Schweizer Himalaya-Expedition 1956 – Wikipedia
Die Schweizer Himalaya-Expedition 1956 hatte die Erstbesteigung des Lhotse und die zweite Besteigung des Mount Everest zum Ziel. Fritz Luchsinger und Ernst Reiss gelang die Erstbesteigung des Lhotse, Jürg Marmet und Ernst Schmied die Zweit- und Hansruedi von Gunten und Dölf Reist die Drittbesteigung des Everest.
Vorbereitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schweizerische Stiftung für Alpine Forschung (SSAF) plante nach der erfolgreichen Schweizer Himalaya-Expedition im Frühjahr 1952 eine weitere bergsteigerische Expedition mit einer Equipe erstklassiger Kletterer verbunden mit glaziologischen und meteorologische Beobachtungen im Khumbu-Gletschergebiet. Die mit nationalen Spenden finanzierte Expedition erhielt die offizielle Bezeichnung Schweizerische Mount Everest-Expedition 1956.
Als Expeditionschef wählte die SSAF Albert Eggler. Er war Hauptmann der Gebirgstruppen und Veteran des Akademischen Alpenclubs Bern (AACB). Das Kernteam mit Eggler, Marmet und Reiss kannte sich bereits. Letzterer war mit der Schweizer Herbstexpedition 1952 auf dem Everest-Südsattel gewesen. Die übrigen Kandidaten suchte die SSAF unter den zwanzig besten Deutschschweizer Alpinisten.
Marmet wählte den leichten, französischen Sauerstoffapparat Makahn aus (6,6 statt 14,2 Kilogramm von 1952).
Teilnehmer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Albert Eggler (Expeditionsleiter), Wolfgang Diehl (Stellvertreter Expeditionsleiter), Hans Grimm, Hansruedi von Gunten (Verpflegung), Edi Leuthold (Expeditionsarzt), Fritz Luchsinger (Ausrüstung), Jürg Marmet (Sauerstoffgeräte), Fritz Müller (Glaziologie), Arthur Dürst (Geographie, Bild- und Tonmaterial), Ernst Reiss (Bergsteigerchef), Dölf Reist, Ernst Schmied (Verpflegung). 22 Sherpas unter der Leitung (Sirdar) von Pasang Dawa Lama und Dawag Tenzing.[1]
Expeditionsverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einrichtung der Lager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 7. April wurde das Basislager auf 5370 m erreicht. Danach wurden sechs Lager eingerichtet:
- Nach Überwindung des Khumbu-Eisfalls wurde das Lager I in der Gletschermulde auf 5800 m eingerichtet.
- Auf dem Weg zum Lager II (6110 m) am Eingang zum Tal des Schweigens (Westbecken) wurde die grosse Querspalte mit Aluminiumleitern überwunden.
- Das Lager III (6400 m) wurde zur vorgeschobenen Basis.
- Das Lager IV (6800 m) konnte am 1. Mai auf der untersten Terrasse des Lhotse-Hanges errichtet werden.
- Das Lager V (7400 m) wurde am 6. Mai auf einer Terrasse unterhalb des «Gelben Bandes» errichtet.
- Am «Gelben Band» wurde ein Quergang mit Seilgeländer als Zugang zur unteren Station eines Seilwindenaufzuges in der Lhotse-Flanke angelegt. Die obere Station lag beim Lager VIa unter der «Genfer Schulter».
Wegen Schneefalls und Windverwehungen musste der Weg bis auf die «Genfer Schulter» (8020 m) immer wieder neu gespurt werden.
Am 17. Mai war das Lager VIa von Reiss und Luchsinger, Lager V von Reist und Gunten, Lager IV von Eggler und Schmied und Lager III von den übrigen Teilnehmern besetzt.
- Aufstiegsroute
- Khumbu Eisabbruch
- Aluminiumleiter über Gletscherspalt (2005)
- Tal des Schweigens
- Tal des Schweigens mit Genfer Sporn/Schulter
Lhotse Erstbesteigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 18. Mai gelang Reiss und Luchsinger innert sechs Stunden Aufstieg über das Lhotse-Couloir die Erstbesteigung des Lhotse, als erste Schweizer auf einem Achttausender-Gipfel.
Mount Everest Zweit- und Drittbesteigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 21. Mai wurde das Lager VIa über die «Genfer Schulter» auf den Südsattel (7986 m) verlegt. Das neue Lager VIb befand sich hundert Meter westlich vom Lagerplatz der britischen Expedition von 1953.
Am 22. Mai stiegen Schmied, Marmet und vier Sherpas mit Sauerstoffgeräten auf den Everest-Südgrat, wo sie auf 8400 m Lager VII mit einem Zweierzelt errichteten und bezogen, während die Sherpas zum Lager VIb zurückkehrten.
Am 23. Mai erreichten Schmied und Marmet nach 5 ½ Stunden Aufstieg als Zweitbesteiger nach Hillary und Tenzing den Everest-Gipfel.
Am 24. Mai stiegen Reist und von Gunten auf der guten Spur ihrer Vorgänger in 4 ¼ Stunden vom Lager VII als Drittbesteiger auf den Everest-Gipfel.
Da der Monsun im Anzug war, verzichtete Expeditionsleiter Eggler darauf, eine weitere Seilschaft zum Everest zu schicken. Am 29. Mai traf die ganze Equipe wohlbehalten im Basislager ein.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albert Eggler: Gipfel über den Wolken Lhotse und Everest. Ein Sonderband der von Othmar Gurtner geleiteten Bücherreihe der Schweizerischen Stiftung für Alpine Forschungen. Hallwag Bern 1956
- Oswald Oelz: Everest • Lhotse, Schweizer am Everest 1952 und 1956. Mit 120 historischen Abbildungen. SSFA 2006, ISBN 3-909111-23-8
- Mount-Everest-Karte: Everest-Gebiet im Massstab 1:50'000. Kerngebiet 1:25'000 mit Routen auf Everest, Lhotse und Nuptse von 1953–1990. Bundesamt für Landestopographie (swisstopo), Herausgegeben vom Boston Museum of Science und der Schweizer Stiftung für Alpine Forschung 1991.[3]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gipfelsturm im Himalaja nzz.ch, 2. Mai 2016
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Expeditionsteilnehmer Mount Everest/Lhotse von 1956 alpinfo.ch
- ↑ Die Schweizer Mount Everest/Lhotse-Expedition 1956 alpinfo.ch
- ↑ Wie der Mount Everest nach Wabern kam swisstopo, 11. Dezember 2017.