Sodalität – Wikipedia
Eine Sodalität (lat. sodalitas „Kameradschaft“), im theologischen Zusammenhang auch Syndiakonia, ist eine Personenvereinigung. Das einzelne Mitglied heißt Sodale. Sowohl religiöse Bruderschaften als auch andere traditionelle Vereinigungen (z. B. Junggesellen, Schützen) werden als Sodalitäten bezeichnet.
Vor- und Frühgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Barbara Mills meint, Sodalitäten in der frühneolithischen Siedlung Çatal Höyük nachweisen zu können.[1] Im amerikanischen Südwesten nehmen Archäologen an, dass Sodalitäten bereits seit dem Beginn des Ackerbaus[2] existierten.[3]
Antike
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Titii sodales waren eine antike Kultpriestergemeinschaft.
Humanistische Sodalitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Humanismus waren die Sodalitates litterariae gelehrt-wissenschaftliche Vereinigungen. Conrad Celtis hat in Krakau um 1488, in Ungarn und Wien um 1494 und in Deutschland um 1500 mehrere Sodalitäten gegründet.
Katholische Sodalitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der frühen Neuzeit gründeten Jesuiten marianische Sodalitäten zur Ehre Mariens. Auch andere katholische Bewegungen und Gemeinschaften bezeichnen ihre Mitglieder als Sodalen, übersetzt: „Gefährte, Freund, Kamerad“, vom lateinischen Synonym sodalis.[4] Die Bezeichnung findet sich bei:
- der Gemeinschaft Christlichen Lebens, jesuitische Laienorganisation
- der Schönstatt-Bewegung, vgl. auch Mater Ter Admirabilis
- der Marianischen Männer- und Jungmänner Sodalität „Mariä Himmelfahrt“ Fulda, gegründet 1609[5]
- der Marianischen Bürgersodalität in Würzburg, die 1796 von der Michaelskirche in die Marienkapelle verlegt worden war[6]
- der Junggesellensodalität in der Spitalkirche des Würzburger Bürgerspitals.[7]
- aus der 1901 in Dortmund gegründeten Jünglingssodalität „Dreifaltigkeit“ ging 1909 der Sportclub Borussia Dortmund hervor.
Protestantische Sodalitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor allem in protestantischen Kirchen des angelsächsischen Raums werden zweckgebundene, meist mit Missionsaufgaben beauftragte Bruderschaften als Sodalitäten bezeichnet.
Ethnologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Pueblos des nordamerikanischen Südwestens waren Sodalitäten weit verbreitet.[8] In den meisten Pueblos existieren Heilgesellschaften, die Krankheiten, die durch Übertretung sozialer Regeln ausgelöst wurden, durch spezielle Zeremonien behandeln und so den sozialen Frieden wiederherstellen. Ferner können sie Hexerei entdecken. Neben allgemeinen Heilgesellschaften gibt es auch solche, die mit speziellen Problemen, wie Ameisenbissen, Blitzschlag oder Schlangenbissen befasst sind.[9] Bei den Tewa sind meist Bären-Gesellschaften als Heiler tätig, die auch bei den Tiwa und Laguna bekannt sind.[10] Bei den Keresan gab es weiters Clown- und Krieger-Sodalitäten. Doppelmitgliedschaften waren verbreitet.[11]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Barbara J. Mills: Regional network and religious sodalities at Çatalhöyük. In: Ian Hodder (Hrsg.): Religion at work in a Neolithic society. Vital Matters. Cambridge University Press, Cambridge 2015, S. 159–186
- ↑ Early Agricultural Period
- ↑ Barbara J. Mills: Regional network and religious sodalities at Çatalhöyük. In: Ian Hodder (Hrsg.): Religion at work in a Neolithic society. Vital Matters. Cambridge University Press, Cambridge 2015, S. 168
- ↑ Duden, das große Fremdwörterbuch, ISBN 3-411-04162-5)
- ↑ Pontifikalamt und 600 Teilnehmer an Lichterprozession zu Mariä Himmelfahrt. Abgerufen am 21. September 2017.
- ↑ Wolfgang Weiß: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 430–449 und 1303, hier: S. 434.
- ↑ Wolfgang Weiß (2007), S. 434.
- ↑ J. E. Ware, E. Blinman, Cultural collapse and reorganisation: The origin and spread of Pueblo ritual sodalities. In: Michelle Hegmon (Hrsg.), The archaeology of regional interaction: religion, warfare, and exchange across the American Southwest and beyond. Proceedings of the 1996 Southwest Symposium, Boulder, University Press of Colorado 2000, 381–409.
- ↑ John A. Ware, Eric Blinman, Cultural collapse and reorganisation: The origin and spread of Pueblo ritual sodalities. In: Michelle Hegmon (Hrsg.), The archaeology of regional interaction: religion, warfare, and exchange across the American Southwest and beyond. Proceedings of the 1996 Southwest Symposium, Boulder, University Press of Colorado 2000, 383.
- ↑ John A. Ware, Eric Blinman, Cultural collapse and reorganisation: The origin and spread of Pueblo ritual sodalities. In: Michelle Hegmon (Hrsg.), The archaeology of regional interaction: religion, warfare, and exchange across the American Southwest and beyond. Proceedings of the 1996 Southwest Symposium, Boulder, University Press of Colorado 2000, 383.
- ↑ Edward P. Dozier, The Pueblo Indians of North America. Holt, Rinehart and Winston, New York 1970, 153