St. Martin (Flerzheim) – Wikipedia

Kirche St. Martin in Flerzheim
Innenansicht mit Blick zum Chor

St. Martin ist eine römisch-katholische Kirche in Flerzheim, einem Stadtteil von Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Die Kirche steht seit 1993 unter Denkmalschutz.[1]

Bereits um 1200 gab es in Flerzheim eine Kapelle, die das Patrozinium des heiligen Martin trug und zunächst dem St.-Martins-Stift in Lüttich unterstand. 1244 ging der Besitz an die Ende des 12. Jahrhunderts begründete Zisterzienserabtei Heisterbach, die in Flerzheim eine Niederlassung gründete, welche der Abtei inkorporiert war.[2] 1245 wird erstmals eine Kirche urkundlich erwähnt; das Kirchenpatronat und die Pfarrstelle lagen nach einigen Auseinandersetzungen ab 1478 bei der Abtei. Das Flerzheimer Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die etwa ab 1623 errichteten Gebäude kamen als „Haus Heisterbach“ in Privatbesitz. 1904 wurde es der Pfarrgemeinde geschenkt, die es als „Antoniuskloster“ den Neusser Augustinerinnen zur Bewirtschaftung übertrugen. 1925 wurde es bei einem Brand schwer beschädigt, aber wieder hergerichtet. Die Schwestern unterhielten in dem Gebäude ein Altenheim. 1990 wurden sie abgelöst durch die aus Nigeria stammende Ordensgemeinschaft der Daughters of Divine Love, die bis 2015 blieben.[3][4][5] Die Gebäude des Hauses Heisterbach wurden 1993 in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Rheinbach eingetragen.[6]

Die Initiative zum Bau der heutigen Kirche, traditionell wieder mit dem St.-Martins-Patrozinium, ging von Pfarrer Peter Hommelsheim aus, der im Jahr 1900 nach Flerzheim kam. Da die 1773 gebaute alte Kirche einsturzgefährdet war, begann er für einen Kirchenneubau zu sammeln. Der nun gegründete Kirchenbauverein hatte 1908 die erforderliche Bausumme zusammen, und im Mai 1909 erfolgte die Grundsteinlegung. Noch im Jahr 1912 standen der romanische und der neue Kirchturm nebeneinander. Die Kirche wurde am 26. Februar 1910 durch Dechant Sasse benediziert und ab dieser Zeit für Gottesdienste genutzt. Die feierliche Weihe fand erst am 18. Mai 1913 durch den Kölner Weihbischof Joseph Müller statt.

Heute gehört die Kirche mit zehn weiteren Kirchen im Stadtgebiet von Rheinbach zur Katholischen Kirchengemeinde St. Martin, Rheinbach im Kreisdekanat Rhein-Sieg-Kreis (Erzbistum Köln).

Die im neugotischen Stil errichtete Kirche liegt in der Mitte Flerzheims direkt an der Swist. Sie besitzt einen schon von weitem sichtbaren 53 Meter hohen Turm mit Maßwerkfenstern auf allen vier Seiten und einen Dachreiter über der Vierung. Über dem Portal befindet sich eine Rosette mit Bleiglasfenstern. Es handelt sich um eine nach Nordosten ausgerichtete Basilika mit einem hohen Hauptschiff und zwei niedrigen Seitenschiffen, einem Querschiff in gleicher Höhe wie das Hauptschiff und einem Chor mit Fünfachtelschluss.

Eines der beiden Pfeifenwerke im Querschiff
Spieltisch von 1955

Die Orgel wurde 1913 von der Firma Johannes Klais Orgelbau in Bonn als Opus 500 gebaut und war eine der ersten Orgeln mit elektropneumatischer Traktur. Sie verfügt heute über 19 Register auf zwei Manualen und Pedal. 1955 erhielt das Instrument einen neuen Spieltisch, und 1969 wurde die Disposition überarbeitet, jeweils wieder durch die Firma Klais.[7] Eine Besonderheit ist, dass die Orgel in zwei Teilen an den Stirnwänden der beiden Querschiffe angebracht ist, während der Spieltisch auf der Empore am westlichen Abschluss des Hauptschiffs steht.

