Stadtgarten (Freiburg im Breisgau) – Wikipedia
Der Stadtgarten Freiburg ist eine 2,6 ha große Parkanlage im Stadtteil Neuburg. Er hat einen alten Baumbestand und einen großen Rosengarten und liegt zwischen dem Leopoldring, Jacob Burckhardt-, Ludwig- und Mozart-Straße nahe dem Freiburger Stadtzentrum. Über die Fußgängerbrücke Karlssteg aus Spannbeton ist er mit dem Karlsplatz verbunden. Seit 2008 führt die Schlossbergbahn, ein Schrägaufzug, auf den Schlossberg. Sie ersetzte die 1968 gebaute Schlossbergseilbahn. Der Musikpavillon im Park wird im Sommer für Konzerte und als Freilichtbühne z. B. das Theatersport Open-Air-Festival im Stadtgarten benutzt, das seit 1997 stattfindet.[1]
Zum Stadtgarten gehören neben Stauden- und Wechselflorbeeten ein Kinderspielplatz sowie zwei Teiche und Brunnenanlagen. Zum Stadtgarten gehörte auch das einmal im Jahr im Sommer stattfindende Schlossbergfest, bei dem mehrere tausend Kerzen im Stadtgarten und auf dem Schlossberg brennen. Es fand 2011 zum letzten Mal statt.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entstanden ist der Stadtgarten infolge der „Oberrheinischen Gewerbeausstellung“ von 1887, die noch auf dem Karlsplatz, dem ehemaligen Exerzier- und Messplatz, stattgefunden hatte. Noch 1887 wurde der Stadtgärtner Schmöger mit der Planung und dem Bau desselben beauftragt. Der Park war schon 1888 fertiggestellt und eröffnet, bis 1911 kostete er sogar Eintritt[3]. Zur ursprünglichen Ausstattung gehörten ein Aquarium, Musikpavillon, Springbrunnen und ein Kinderspielplatz. Außerdem gab es ein Gehege mit einer Rhesusäffin namens Änne, die heute ausgestopft im Museum Natur und Mensch zu sehen ist.[4]
Ab 1889 kamen noch Gelände am westlichen Schlossberg hinzu, die als Waldpark angelegt wurden. Als Folge des Ersten Weltkriegs wurde die Pflege deutlich vernachlässigt, so dass das Gelände von 1920 bis 1924 neu gestaltet wurde. Bis beim Luftangriff auf die Stadt (Operation Tigerfish) die Konzerthalle und der Park zerstört wurden, blieb der Park in dieser Form. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stadtgarten wieder in Stand gesetzt. Dies begann 1948 mit der Verfüllung der Bombenkrater und der Räumung der Wege; diese teilweise Wiederherstellung geschah im Rahmen der „Badischen Industrie- und Gewerbeausstellung“. Ab 1952 wurde der Park dann vollständig wiederhergestellt und 1953 sogar nach Norden auf das Gebiet der ehemaligen Festhalle (s. u.) erweitert. 1967 wurde er am Südrand verkleinert, um Platz für den Bau des Leopoldrings zu schaffen. In den 1960er Jahren wurde dann die Schlossberg-Seilbahn zum Restaurant Dattler gebaut, die schon 1914 geplant gewesen war. Der Grünstreifen zwischen Leopoldring und Erasmusstraße ist ein Rest des früheren Stadtgartens.[5]
Festhalle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Freiburger Stadtgarten gehörte weiterhin auch die nördlich gelegene Freiburger Festhalle.[6] Die Halle wurde schon 1845 für das Badische Sängerfest im Jahre 1846 geplant, ihr Bau wurde allerdings erst am 10. August 1846 begonnen; der Dachstuhl wurde am 2. Oktober 1847 aufgesetzt, die notdürftig fertiggestellte Halle dann während der Badischen Revolution als Magazin und Kaserne genutzt. Erst nach Abklingen der Unruhen wurden ab 1852 die Bauarbeiten wieder aufgenommen und die Halle 1854 eröffnet. Die Pläne für die Kultur- und Festhalle stammen von Friedrich Eisenlohr, erbaut wurde sie durch den Freiburger Architekten Schneider. In der Bombennacht am 27. November 1944 wurde die Halle zerstört und später nicht wiederaufgebaut, heute befindet sich an der Stelle der Rosengarten.[7] . Die Messen und Ausstellungen fanden dann ab 1954 in der Stadt - bzw. Messehalle in der Ostwiehre am Alten Messplatz statt, bis sie 1999 auf den neuen Messplatz zur Messe Freiburg umzogen. Das Gelände der Halle wurde samt dem an der damit verschwundenen Leopoldstraße gegenüberliegenden Bereich dem Stadtgarten zugeschlagen.
