Seppl Dammhofer – Wikipedia

Schallplatte von Seppl Dammhofer (Zürich 1923)

Seppl Dammhofer (* 2. Juli 1884 in Berlin; † 11. September 1929 in Zürich) war ein schweizerischer Volkssänger und Humorist.

Obgleich er in Berlin als Adolf Jakob Gut[1] zur Welt kam, war Seppl Dammhofer, wie er sich später mit Künstlernamen nannte, das Kind schweizerischer Eltern. Er erlernte das Handwerk des Buchdruckers und ging anschliessend nach Süddeutschland, wo er als „Süddeutscher Gebirgstypen-Darsteller“ in Erscheinung trat.[2] Nachdem er sich mit Bühnenauftritten als Humorist einiges Renommée erworben hatte, beschloss er, den Druckerberuf aufzugeben und ganz zum Theater zu gehen.

Er kehrte in die Schweiz zurück und übernahm 1915 die Direktion des Corso-Theaters[3] in Zürich, wo er in den 1920er Jahren zu einem der beliebtesten Schweizer Komiker wurde. Urwüchsig und von massivem Körpergewicht, wirkte er behäbig und gemütlich auf seine Zuschauer. Einen Teil seiner humoristischen Vorträge hatte er sich selbst geschrieben, in seinem Repertoire befanden sich aber auch Texte deutscher Kollegen,[4] die er für das schweizerische Publikum bearbeitete und ins Schwyzerdütsch übersetzte.

Die Themen seiner Szenen und Couplets waren der Alltagskultur entnommen: dem eher unangenehmen Besuch beim Zahnarzt oder im Gerichtssaal und der Teilnahme an Soldatenschule und Manöver stehen die kleinen Vergnügungen auf der „Buure-Chilbi“, der Bauernkirchweih, beim „Suuser“[5] und der „Blueschtfahrt“, dem Maiausflug, gegenüber, oder denen im Gesangsverein, beim Schützenfest, bei einem Zoobesuch und auf einer Reise mit der Eisenbahn sowie die Festlichkeiten im Jahreskreis, wie das Erscheinen des Samichlaus (St. Nikolaus) und der Heilige Abend. „Schaaggi Buume“ heisst die Rollenfigur, durch deren Mund Dammhofer das alles berichtet. Vielfach wurden seine Vorträge auch mit Gesang und Musik begleitet.

Er trat gelegentlich auch mit dem populären Berner Preis-Jodler Paul Gerber (1880–1941) auf, mit welchem er auch eine Grammophonaufnahme machte.[6]

Gastspielreisen führten ihn immer wieder auch nach Deutschland und Österreich. So trat er z. B. 1912 im Colosseumtheater in Essen auf, wo er eine Kollegin, die Vortragskünstlerin Grete Sylvant,[7] bei einem Unglück vor dem unmittelbaren Tod in den Flammen bewahren konnte.[8] Zu Beginn des Ersten Weltkrieges gastierte er in Bonn im Spezialitäten-Theater „Sonne“.[9]

Am Samstag und Sonntag, 29. und 30. Juni 1918 wirkte er neben anderen Künstlern in Zürich bei einer „Abend-Unterhaltung“ anlässlich eines Volksfestes auf dem Albisgüetli mit. Die Veranstaltung diente wohltätigen Zwecken.[10]

In Zürich betrieb er als Direktor und Darsteller das Maximum-Theater.[11]

Dammhofer starb mit nur 45 Jahren verarmt und krank in einem Zürcher Spital.[1]

Der Zürcher „Lokalschriftsteller“ Kurt Guggenheim erinnert sich in seinem Roman „Salz des Meeres, Salz der Tränen“ (vgl. Werke Bd. 6, S. 41), in welchem er seinen Aufenthalt in Le Havre beschreibt, an den Künstler: „Einmal nahm ich an einer solchen Veranstaltung teil, zu der auch der damals bekannte Komiker Seppl Dammhofer eingeladen war. Um seinen Dank zu bezeugen und den wahrscheinlich von der ganzen Gesellschaft erwarteten Beitrag zur Belustigung abzutragen, hielt er eine Trauerrede über eine soeben in jenem Gasthaus gemetzgete Sau.“

Nach 1918 liess er seine Vorträge und Couplets auf Grammophonplatten der Marken Grammophon (im Ausland Polydor), Odeon, Artiphon und Vox aufnehmen. Der Katalog des Musikarchivs in der DNB nennt 24 Titel von ihm.

