Sommerbad Neukölln – Wikipedia

Schwimmerbecken mit Sprungturm im Sommerbad Neukölln

Das Sommerbad Neukölln (umgangssprachlich „Columbiabad“) ist eines der beliebtesten Freibäder Berlins. Es liegt im Bezirk Neukölln und grenzt an den ehemaligen Flugplatz Tempelhofer Feld. Eigentümer ist das Land Berlin, Betreiber sind die Berliner Bäder-Betriebe.

Liegewiese im Sommerbad Neukölln

Das Bad wurde 1950/51 nach Plänen des Architekten und Stadtbaurats Bruno Grimmek gebaut. Finanziert wurde es aus Mitteln des Marshallplans.[1][2] 1951 wurde es als erstes Freibad West-Berlins durch den damaligen Oberbürgermeister Ernst Reuter eröffnet.[3] Von der ursprünglichen Anlage sind heute das Sportbecken, der Sprungturm, das sogenannte „Volksbecken“, die Zuschauertribüne und Liegeterassen erhalten. Die zwei geschwungenen Rutschen des „Volksbeckens“ wurden im Laufe der Jahre durch eine große Wasserrutsche ersetzt.[4] 2015 wurde das Freibad nach umfassenden Renovierungsarbeiten wiedereröffnet.[5]

Zur Anlage gehören ein Schwimmerbecken (50 m), ein Mehrzweckbecken mit Nichtschwimmerbereich, ein Sprungturm (3-m-Sprungbrett, 5- und 10-m-Plattform, jedoch hat der Sprungturm 2023 keine Zulassung vom TÜV bekommen und bleibt vorerst dauerhaft geschlossen), eine Wasserrutsche (mit 83 m die längste Berlins), ein Babybecken und eine große Liegewiese mit 60 Bäumen unterschiedlicher Arten.[6][7] Im Eingangsbereich finden sich zudem Umkleidekabinen, Sanitäranlagen und ein Imbiss.

Zwischenfälle im Bad

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Das Sommerbad Neukölln ist sowohl in regionalen als auch überregionalen Medien immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Berichtet wurde von Massenschlägereien, einer Erstürmung des Sprungturms und polizeilicher Räumung. Dabei agierten jugendliche Mitglieder von Familienclans mit Migrationshintergrund.[8][9][10] Die Darstellungen des Badepersonals und vieler Besucher fallen allerdings differenzierter aus.[11] Im Columbiabad, schrieb Stefan Kuzmany 2019, könne man „erleben, wie das gehen kann: ein multikulturelles Deutschland.“ Tatsächlich sei das Bad „ein wunderbarer Ort“.[12]

Ende Juni 2022 nach einem Streit wegen Spritzerei mit Wasserpistolen kam es zu einer Massenschlägerei von etwa 100 Menschen. Die Polizei setzte 13 Streifenwagen und Teile einer Einsatzhundertschaft ein, um das Bad zu räumen. Im Juli 2022 griffen zwölf junge Männer nach ihrem Rauswurf aus dem Bad mit Knüppeln und Reizgas Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes an. Bei sechs Badegästen, vier Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes und eines Mitarbeiters des Rettungsdienstes kam es zu Verletzungen. Wieder kam es zur Badräumung. Verhaftet wurden später ein Deutsch-Libanese und zwei Deutsche mit arabischen Wurzeln. Als Reaktion wurde eine Bestreifung durch die Berliner Polizei eingeführt und auch eine mobile Polizeiwache eingerichtet.[13]

