Störkraft – Wikipedia

Störkraft

Cover einer nach der offiziellen Auflösung veröffentlichten Maxi-CD von Störkraft
Allgemeine Informationen
Genre(s) Rechtsrock
Gründung 1985
Auflösung Mitte 1990er
Ehemalige Mitglieder
Jörg Petritsch
Volker Grüner
Stefan Rasche
Steven Martin
Michael Devers
Bandmanager
Torsten Lemmer

Störkraft war eine 1985 gegründete Rechtsrock-Band. Anfang der 1990er wurde sie durch Medienberichte die wohl bekannteste Band dieses Spektrums. Sie hat sich Mitte der 1990er Jahre aufgelöst.

Die Texte der Band sind „unmissverständlich fremdenfeindlich[1] und rufen zum Widerstand gegen „Linke“ auf, die ohne klare Abgrenzung als „rote Flut“ bezeichnet werden. „Von eindeutig rechtsextremen Texten“ könne in Bezug auf Linke zumeist nicht gesprochen werden.[2] Wie bei vielen Rechtsrock-Bands stehen damit „Ausländer“ und „Linke“ („Zecken“) auch bei Störkraft im Mittelpunkt der textlichen Angriffe.

Stilistisch wird die Musik meist dem Rechtsrock zugeordnet. Der Sound von Störkraft hebt sich vor allem durch zwei Merkmale von ähnlichen Bands ab: die prägnante Stimme des Sängers sowie kurze melancholisch klingende Gitarrensoli mit viel Hall.

Die Band wurde ab Oktober 1992 bundesweit bekannt, als sie in mehreren Magazinen von öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern auftrat: zum Beispiel Einspruch (Sat.1), Spiegel TV (RTL), Akut (Sat.1), Report (ARD) und Frontal (ZDF). Hinzu kamen zu jener Zeit zahlreiche Zeitungsberichte über Rechtsrock und die Band Störkraft im Besonderen. Der Spiegel führte ein großes Exklusiv-Interview mit der Gruppe.[3]

Der Hintergrund war eine Kampagne des Berliner Jugendsenators Thomas Krüger (SPD), der auf einer Pressekonferenz die Indizierung und strafrechtliche Verfolgung einiger Rechtsrock-Produktionen, vor allem von Störkraft, gefordert hatte. Daraufhin wurden deren Kassetten und Texte an Journalisten verteilt.

Klaus Farin, ehemaliger Leiter des Berliner Archivs der Jugendkulturen und Autor einiger Sachbücher und Filme über Neonazis und ihre Musik, urteilte darüber:

„Eine drittklassige Amateurrockband, die zuvor in Schulklassen und Jugendclubs nahezu unbekannt war, brachte es so innerhalb weniger Wochen zu Auftritten in mindestens drei großen Talkshows, durfte Hunderte von Zeitungsspalten bevölkern und ein Dutzend TV-Magazinbeiträge bebildern, bis nun wirklich jeder 14-Jährige in diesem Land begriffen hatte, dass er sich unbedingt eine Platte dieser ‚ultraharten‘ Band besorgen musste, wollte er nicht völlig out sein.“

Klaus Farin: Die Skins: Mythos und Realität[4]

Die Band wurde in dem am 10. September 1993 veröffentlichten Anti-Neonazi-Lied Schrei nach Liebe von Die Ärzte erwähnt, in dem eine Zeile lautet: „Zwischen Störkraft und den Onkelz steht ’ne Kuschelrock-LP“.

Tatsächlich sorgte diese Medienpräsenz für Verkaufszahlen von über 70.000 CDs von Störkraft und machte sie damit zur erfolgreichsten Rechtsrock-Band Deutschlands. Das Management der Band übernahm der Düsseldorfer Unternehmer Torsten Lemmer, der bereits eine Reihe weiterer Rechtsrock-Bands betreute. Die Tonträger wurden von nun an über den neonazistischen Zeitungs- und Musikverlag Rock Nord vertrieben.

