurück, der von 1402 die zuvor brandenburgische Neumark erworben hatte. Die Neumark war für den Orden als Landverbindung vom Ordensstaat zum Reich von strategischer Bedeutung. Die Burg in Küstrin wurde 1444 bis 1452 möglicherweise parallel zur Burg Sonnenburg des Johanniterordens erbaut. Der Deutsche Orden übernahm ein Festes Haus vom Johanniterorden, doch es ist nicht klar, welche Teile dieses Baus als Grundlage für die Ordensburg dienten, die in den Jahren 1444 bis 1452 unter Leitung von Jakob Zahn aus Danzig entstand. In der zweiten mittelalterlichen Bauphase wurde ein neuerer dreigeschossiger Flügel nördlich des Oderflügels erbaut, ca. 43 × 11,5 m groß. Der Oderflügel wurde um ein Geschoss erhöht.
Im Jahr 1455 kaufte der Kurfürst von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern die Neumark vom Orden zurück. Bei der Teilung der Mark Brandenburg wählte Markgraf Johann 1535 die Burg zu seinem Hauptsitz. Er ließ sie in den späten 1530er Jahren von Caspar Theiss zu einem repräsentativen Renaissanceschloss umbauen.[2] Küstrin wurde unter Leitung des Baumeisters Giromella zu einer Stadt mit zeitgemäßer italienischer Befestigungsanlage nach dem Prinzip des Palazzo in fortezza.
Der Heimfall der Neumark an die Kurfürsten 1571 bedeutete für das Schloss das Ende als Residenz. Es war fortan Festungskommandantur, Verwaltungsgebäude und Gefängnis. Dort saß von September bis November 1730 der preußische Kronprinz Friedrich nach einem gescheiterten Fluchtversuch aus der väterlichen Gewalt in einer Zelle, danach lebte er in der Stadt und wurde bis April 1732 auf dem Schloss in der Kriegs- und Domänenkammer beschäftigt.
Im Siebenjährigen Krieg legte im August 1758 ein russisches Bombardement die Stadt Küstrin samt Schloss in Schutt und Asche. Den vereinfachten Wiederaufbau des Renaissanceschlosses überlebten nur wenige Bruchstücke.[3] Im weiteren 18. Jahrhundert diente das Schloss auch als Kaserne, seit dem 19. Jahrhundert ausschließlich.
Die Altstadt von Küstrin erlitt im Zweiten Weltkrieg beim Kampf um Küstrin schwere Zerstörungen. Anschließend verzichtete die Volksrepublik Polen im wiedergewonnenen Kostrzyn nad Odrą auf einen Wiederaufbau und eine Neubesiedlung. Die Ruinen wurden zwecks Baustoffgewinnung abgetragen und 1969 eingeebnet. Heute sind die überwucherten Grundmauern von Schloss und Stadt eine der Attraktionen des „Küstriner Pompejis“, während die Festungsbauten mittlerweile nach und nach restauriert werden und Besuchern offen stehen.
Bauwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kriegszerstörungen 1945 erlauben es, den Baubestand der Ordensburg zu erschließen. Nach diesen Befunden bestand die Ordensburg aus Flügeln mit einem Turm. Der älteste Teil der Anlage war ein Turm an der Südseite. Der möglicherweise zeitgleich erbaute Oderflügel war rechteckig und zweigeschossig mit acht Achsen. Infolge der Kriegszerstörung wurden mittelalterliche Mauerwerksverbände bis zum Hauptgesims und gotische Nischen aufgedeckt. In der Mauer des Südturms war der sogenannte polnische Verband sichtbar, und abgefallener Putz des Oderflügel gab gotische Fensternischen preis.
Die ältesten Ansichten des Schlosses Johanns von Küstrin sind zwei Stiche von 1599. Das Schloss hatte drei Flügel: den Oderflügel im Südwesten, den Kirchenflügel im Nordwesten und den Eingangsflügel im Nordosten.
Vom Nordostflügel führte eine Brücke zum Rennplatz. Jeder Flügel trug Zwerchhäuser und Volutengiebel. Der Parcham und Teile der mittelalterlichen Burg wurden in den Bau des Renaissanceschlosses einbezogen. Der südliche an der Oderseite gelegene Parchamturm, der sogenannte Weißkopf, verblieb freistehend, die anderen drei Parchamtürme dienten als Unterbau der Ecktürme des Schlosses. Der Eingangsflügel war von zwei runden Türmen flankiert, auch der Kirchenflügel war von zwei Rundtürmen flankiert. Der Südturm des Oderflügels dominierte die Anlage.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Küstrin/Kostrzyn, Reihe Schlösser und Gärten der Neumark/Zamki i Ogrody Nowej Marchii. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der deutschen Gesellschaft
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Podehl: Mitteldeutsche Forschungen. Band 76. Böhlau Verlag, 1975.
- ↑ Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin. 1. Band. Die kurfürstliche Zeit bis zum Jahre 1698. Mit einer Einführung von Jürgen Julier. Der Text. (Vollständiger Reprint der Origiginal-Ausgabe Berlin 1936). Nicolai, Berlin 1993, ISBN 3-87584-480-7, S. 23.
- ↑ Zu den spärlichen Resten siehe Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Begründet vom Tag der Denkmalpflege. Band II Nordostdeutschland. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1926, S. 251 f.