Auch im Sommer 2023 kam es im Juli zu einer Schließung wegen des Verhaltens der Gäste. Es kam erneut zu Pöbeleien, Gewalt und Drohungen vorwiegend männlicher Jugendlicher mit Migrationshintergrund. In der taz wurden Aufstockungen bei Personal und Security und vor allem die Kontingentierung der Besucherzahlen gefordert.[14] Schon Mitte Juni hatten sich Mitarbeiter des Bades per Brief an die Führung der Bäder-Betriebe gewandt und „auf das untragbare Ausmaß der Umstände“ hingewiesen. Die Hausordnung werde „vorsätzlich missachtet“ und das Personal „bewusst psychisch terrorisiert“. Dabei seien „Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln“ üblich. Neben Mitarbeitern und Frauen sind Minderheiten, besonders trans und queere Menschen von Gewaltandrohung betroffen.[15] Als Reaktion auf die Vorfälle im Sommerbad Neukölln und anderen Freibädern verkündeten der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und Innensenatorin Iris Spranger am 13. Juli 2023, dass zukünftig Ausweiskontrollen bzw. Schülerausweiskontrollen und eine Videoüberwachung in Berlins Freibädern durchgeführt werden.[16]

Commons: Sommerbad Berlin-Neukölln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Uta Maria Bräuer, Jost Lehne: Bäderbau in Berlin. Architektonische Wasserwelten von 1800 bis heute. Berlin 2013, ISBN 978-3-86732-129-7, S. 166.
  2. Regina Lechner et al.: Best of Sommerbad. In: neukoellner.net. 20. Juni 2015, abgerufen am 1. September 2021.
  3. Freibad für Neukölln. In: B.Z. Zeitung. 10. August 2006, abgerufen am 1. September 2021.
  4. Uta Maria Bräuer, Jost Lehne: Bäderbau in Berlin. Architektonische Wasserwelten von 1800 bis heute, Berlin 2013, ISBN 978-3-86732-129-7, S. 167.
  5. Berliner Bäder: Bauarbeiten beendet: Sommerbad Neukölln startet in die Saison, viele Hallenbäder wieder offen. 26. Juni 2015, abgerufen am 29. Juli 2021.
  6. Berliner Bäder: Website Sommerbad Neukölln. Abgerufen am 1. September 2021.
  7. Berliner Bäder: Das ist ja Pool! Geschäftsbericht 2018. Abgerufen am 1. September 2021.
  8. Christoph Stollowsky: Familienclans geraten aneinander – Neuköllner Freibad geräumt. In: Tagesspiegel. 10. Juli 2010, abgerufen am 2. September 2021.
  9. Brennpunkt Columbiabad – erneuter Polizei-Einsatz. In: B.Z. Zeitung. 8. Juli 2015, abgerufen am 2. September 2021.
  10. Patrick Bauer: Nass und Gewalt. In: SZ-Magazin. 15. September 2014, abgerufen am 2. September 2021.
  11. Sabrina Waffenschmidt: „Andere Bäder sind langweiliger“. In: neukoellner.net. 30. Juli 2013, abgerufen am 2. September 2021.
  12. Stefan Kuzmany: Columbiabad Berlin-Neukölln: Warum die Brennpunkt-Wasserstelle ein wunderbarer Ort ist. In: Der Spiegel. 1. Juli 2019, abgerufen am 2. September 2021.
  13. Alexander Fröhlich: Nach Mob-Angriff auf Security-Mitarbeiter – Polizeipräsidentin will härter vorgehen – Streifen im Berliner Columbiabad. In: Tagesspiegel. 20. Juli 2010, abgerufen am 20. Juli 2021.
  14. Barbara Dribbusch: Sommerbäder und Gewalt: Landnahme bei 30 Grad. In: Die Tageszeitung: taz. 13. Juli 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  15. Columbiabad weiter geschlossen: Mitarbeiter beschreiben in Brandbrief „psychischen Terror“. In: Berliner Zeitung. 12. Juli 2023 (berliner-zeitung.de [abgerufen am 15. Juli 2023]).
  16. Gewalt in Berlins Freibädern: Jetzt kommen Ausweiskontrolle und Videoüberwachung. In: Berliner Zeitung. 14. Juli 2023 (berliner-zeitung.de [abgerufen am 15. Juli 2023]).

Koordinaten: 52° 28′ 47,3″ N, 13° 25′ 0,8″ O