Spanischer Reiter (Barriere) – Wikipedia
Ein Spanischer Reiter (auch Friesischer Reiter, franz. cheval de frise) ist eine seit dem Mittelalter unter diesem Namen bekannte, aber bereits in der Urgeschichte verwendete Barriere.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Annäherungshindernisse in Form von eng gestellten Steinpfeilern sind, ähnlich wie Palisaden, bereits aus der Vorzeit bekannt und auf den Britischen Inseln (Dreva Fort, Fell of Barhullion (Schottland), Dun Aengus und Dún Dúchathair (auf den Aran-Inseln), Ballykinvarga (County Clare) und Dunamo (County Mayo)) verbreitet.
Auf der Iberischen Halbinsel sind sie noch häufiger (Castro Carvalhelhos (Portugal) oder Castro von Yecla la Vieja und von Castro de la Mesa de Miranda bei Ávila in Spanien). Die vorbronzezeitlichen Anlagen waren Annäherungshindernisse, die im Sinne eines Temenos Kultplätze vor profanem Zugang beziehungsweise vor Einsicht schützten.
Zur Befestigung ihrer Marschlager verfügten römische Legionen in jedem Contubernium über pila muralia genannte Schanzpfähle.
Ihren Namen sollen die Spanischen Reiter während der niederländischen Unabhängigkeitskriege erhalten haben. Mit ihrer Hilfe gelang es den Spaniern während ihrer Belagerung der Stadt Groningen, die zum Entsatz herbeieilende Reiterei von ihren Stellungen fernzuhalten. In anderen Sprachen bezeichnet man sie daher als Friesenreiter (frz. Chevaux de Frise, ital. Cavallo di Frisia).
Derartige Sicherungen wurden 1961 zum Versperren der Grenzen nach West-Berlin benutzt.
Als Weiterentwicklung der spanischen Reiter kann der Tschechenigel angesehen werden, der im 20. Jahrhundert als Panzersperre entwickelt wurde.
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Moderne Spanische Reiter bestehen typischerweise aus circa 1,5 m langen, X-förmig zusammengebundenen und angespitzten Stangen, welche durch eine 5 bis 6 m lange Längsstange so verbunden werden, dass man nicht hindurchkriechen kann. Ursprünglich waren sie aus Holz und gegen Reiter gerichtet und dienten der Lagerbefestigung. Man stellte sie her, indem man durch einen langen Baum (Leib) spitze Pfähle (Federn) oder auch die kurzen Spieße oder Schweinsfedern des Fußvolks einander kreuzend steckte. Der Leib wurde auf einem Wagen mitgeführt, mitunter war die ganze Vorrichtung fahrbar angelegt. Im 19. Jahrhundert wurden sie mehr aus Winkeleisen gefertigt und dienten der Sicherung von Durchgängen und Furten.
Heute sollen sie vor allem Infanterie (und andere Personen) sowie leichte Fahrzeuge abhalten. Als mobile Elemente eignen sie sich auch zum Verschließen von Durchlässen, z. B. an Straßensperren. In der Neuzeit wurde die Schutzwirkung oftmals auch durch das zusätzliche Anbringen von Stacheldraht verstärkt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lilia (Verteidigungsanlage)
- Hulbælterne
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Glyn Daniel: Enzyklopädie der Archäologie (Hrsg.). der dt. Ausg. Joachim Rehork., Weltbild-Verlag, Augsburg 1990. Lizenz Lübbe Verlag. ISBN 3-930656-37-X, S. 89 (The illustrated encyclopedia of archaeology).
- Stewart Ross: Ancient Scotland. Barnes & Noble 1991, ISBN 0760711976, S. 72, 73.
- Sowjetische Militärenzyklopädie: Rakentenkomplex – Spanischer Reiter (= Heft 26), Militärverlag der DDR, Berlin 1984, 158 Seiten.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bilder des Cheval (nicht plur. Chevaux) de Frise von Dun Aenghus ( vom 3. März 2007 im Internet Archive)