St. Jakob (Levoča) – Wikipedia

Hauptaltar

St. Jakob (slowakisch: Bazilika svätého Jakuba) ist eine gotische Kirche in Levoča, Prešovský kraj, Slowakei. Der Ursprung von Chor und Langhaus liegt im 14. Jahrhundert, der jetzige Turm hingegen wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Die katholische Pfarrkirche ist dem Apostel Jakobus geweiht. Sie birgt zahlreiche gotische Altäre, darunter den höchsten holzgeschnitzten Altar der Welt. Er stammt aus der Werkstatt von Paul von Leutschau und wurde 1517 fertiggestellt. Die Kirche enthält viele weitere gut erhaltene Kunstschätze. Sie ist die zweitgrößte Kirche der Slowakei. Die Kirche wurde 2009 der UNESCO-Welterbestätte Levoča (Leutschau), Spissky Hrad (Zipser Burg) und damit assoziierte Kulturmonumente hinzugefügt. Sie ist auch ein nationales denkmalgeschütztes Bauwerk. 2015 wurde sie von Papst Franziskus zur Basilica minor erklärt.

Außenansicht der Kirche
Seitenschiff

Levoča lag an der Kreuzung wichtiger Handelswege und war ein bedeutendes Verwaltungszentrum.[1] Der Bau der in der Stadtmitte gelegenen gotischen Kirche St. Jacob begann im 14. Jahrhundert.[2] Die Kirche dominiert den zentralen Platz der historischen Altstadt, zusammen mit dem Rathaus aus der Renaissance. Sie ist eine katholische Pfarrkirche, die dem Apostel Jakobus geweiht wurde. Sie wurde als dreischiffige Basilika ohne Querschiff mit einer fünfeckigen Apsis errichtet.[1] Der Innenraum birgt mehrere gotische Altäre, darunter den Hochaltar, der mit 18,62 Metern der höchste holzgeschnitzte Altar der Welt ist.[3] Er stammt aus der Werkstatt des Meisters Paul von Leutschau und wurde 1517 vollendet. Die Kirche, die zweitgrößte in der Slowakei, enthält außerdem kostbare Kunstschätze und Einrichtungsgegenstände,[4] darunter Monstranzen, Kelche und andere Gegenstände für den Gottesdienst, die der Goldschmied Ján Szillassy schuf.[5] Während der Reformation wurde die Kirche ab 1544 lutherisch.[1] Für den evangelischen Gottesdienst wurden gegenüber der Kanzel Emporen eingebaut, doch sonst wenig verändert.[6] Die Flügel der Altäre wurden geschlossen. Ab 1622 wurde eine Orgel eingebaut. Im 18. Jahrhundert kam es zur Rekatholisierung. Von 1706 bis 1710 teilten sich Katholiken und Protestanten die Kirche, dann wurde sie wieder katholisch.[1]

Der Kirchturm wurde auch als Wachturm der Stadt benutzt, insbesondere um Feuer zu bemerken. Der mittelalterliche Turm wurde im frühen 19. Jahrhundert durch einen Blitz zerstört und durch einen höheren neogotischen Turm ersetzt. Der 70 m hohe Turm wurde von Fridrich Muck 1852 bis 1870 errichtet und war vermutlich das erste Bauwerk in diesem Stil in der Slowakei.[2][7] Ein ausführlicher Bericht in den Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale beschreibt 1858 die Baugeschichte der „katholischen Pfarrkirche St. Jakob zu Leutschau“.[6]

Eine Glocke des ursprünglichen Geläuts wurde im Rathaus installiert, die anderen im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Sie wurden 1925 ersetzt. Von 1948 bis 1949 fand eine umfangreiche Restaurierung statt: das Dach wurde erneuert, Säulen und Gewölbe wurden gereinigt, und die Orgel restauriert und verlegt. Dabei entdeckte Wandmalereien wurden ebenfalls restauriert.[1]

Die Kirche wurde dank ihrer Kunstschätze im Jahr 2009 dem UNESCO-Welterbe Levoča (Leutschau), Spissky Hrad (Zipser Burg) und damit assoziierte Kulturmonumente hinzugefügt. Sie ist außerdem ein nationales registriertes Denkmal. Am 30. November 2015 erklärte Papst Franziskus sie zur Basilica minor.[8] Seit 2016 ist der Turm, der einen Überblick über das Stadtzentrum vermittelt, für Besucher geöffnet.

Aufsatz des Jakobsaltars
Abendmahl, Szene auf dem Hauptaltar

Die Kirche hat 18 Altäre,[1] davon sind die bedeutendsten:

Die Kirche enthält außerdem eine Statue des Heiligen Georg mit dem Drachen aus der Werkstatt von Meister Paul.