Musikpavillon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Musikpavillon wurde 1969 vom Hochbauamt gebaut. Entworfen hat ihn Max Scherberger, der auch Statiker des Schlossbergturms ist. Die Form des Dachs ist ein hyperbolisches Paraboloid wie auch das Faulerbad. Die gekrümmten Flächen des freitragenden Daches sind aus geraden Holzelementen zusammengesetzt. Das war die erste Dachschale dieser Art in der BRD. Die Widerlager aus Beton entwarf der damalige Leiter des Hochbauamtes Immo Kirsch. Im Sommer 2015 wurde bei einer Routineuntersuchung festgestellt, dass Wasser ins Dach eingedrungen war und es somit einsturzgefährdet war. Ursprünglich sollte bis zum Theatersport-Festival im Juli 2016 die Sanierung beendet sein. Sie verzögerte sich jedoch durch das regenreiche Wetter.[8] Im September konnten jedoch wieder Veranstaltungen stattfinden.[9]
Kunstwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Stadtgarten sind eine Anzahl von Skulpturen ausgestellt. Dazu gehört die aus V2A-Edelstahl gefertigte kinetische Skulptur Windspiel des Freiburger Neurologen und Bildhauers Roland Phleps (1924–2020). Sie wurde im Jahr 2000 aufgestellt.[10] Die Wartende von Richard Engelmann (1868–1966) wurde bereits 1926 geschaffen, jedoch erst 1950 im Stadtgarten aufgestellt.[11] Die Eule von Eva Eisenlohr (1891–1977) könnte nach Ansicht des Freiburger Staatsarchivs früher auf einem von ihr gestalteten Brunnen vor der Infektionsabteilung der Uniklinik Freiburg gestanden haben.[12]
Die Illumina von Till-Peter Otto (* 1975) wurde im Rahmen einer Ausstellung zu Sonnenuhren auf der Expo 2000 in Hannover ausgestellt.[13] Am 22. Januar 2014 wurde von Mitarbeitern des Garten- und Tiefbauamts der Stadt festgestellt, dass der Skulptur der Kopf abgeschlagen und entwendet wurde. Der entstandene Schaden lag bei 5000 Euro.[14]
- Roland Phleps: Windspiel
- Richard Engelmann: Wartende
- Eva Eisenlohr: Eule
- Till-Peter Otto: Illumina
- Die zerstörte Illumina
Zudem finden sich im Stadtgarten mehrere Brunnen, darunter an seinem Ostausgang der Flötenspielerbrunnen von Arthur Bausenhart (1910–2005) aus dem Jahr 1959.[15][16]
Auf einem der Teiche befindet sich das Denkmal für den Freiburger Erpel.[17] Dieser habe angeblich durch sein „Schnattern“ etliche Menschen vor dem Luftangriff auf Freiburg gewarnt und ihnen damit das Leben gerettet. Die Keramik des Erpels wurde 1953 vom Freiburger Oberbürgermeister Wolfgang Hoffmann bei Richard Bampi in Auftrag gegeben.[18] Wie in jüngster Zeit Andreas Venzke eindringlich gezeigt hat, ist diese Legende bewusst geschaffen worden, um die Stadt Freiburg als unschuldiges (Bomben-)Opfer heimtückischer Mächte zu präsentieren.[19] In den 1980er Jahren wurde das Original durch eine schlechte Kopie aus eingefärbtem Beton auf einem Drahtskelett ersetzt. Im März 2020 wurde es zur Restaurierung entfernt. Dann entschied man sich jedoch, von dem Original, das sich im Museum für Stadtgeschichte befindet, eine neue Kopie zu machen. Über eine Gipskopie meißelte der Bildhauer David Steinbrück aus frostbeständigem Kalkstein einen neuen Erpel. Dieser kostete 10.000 Euro anstatt 3.000 für die ursprünglich geplante Restaurierung. Trotz eindringlicher Mahnung von Venzke, mit der überlieferten Geschichte dieser Skulptur zu brechen, wurde Mitte Mai 2021 der neu geschaffene Erpel wieder gesetzt.[20][21][22]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Kalchthaler: Der Freiburger Stadtgarten hat eine militärische Vergangenheit. In: Badische Zeitung. 7. Dezember 2012 (badische-zeitung.de, abgerufen am 24. März 2013).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadtgarten Freiburg Alemannische Seiten
- Stadtgarten Freiburg im Breisgau
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geschichte des Open Air Festivals
- ↑ Schlossbergfest, abgerufen am 23. Februar 2013.
