Schrotzimmerung – Wikipedia

Als Schrotzimmerung,[1] Schrottzimmerung,[2] Vollschrotausbau,[3] ganze Schrotzimmerung[4] oder einfach nur ganzer Schrot[5] bezeichnet man im Bergbau einen aus Holzgevieren bestehenden Schachtausbau, bei dem die einzelnen Geviere direkt übereinander liegen.[4] Die ganze Schrotzimmerung wird in Schächten eingebaut, die sehr starkem Gebirgsdruck ausgesetzt sind oder die in losem Gebirge geteuft werden.[6] Sie gehört zur Gruppe der Geviertzimmerungen.[7]

Grundlagen und Geschichte

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Bis ins 19. Jahrhundert wurden Schächte fast ausschließlich mit Holzausbau ausgebaut.[8] Als Ausbau wurde entweder die ganze Schrotzimmerung oder aus Kostengründen, wenn möglich, die Bolzenschrotzimmerung eingesetzt.[9] Verwendet wurde für diesen Ausbau überwiegend Rundhölzer aus Eichenholz oder auch Kiefern- oder Fichtenholz.[7] Die aus diesen Hölzern erstellten Geviere wurden direkt übereinander gelegt.[4] Diese Bauweise ähnelt im Großen und Ganzen der von Holzwänden bei Blockhäusern.[2] In erster Linie wollte man mit dieser Art des Schachtausbaus den großen Gebirgsdruck beherrschen.[6] Andererseits nutzte man diese Ausbauform auch, um Zuflüsse von Grubenwasser während des Abteufens besser beherrschen zu können.[10] Genutzt wurde diese Bauweise auch gerne, um den Bereich des Schachtkopfes sicher auszubauen.[3] Später wurden wichtige Förderschächte, die für einen längeren Zeitraum genutzt werden sollten, nicht mehr mit Holzausbau ausgebaut.[11] Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Verwendung von Holzausbau in bestimmten Regionen[10] aufgrund der Brandgefahr[7] in neu abzuteufenden Tagesschächten vom Oberbergamt verboten.[10]

Aufbau und Zusammensetzung

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Als Erstes werden über Tage als Fundament für das Fördergerüst zwei Paar Rüstbäume,[ANM 1] die das erste Schachtgeviert bilden und die sich rechtwinklig kreuzen, gelegt.[4] Die weiteren Gevierte für die Schrotzimmerung werden danach, je nach Fortschreiten des Abteufens, über Tage vorbereitet und anschließend zur Einbaustelle gefördert.[12] Eingebaut werden die einzelnen Gevierte idealerweise von unten nach oben, da der umgekehrte Einbau von oben nach unten zu aufwändig und zu kompliziert ist.[3] Der Einbau erfolgt abschnittsweise je nach Teuffortschritt.[6] Dazu werden als erstes drei Haupttragstempel für das unterste Geviert gelegt.[5] Diese Tragstempel werden durch Bühnlöcher[ANM 2] gesichert und alle zwei bis zweieinhalb Meter gesetzt.[3] Auf diese Tragstempel wird das unterste Geviert gelegt.[5] Dieses so gesicherte Geviert wird als tragendes Geviert bezeichnet.[3] Die weiteren Gevierte werden anschließend direkt übereinander gelegt.[6] Vorteilhaft bei dieser Bauweise ist, dass kein Verzug benötigt wird.[11] Allerdings wird hierbei erheblich mehr Rundholz benötigt und verarbeitet als bei der Bolzenschrotzimmerung.[3] Bei starkem Gebirgsdruck werden die Gevierte mittels Wandrutenzimmerung verstärkt.[11]

  1. Die Rüstbäume müssen so lang sein, dass ihre Enden die Schachtstöße überragen. Zudem müssen sie mit Bergen verstürzt werden. (Quelle: Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweite verbesserte Auflage.)
  2. Bühnlöcher sind in das feste Gestein gehauene Vertiefungen, in die die Enden der Hölzer eingesteckt und befestigt werden. (Quelle: Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen.)

Einzelnachweise

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  1. Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
  2. a b Franz Rziha: Lehrbuch der gesammten Tunnelbaukunst. Erster Band, mit 354 in den Text eingedruckten Holzschnitten, Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1867, S. 651.
  3. a b c d e f Georg Leupol, Maja Hocker: Befahrerhandbuch. Arbeitsweisen der praktischen bergbauhistorischen Forschung, S. 128, 129.
  4. a b c d Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage, mit 728 Textfiguren und 9 Lithographischen Tafeln, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903, S. 542–547.
  5. a b c Johann Baptist Mayer: Anleitung zur Grubenzimmerung nach Dingelstedt. Mit zwei Steintafeln, Druck und Verlag von Florian Kupferberg, Mainz 1843, S. 81–83.
  6. a b c d Hans Bansen: Der Grubenausbau. Zweite vermehrte verbesserte Auflage, mit 498 Textfiguren, Verlag von Julius Springer, Berlin 1909, S. 67–69.
  7. a b c Ernst-Ulrich Reuther: Lehrbuch der Bergbaukunde. Mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, 12. Auflage, VGE Verlag GmbH, Essen 2010, ISBN 978-3-86797-076-1, S. 494.
  8. Verein für bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund in Gemeinschaft mit der Westfälischen Berggewerkschaftskasse und dem Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat (Hrsg.): Die Entwicklung des Niederrheinisch-Westfälischen Steinkohlen-Bergbaues in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil III, Stollen - Schächte, mit 374 Textfiguren und 8 Tafeln, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1903, S. 30, 31.
  9. Albert Serlo (Hrsg.): Leitfaden der Bergbaukunde. Nach den an der königlichen Berg - Akademie zu Berlin gehaltenen Vorlesungen von Bergrath Heinrich Lottner, nach dessen Tode und in dessen Auftrage bearbeitet und herausgegeben, Erster Band, zweite verbesserte und bis auf die neueste Zeit ergänzte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1873, S. 474, 475.
  10. a b c Fritz Heise, Fritz Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde. Mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Zweiter Band, dritte und vierte verbesserte und vermehrte Auflage, Springer - Verlag, Berlin / Heidelberg 1923, S. 118–120.
  11. a b c Fritz Heise, Fritz Herbst: Kurzer Leitfaden der Bergbaukunde. Dritte verbesserte Auflage, mit 386 Abbildungen im Text, Verlag von Julius Springer, Berlin 1932, S. 138, 139.
  12. B. W. Boki, Gregor Panschin: Bergbaukunde. Kulturfond der DDR (Hrsg.), Verlag Technik Berlin, Berlin 1952, S. 166–168.