Disposition
Pedal Hauptwerk Schwellwerk
Gedackt 8' Bordun 16' Principal 4'
Subbas 16' Principal 8' Bordun 8'
Echobass 16' Konzertflöte 8' Viola d`amour 8'
Octav 8' Dulciana 4' Vox coelestis 8'
Oktav 4' Flauto traverso 4'
Principal 2' Flautino 2'
Mixtur 4f Sesquialter 3'
Trompete 8'

Handregister, 1 freie Kombination, P, Mf, F, Tutti

Koppeln: I ab, Sub II-I, II-I, Sper II-I, II-P, I-P

Das Geläut besteht aus fünf Bronzeglocken im Kirchturm. Sie ergeben das Glockenmotiv Ad te levavi animam meam.[8]

Nr. Name Nominal
(16tel)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(mm)
Gussjahr
Gießer
I Maria e1 +4 1050 1207 1957 Hans Georg Hermann Maria Hüesker, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher
II Martinus g1 +2 750 1053 1521 Jan (I.) van Trier, Aachen
III Christkönig a1 +3 400 892 1974 Hans Georg Hermann Maria Hüesker, Fa. Petit & Gebr.Edelbrock, Gescher
IV Matthias und Sebastian h1 +5 290 794 1751 Martin Legros, Malmedy
V Anna und Hedwig d2 +3 172 655 1995 Florence Elvira Elise Hüesker, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher
Glockenaufschriften
Nr. Name Lateinisch Deutsch
I MARIEN–GLOCKE + VOCOR MARIA, CUM IPSA MAGNIFICAT VOX MEA DOMINUM.
1430 / 1957
Ich heiße Maria, wenn meine Stimme selbst den Herrn preist.
II MARTINUS–GLOCKE S. MARTINUS HEISCHEN ICH,
TZO DEM DIENST GOTZ LUDEN ICH,
DEN DONRE VERDRIVEN ICH,
JAN VAN TRIER GOUS MICH
ANNO DOMINI McVcXXI (1521)
III CHRIST–KÖNIG–GLOCKE
IV MATTHIAS– UND SEBASTIANS–GLOCKE NUNC NEONATA MATTHIAS SEBASTIANUS DICOR, SUB QUIBUS PATRONIS RESONANS AURAS, TONITRUA PESTESQUE FUGO.
ABBAS MENGELBERG BENEDIXIT.
LEGROS FECIT ANNO 1751
Jetzt neu erstanden werde ich Matthias Sebastian genannt, unter diesen Schutzpatronen erschallt die Luft, Donner und Verderben vertreibe ich.
Abt Mengelberg weihte mich.
Legros goss mich im Jahr 1751.
V ANNEN– UND HEDWIGS–GLOCKE ANNA UND HEDWIG, IHR HEILIGEN MÜTTER,
ERFLEHET UNS FRIEDEN UND VERSÖHNUNG UNTER DEN VÖLKERN
+ zwei Bilder „Anna und Hedwig“
  • 100 Jahre Kirche Sankt Martin in Flerzheim. In: Sommerpfarrbrief St. Martin Rheinbach 2010, S. 17–19.
  • Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 449–453. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
Commons: St. Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Liste der Baudenkmäler in Rheinbach, Nr.76.
  2. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen, Band 1: Rheinland. Darmstadt 1967, S. 192f.
  3. a b katholische-kirche-rheinbach.de: St. Martin Flerzheim.
  4. flerzheim.de: Kleine Flerzheimer Chronik.
  5. rheinland.info: Antoniuskloster.
  6. Liste der Baudenkmäler in Rheinbach, Nr.79.
  7. orgelbau-klais.com: Opusliste.
  8. Gerhard Hoffs: Glocken im Dekanat Meckenheim. PDF; S. 26ff. [1]

Koordinaten: 50° 38′ 53,7″ N, 6° 59′ 9,7″ O