Einzelnachweise

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  1. a b so Leimbach; laut Zürcher Taschenbuch hiess er Josef Gut, vgl. Zürcher Taschenbuch, Band 110. Verlag Buchdruckerei an der Sihl AG, 1990, S. 241
  2. vgl. Aufschrift „Süddtsch. Gebirgstypen-Darsteller“ auf Postkarte, datiert 2. September 1911 (abgerufen am 22. Februar 2018)
  3. dazu vgl. Tanja Stenzl bei theaterwissenschaft.ch
  4. z. B. der Zahnarzt-Sketch von Paul Bendix oder die lustige Eisenbahnfahrt von Hans Blädel.
  5. das ist der noch in Gärung befindliche Traubenmost, den man in Südwestdeutschland und Südtirol „Sauser“, in Franken „Bremser“ nennt. „Jedes Jahr am zweiten Oktober-Wochenende laden die Wirtsleute des Restaurants zur alten Sonne in Obermeilen zur «Suuser-Chilbi». Frisch ab Fass wird Suuser ausgeschenkt und zwar als Besonderheit den weissen, den man hierorts wenig kennt. Es gibt insgesamt drei Sorten: eine für Frauen, eine für Männer und eine alkoholfreie für Kinder.“ Vgl. meilen.ch
  6. vgl. Zürcher Taschenbuch - Band 114, Seite 307 : „27. Juli 1923 Paul Gerber (Jodler), Zürich ; Seppl Dammhofer (Humorist), Zürich Teil II: (Lokal unbekannt)“
  7. bürgerlich Margarete Suschny, geboren 1886 in Wien, mosaischen Glaubens, gest. 16. März 1912 in Essen. Vgl. die Erinnerungen von Kitty Suschny bei centropa.org
  8. Sie starb jedoch kurze Zeit danach an den Folgen der schweren Verbrennungen, die sie erlitten hatte, vgl. den Bericht in der Zeitschrift Cabaret Revue bei steinheim-institut.de: „Ein furchtbares Unglück, dem ein junges Leben zum Opfer fiel, ereignete sich am Freitag Abend, den 15. März, 1/2 8 Uhr im Colosseumtheater in Essen. Die Vortragskünstlerin Fräulein Grete Sylvant wollte sich in ihrem Zimmer auf einem kleinen Spirituskocher etwas wärmen und stellte die volle Spiritusflasche unvorsichtiger Weise dem brennenden Kocher zu nahe. Plötzlich ein furchtbarer Krach. Die Flasche war explodiert und es goß sich der ganze Inhalt brennend über Grete Sylvant. Ein furchtbarer Moment. In eine Feuersäule verwandelt rannte sie durch den Korridor und wieder zurück in ihr Zimmer, wo der Brand schon furchtbar hauste. In diesem Moment stürzte sich der Komiker Seppl Dammhofer in das brennende Zimmer, um seine Kollegin zu retten, Rauch und Feuer trieb ihn aber wieder zurück. Ohne an sich selbst zu denken stürzte er sich in das Feuer, faßte seine lichterloh brennende Kollegin und trug sie, unterstützt von dem Baritonsänger der Kapelle 'Colombo' aus dem Zimmer, erstickte mit einer Bettdecke das Feuer und riß ihr die noch brennenden Kleider vom Leibe. Furchtbar verbrannt trug man sie in das nächste Zimmer, wo die durch den Lärm und das Feuer herbei geeilten Kollegen sich ihrer annahmen. Seppl Dammhofer eilte dann wieder in das brennende Zimmer, riß das brennende Bett auseinander, die flammenden Gardinen herunter und löschte mit der inzwischen alarmierten Feuerwehr den Brand und verhütete so ein größeres Unglück. Dammhofer verbrannte sich dabei sehr stark beide Hände.“
  9. vgl. Bonner Chronik 1914-18 über das Spezialitäten-Theater „Sonne“, Bonn, im Ersten Weltkriege: „Und man stellt fest, daß ein herzlich befreiendes Lachen gerade in den jetzigen Zeitläufen Arznei ist. Wer so lachen macht, ist Seppl Dammhofer, ein süddeutscher Humorist, der seinerzeit hier recht verwöhnt wurde. Er ist der Alte geblieben; ein lustiger Gesell, der ebenso lustig wie ernst, ebenso gefühlvoll wie sarkastisch, wie’s ihm passt.“ (Oktober 1914)
  10. vgl. Plakat: VOLKSFEST/ auf dem Albisgütli/ am Samstag und Sonntag, 29. und 30. Juni 1918/ zugunsten deutscher Krieger-Witwen u.-Waisen in der/ Schweiz und der Schweiz. Abgebildet bei Bilddatei-Nr. kb0563_020, Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek. Nennt den Namen Dammhofers neben anderen Künstlern („Bruno Wünschmann, Benno Haller, Seppl Dammhofer/ Hermann Klink, Dina Dietrich, Geschwister Hornik“) als Mitwirkenden.
  11. vgl. Plakat „Maximum Theater Zürich. Direktion S.Dannhofer“ mit Bild des Künstlers bei poster-gallery.com, abgerufen am 21. Februar 2018; die Zuordnung „Jahr: ca.1950“ dürfte aber, Dammhofers Tod 1929 in Betrachtung gezogen, nicht stimmen.