Stahlsorte – Wikipedia

EN 10020
Bereich Werkstoffe
Titel Begriffsbestimmung für die Einteilung der Stähle
Letzte Ausgabe Juli 2000
Klassifikation 01.440.77, 77.080.20
Nationale Normen DIN EN 10020
Ersatz für EN 10020:1988
EN 10027
Bereich Werkstoffe
Titel Bezeichnungssysteme für Stähle
Teile Teil 1: Kurznamen, Teil 2: Nummernsystem
Letzte Ausgabe Teil 1: 2016-10, Teil 2: 2015-04
Klassifikation 77.080.20
Nationale Normen DIN EN 10027,ÖNORM EN 10027, SN EN 10027
Ersatz für EN 10027-1:2005, EN 10027-2:1992

Als Stahlsorte werden die verschiedenen Arten von Stählen bezeichnet. Früher waren auch die Bezeichnungen Stahlmarke oder Stahlqualität üblich. Durch die Angabe der Stahlsorte garantiert der Hersteller bestimmte Eigenschaften, die von der Zusammensetzung und der thermischen Behandlung des Ausgangsmaterials abhängen.

Die Einteilung und Definition der Stahlsorten in Klassen wird in der EN 10020 beschrieben, wobei diese weiter in Hauptgüteklassen untergliedert werden.

Die Bezeichnung von Stählen ist in der EN 10027-1 und 10027-2 festgelegt. Neben der kurzgefassten Klassifizierung nach Werkstoffnummern erhält jeder Stahl noch einen Werkstoffkurznamen, der sich überwiegend nach seiner Einsatzbestimmung richtet. Außerdem ist es üblich, Stahl nach seiner chemischen Zusammensetzung, also seinen Legierungsbestandteilen, zu klassifizieren.

Begriffsbestimmung nach EN 10020

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Abschnitt 3.2 Definition von Klassen
Abschnitt Klasse Definition
3.2.1 Unlegierte Stähle Unlegierte Stähle sind Stahlsorten, bei denen keiner der Grenzwerte in Tabelle 1 erreicht wird.
3.2.2 Nichtrostende Stähle Nichtrostende Stähle sind Stähle mit einem Massenanteil Chrom von mindestens 10,5 % und höchstens 1,2 % Kohlenstoff.
3.2.3 Andere legierte Stähle Andere legierte Stähle sind Stahlsorten, die nicht der Definition für nichtrostende Stähle entsprechen und bei denen wenigstens einer der Grenzwerte nach Tabelle 1 erreicht wird.
Tabelle 1: Grenze zwischen unlegierten und legierten Stählen (Schmelzenanalyse)
festgelegtes Element Grenzwert Massenanteil in %
Al Aluminium 0,30
B Bor 0,0008
Bi Bismut 0,10
Co Cobalt 0,30
Cr Chrom 0,30
Cu Kupfer 0,40
La Lanthanide (einzeln gewertet) 0,10
Mn Mangan 1,65a
Mo Molybdän 0,08
Nb Niob 0,06
Ni Nickel 0,30
Pb Blei 0,40
Se Selen 0,10
Si Slicium 0,60
Te Tellur 0,10
Ti Titan 0,05
V Vanadium 0,10
W Wolfram 0,30
Zr Zirconium 0,05
Sonstige (mit Ausnahme von Kohlenstoff, Phosphor, Schwefel, Stickstoff) (jeweils) 0,10
Abschnitt 4 Einteilung nach Hauptgüteklassen
Abschnitt Überschrift
4.1 Unlegierte Stähle
4.1.1 Unlegierte Qualitätsstähle
4.1.1.1 Allgemeine Beschreibung Unlegierte Qualitätsstähle sind Stahlsorten, für die im Allgemeinen festgelegte Anforderungen wie, zum Beispiel, an die Zähigkeit, Korngröße und / oder Umformbarkeit bestehen.
4.1.1.2 Definition Unlegierte Qualitätsstähle sind unlegierte Stähle, die anders sind als die in 4.1.2.2 definierten unlegierten Edelstähle. Unlegiertes Elektroblech und -band sind definiert als unlegierte Qualitätsstähle, mit festgelegten Anforderungen an Höchstwerte für den Ummagnetisierungsverlust oder Mindestwerte für die magnetische Induktion, Polarisation oder Permeabilität
4.1.2 Unlegierte Edelstähle
4.1.2.1 Allgemeine Beschreibung Unlegierte Edelstähle haben, insbesondere bezüglich nichtmetallischer Einschlüsse, einen höheren Reinheitsgrad als Qualitätsstähle. In den meisten Fällen sind sie für ein Vergüten oder Oberflächenhärten vorgesehen und durch gleichmäßges Ansprechen auf eine solche Behandlung gekennzeichnet. Genaue Einstellung der chemischen Zusammensetzung und besondere Sorgfalt im Herstellungs- und Überwachungsprozess stellen verbesserte Eigenschaften zwecks Erfüllung erhöhter Anforderungen sicher. Diese Eigenschaften, die im Allgemeinen in Kombination und in eng eingeschränkten Grenzen auftreten, schließen hohe oder eng eingeschränkte Streckgrenzen- oder Härtbarkeitswerte, manchmal verbunden mit Eignung zum Kaltumformen, Schweißen oder Zähigkeit, ein.
4.1.2.2 Definition Unlegierte Edelstähle sind Stahlsorten, die einer oder mehreren der nachfolgenden Anforderungen entsprechen:
  • festgelegter Mindestwert der Kerbschlagarbeit im vergüteten Zustand;
  • festgelegte Einhärtungstiefe oder Oberflächenhärte im gehärteten, vergüteten oder oberflächengehärteten Zustand;
  • besonders niedrige Gehalte an nichtmetallischen Einschlüssen festgelegt; ANMERKUNG: Diese Klasse schließt Sorten ein, für welche die Erzeugnisnorm oder Spezifikation solche Begrenzung von Einschlüssen als Vereinbarung bei der Bestellung vorsieht. Jedoch ändern Festlegungen für die Brucheinschnürung senkrecht zur Erzeugnisoberfläche nichts an der Einteilung des ursprünglichen Stahles.
  • festgelegter Höchstgehalt an Phosphor und Schwefel (z.B. Walzdraht für hochfeste Federn, Elektroden und Reifenkorddraht):
    • für die Schmelzenanalyse ≤ 0,020 %;
    • für die Stückanalyse ≤ 0,025 %;
  • festgelegter Mindestwert der Kerbschlagarbeit an Charpy-V-Proben bei −50 °C von mehr als 27 J für in Längsrichtung entnommene Proben oder mehr als 16 J für in Querrichtung entnommene Proben1);
  • Kernreaktorstähle mit gleichzeitiger Begrenzung der Gehalte nach der Stückanalyse für folgende Elemente:
    • Kupfer ≤ 0,10 %, Cobalt ≤ 0,05 %, Vanadium ≤ 0,05 %;
  • festgelegte elektrische Leitfähigkeit > 9 S·mm / mm2;
  • ausscheidungshärtende Stähle mit festgelegten Mindestgehalten an Kohlstoff in der Schmelzenanalyse von 0,25 % oder mehr und einem ferritisch/perlitischem Gefüge, die ein oder mehrere Mikrolegierungselemente wie Niob oder Vanadium in Gehalten unterhalb der Grenzwerte für legierte Stähle enthalten. Das Ausscheidungshärten wird im Allgemeinen durch geregelte Abkühlung von Warmformgebungstemperatur erreicht;
  • Spannstähle
4.2 Nichtrostende Stähle Nichtrostende Stähle sind nach ihrer chemischen Zusammensetzung in 3.2.2 definiert. Sie werden weiterhin nach folgenden Kriterien unterteilt:
  • nach dem Nickelgehalt in: Nickel weniger als 2,5 %; Nickel 2,5 % oder mehr;
  • nach Haupteigenschaften in: korrosionsbeständig; hitzebeständig; warmfest.
4.3 Andere legierte Stähle
4.3.1 Legierte Qualitätsstähle
4.3.1.1 Allgemeine Beschreibung Legierte Qualitätsstähle sind Stahlsorten, für die Anforderungen bezüglich, zum Beispiel, Zähigkeit, Korngröße und / oder Umformbarkeit bestehen.