- ↑ Stadtgarten Freiburg Alemannische Seiten
- ↑ Karl Peter Otter: Das Wiedersehen mit einer lieben alten Bekannten. In: Freiburger Almanach. 33, 1982, S. 129–131.
- ↑ Joachim Scheck: So fiel dem damals neuen Leopoldring ein Stück Stadtgarten zum Opfer. In: Badische Zeitung. 27. August 2018, abgerufen am 27. August 2018.
- ↑ Rudolf Thoma: Die Kunst- und Festhalle. In: H. M. Poppen & Sohn: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. Freiburg im Breisgau 1898, S. 573–574 (Volltext [Wikisource]).
- ↑ Peter Kalchthaler: Der Freiburger Stadtgarten hat eine militärische Vergangenheit. In: Badische Zeitung. 23. Februar 2015, abgerufen am 23. Februar 2015.
- ↑ Simone Höhl: Freiburg: Stadtgarten: Musikpavillon nicht fertig – Impro-Theater-Festival in Not. In: Badische Zeitung. 23. Juni 2016, abgerufen am 23. Juni 2016.
- ↑ Freiburg: Kurz gemeldet. In: Badische Zeitung. 17. September 2016, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Ausstellungen 1993 bis 2000. stiftung-konkrete-kunst.de, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Hans-Joachim Müller: Eine Metropole der Skulptur. Kunst der Gegenwart auf Freiburgs Straßen und Plätzen. (PDF) kv-artundweise.de, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Fotos der Universitätskliniken Freiburg. deutsche-digitale-bibliothek.de, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Bildhauer Till Otto. home.arcor.de, archiviert vom am 13. November 2016; abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Unbekannte köpfen Statue im Freiburger Stadtgarten. Badische Zeitung, 22. Januar 2014, abgerufen am 27. Januar 2014.
- ↑ Friedenskreuz auf dem Leonhard-Grimm-Platz, Freiburg-Littenweiler. dreisamtal-online.eu, abgerufen am 13. November 2016.
- ↑ Rosemarie Beck, Roland Meinig: Brunnen in Freiburg, Rombach, Freiburg im Breisgau 1991, ISBN 3-7930-0550-X, S. 123.
- ↑ Erpel Stadtgarten Freiburg Alemannische Seiten
- ↑ Andreas Braun: Der Erpel war nur eine Ente. In: Badische Zeitung. 19. März 2009, abgerufen am 23. Februar 2015.
- ↑ Freiburger Mahnmal - Andreas Venzke. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Peter Disch: Der Ur-Erpel steht Modell. In: Badische Zeitung. 6. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
- ↑ Peter Disch: Der Erpel ist zurück. In: Badische Zeitung. 20. Mai 2021, abgerufen am 20. Mai 2021.
- ↑ Peter Disch: Der Freiburger Stadtgarten-Erpel ist im Anflug. In: Badische Zeitung. 28. April 2021, abgerufen am 7. August 2021.
Koordinaten: 47° 59′ 52,1″ N, 7° 51′ 26,7″ O