Glocke im Turm

Die Kirche enthält mehrere Fresken, darunter:[9]

Gemälde-Epitaphe

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Ungewöhnlich sind einige Epitaphe, die auf die Kirchenwände gemalt wurden, darunter ein Epitaph für Margita Urbanovič, die Nichte von Meister Paul. Es ist das einzige zeitgenössische Dokument, dass er den Hochaltar gestaltet hat.[15]

Nach früheren Instrumenten wurde die jetzige Orgel ab 1624 von Hans Hummel gebaut, einem Krakauer Meister deutscher Herkunft. Der Magistrat bestellte die Orgel schon 1615; da der Orgelbaumeister zu dieser Zeit aber mit der Vollendung der Orgel in der polnischen Stadt Olkusz beschäftigt war, traf er erst 1624 in Leutschau ein. Das reichverzierte Gehäuse wurde 1625 vom Krakauer Tischler Andreas Hertel und Schnitzer Hans Schmied aus Dänemark gefertigt, an der Orgel gingen die Arbeiten aber nur schleppend voran. Eine Ursache waren stark angestiegene Preise als Folge einer Pestepidemie, zudem warf der Magistrat Hummel Alkoholismus und Arbeitsfaulheit vor, weiter tauchte 1629 ein Rechtsstreit wegen des Vorwurfs der Entwendung von Zinnpfeifen aus der Marienkirche in Krakau auf. Hummel fiel am 11. Februar 1630 von einem hohen Gerüst in der Kirche zu Tode, sodass die Orgel erst vom polnischen Orgelbauer Georg Nitrowski im selben Jahr fertiggestellt wurde. Die zum ersten Mal 1629 gespielte Orgel sollte gemäß der Bestellung 25 Register haben, im Endergebnis hatte sie 27 Register, wohl wegen des damaligen Brauches von Orgelbauern, zusätzliche Arbeit zu leisten, um einen Anspruch auf eine besondere Belohnung erheben zu können. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Orgel die größte im damaligen Königreich Ungarn, doch wegen mangelnder Wartung wurde sie nach 1830 nur selten gespielt.[16] Der ursprüngliche Standort war zwischen den zwei Säulen auf der Nordseite. Zwischen 1864 und 1877 baute sie Lajos Mooser komplett um und übertrug das Gehäuse. Dabei wurden zusammenhängende Teile getrennt, sodass das Hauptwerk auf die Westempore und das Positiv auf die Nordempore stehen kamen. Die Orgel von Mooser wurde schon 1931–1932 durch ein neues Instrument (opus 2540) der Firma Rieger Orgelbau ersetzt. Es verfügt über 33 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal.[17][1][18][19]

  • Dušan Buran u. a.: Gotika - dejiny slovenského výtvarného umenia [Geschichte der slowakischen bildenden Kunst]. Slovenská národná galéria a Slovart, Bratislava 2003, ISBN 80-8059-080-X (slowakisch).
  • František Dlugoš: St. Jakobs Kirche. Levoča 2011, ISBN 978-80-89187-51-5.
  • Alena Gail-Prchal: Der Hochaltar der Jacobskirche zu Leutschau. Untersuchung der Bildwerke und ihrer Stellung innerhalb des Kreises spätgotischer Flügelaltäre. Dissertation, München 1975 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Marián Gavenda, Marián Veselý: A Gothic Jewel. Slovart, Bratislava 2006, ISBN 80-8085-121-2 (englisch).
  • Jaromír Homolka: Levoča: The Gothic Altar. Tatran, Bratislava 1965 (englisch).
  • Peter Minárik: Reformácia na Spiši. Diplomarbeit, University of Budapest, 2007, S. 28–32 (@1@2Vorlage:Toter Link/diplomovka.sme.sk (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2023. Suche in Webarchiven) sme.sk, slowakisch).
Commons: St. Jakob (Levoča) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Der Dom des heiligen Jakob in Levoča. chramsvjakuba.sk, 2017, abgerufen am 21. August 2017.
  2. a b St Jacob church - Levoča. Slovak Culture Profile, 2017, abgerufen am 21. August 2017 (englisch).
  3. Levoča feiert 500. Jubiläum des Altars von Meister Paul. Radio Slovakia International, 19. Juli 2017, abgerufen am 17. Oktober 2017.
  4. Kirche des Hl. Jakobus - Levoča. Slovakia Travel, 2017, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  5. Works of Ján Szilássy. Slovak Culture Profile, 2017, abgerufen am 21. August 2017 (englisch).
  6. a b Wenzel Merklas: Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, Volume 3. Österreich Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, 1858, Die katholische Pfarrkirche St. Jakob zu Leutschau, S. 64–72 (google.de).
  7. Anon: The Tower of St. James Basilica. Faltblatt der Stadt Levoca, 2016.
  8. Chrám v Levoči vyhlásili za Baziliku menšiu svätého Jakuba v Levoči. Slowakische Bischofskonferenz, 30. November 2015, abgerufen am 30. November 2015 (slowakisch).
  9. a b c Gavenda (2006) S. 5.
  10. Homolka (1965), S. 44.
  11. Homolka (1965), S. 474.
  12. a b c d e f g Gavenda (2006) S. 7.
  13. a b c Gavenda (2006) S. 9.
  14. František Dlugoš: St. Jakobs Kirche. Levoča 2011, ISBN 978-80-89187-51-5, S. 36.
  15. Gavenda (2006), S. 9; Homolka (1965), S. 43.
  16. Otmar Gergelyi, Karol Wurm: Historické organy na Slovensku – Historische Orgeln in der Slowakei. OPUS, Bratislava 1989, ISBN 80-7093-005-5, S. 37–43 (Lemma Levoča).
  17. Levoča, okres Levoča, Bazilika sv. Jakuba, Trojmanuálový organ s pedálom III / P / 33 (9+9+9+6) In: organy.hc.sk, abgerufen am 3. März 2024. (slowakisch)
  18. Hans Hummel. Organs and Organ Builders in Slovakia, 2017, abgerufen am 21. August 2017 (englisch).
  19. Orgeln und Orgelbauer in der Slowakei. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2017; abgerufen am 18. Dezember 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/organy.hc.sk

Koordinaten: 49° 1′ 35″ N, 20° 35′ 21″ O