Anfang der 1990er Jahre versuchte sich die Band mit der Single Mordbrenner – Ihr gehört nicht zu uns! von ihrem Neonazi-Image zu lösen. Mit dem Lied Mörder ohne Reue (ein Cover des Stücks Brighton Bomb der betont antirassistischen englischen Punk-Gruppe Angelic Upstarts) distanzierten sie sich von neonazistischen Skinheads, die auch vor dem Verüben von Brandanschlägen gegen Ausländer nicht zurückschrecken. Das Lied sollte ursprünglich in das Repertoire des kurzlebigen Projekts Ruhrpott Rejects, das Volker Grüner zusammen mit Stefan Spiller (heute Sänger der Oi!-Band Emscherkurve 77 und zuvor bei einer neonazistischen Gruppe namens Voll Die Guten) unterhielt, aufgenommen werden, dieses Vorhaben verlief jedoch im Sande. Laut Aussage von Volker Grüner war der Text dieses Liedes für ihn eine „Herzensangelegenheit“, die Gruppe war sich allerdings bewusst, dass es im Rahmen eines „Strafverfahrens“ „gut passt“, dieses Lied unter dem Namen Störkraft zu veröffentlichen.[5]

Die Band Störkraft hat sich Mitte der 1990er aufgelöst. Bandmanager Torsten Lemmer stieg innerhalb eines von Christoph Schlingensief geleiteten Aussteigerprojekts 2001 aus der Neonazi-Szene aus und veröffentlichte später ein Buch über seinen Ausstieg.

Der ehemalige Gitarrist Volker Grüner spielte ab 1997 bei der Band 4 Promille, die unpolitischen Oi! machte und sich in Interviews und auf ihrer Homepage explizit gegen Rechtsradikalismus abgrenzte (u. a. coverten 4 Promille das Stück Watch Your Back der englischen Oi!-Band Cock Sparrer, in dessen Text sich gegen die Ausnutzung der Arbeiterklasse von linken wie rechten Extremisten ausgesprochen wird).

Der gelernte Schweißer Stefan Rasche war von 1993 an als Sänger bei der Düsseldorfer Neonazi-Combo "Starkstrom" aktiv, die bis 1996 zwei CDs veröffentlichte und auf mehreren Skinhead-Konzerten auftrat.[6] Er distanzierte sich später von der rechten Szene und ist seit 2010 Betriebsrat bei der Rheinbahn. Seine Berufung in ein Förderprojekt der Oper Düsseldorf sorgte 2013 für eine Kontroverse.[7]

Veröffentlichungen

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Die Band veröffentlichte zwei offizielle Studio-Alben:

  1. Dreckig, kahl und hundsgemein # (1989) indiziert am 31. Oktober 1992, eingezogen am 2. September 1993 und
  2. Mann für Mann # (1990) indiziert am 31. Oktober 1992, eingezogen am 6. Juli 1994, das Album
  3. Wikinger (1996) erschien mehrere Jahre nach der Auflösung.

Des Weiteren erschienen eine Live-CD mit dem Titel Live in Weimar (1991, indiziert am 28. November 1992) und die Maxi-CD Mordbrenner – Ihr gehört nicht zu uns! (1993).

Als Ergänzung sei noch das Störkraft/Noie Werte/Endstufe-Projekt mit dem Namen Störstufe zu erwähnen, welche eine Vinylsingle mit dem Namen Parole Spaß aufnahm. Diese Vinylsingle gilt in der Szene als Rarität. 2018 wurde sie von der Liste der indizierten Medien gestrichen.[8]

Des Weiteren gelangte eine Maxi-CD (STCD 101) nach 1994 mit dem Titel Wir sind wieder da! auf den Markt, welche folgende drei Titel enthielt:

  1. Wir sind wieder da!
  2. Reden ist Silber
  3. Ungekrönte Könige

sowie eine CD (KRCD 1), die 1997 bei Rock-O-Rama unter dem gleichen Titel erschien.[9]

Einzelnachweise

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  1. Gabriele Regener: Störkraft brachte 41-Jährigen vor Gericht. ruhrnachrichten.de, 18. Juni 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juni 2013; abgerufen am 19. Juni 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ruhrnachrichten.de
  2. Jana Funke: Popularmusik als Ausdrucksmittel rechter Ideologie. Google Books, abgerufen am 19. Juni 2013.
  3. Manfred Ertel: Dann sing’ ich ‚Blut und Ehre‘ – Die Skinhead-Kultband „Störkraft“ über ihre rechtsradikalen Lieder. In: Der Spiegel. Nr. 53, 1992, S. 40–43 (online). PDF-Version
  4. Klaus Farin: Die Skins: Mythos und Realität. Ch. Links Verlag 1998, S. 223.
  5. Interviews mit Volker Grüner im Fanzine Scumfuck (Ausgaben 29 und 30) mit Volker Grüner, Duisburg 1995/1996
  6. Skinheads und Rechtsextremismus. Instrumentalisierung einer jugendlichen Subkultur. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Düsseldorf 2001, S. 44f
  7. Aufregung um Stefan Rasche Vom Rechts-Rocker zum „Opernscout“. Express, 28. Oktober 2013
  8. BAnz AT 29.06.2018 B9
  9. Online Music Database: Störkraft – wir sind wieder da