Legierte Qualitätsstähle sind im Allgemeinen nicht zum Vergüten oder Oberflächenhärten vorgesehen.

4.3.1.2 Definition Leqierte Qualitätsstähle sind in 4.3.1.2.1 bis 4.3.1.2.5 aufgeführt.
4.3.1.2.1 Schweißgeeignete Feinkornbaustähle, einschließlich Stählen für Druckbehälter und Rohre, die nicht in 4.3.1.2.3 definiert sind und folgende Bedingungen erfüllen:
  • festgelegte Mindeststreckgrenze < 380 N/mm2 für Dicken ≤ 16 mm;
  • die Legierungsgehalte nach der Definition in 3.1 sind niedriger als die in Tabelle 2 angegebenen Grenzwerte;
  • festgelegter Mindestwert der Kerbschlagarbeit an Charpy-V-Kerbproben von ≤ 27 J bei −50° C für in Längsrichtung entnommene Proben oder ≤ 16 J für in Querrichtung entnommene Proben1).
4.3.1.2.2 Legierte Stähle für Schienen, Spundbohlen und Grubenausbau
4.3.1.2.3 Legierte Stähle für warm- oder kaltgewalzte Flacherzeugnisse für schwierige Kaltumformungen (siehe Fußnote2)), die kornfeinende Elemente wie Bor, Niob, Titan, Vanadium und / oder enthalten oder Dualphasenstähle (siehe Fußnote3)).
4.3.1.2.4 Legierte Stähle, in denen Kupfer das einzige festgelegte Legierungselement ist.
4.3.1.2.5 Legiertes Elektroblech und -band sind Stähle, die hauptsächlich Silicium oder Silicium und Aluminium als Legierungselemente enthalten, um die festgelegten Anforderungen an Höchstwerte für den Ummagnetisierungsverlust oder Mindestwerte für die magnetische Induktion, Polarisation oder Permeabilität zu erfüllen.
4.3.2 Legierte Edelstähle
4.3.2.1 Allgemeine Beschreibung Diese Klasse umfasst Stahlsorten, außer nichtrostenden Stählen, denen durch eine genaue Einstellung ihrer chemischen Zusammensetzung sowie durch besondere Herstell- und Prüfbedingungen verbesserte Eigenschaften verliehen werden, die häufig in Kombination und innerhalb eng eingeschränkter Grenzen festgelegt sind.
4.3.2.2 Definition Alle anderen legierten Stähle, die nicht durch die in 4.3.1 für legierte Qualitätsstähle gegebene Definitionen ausgenommen sind, sind legierte Edelstähle.

Legierte Edelstähle schließen legierte Maschinenbaustähle und legierte Stähle für Druckbehälter, Wälzlagerstähle, Werkzeugstähle, Schnellarbeitsstähle und Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften wie ferritische Nickelstähle mit kontrolliertem Ausdehnungskoeffizienten oder Stähle mit besonderem elektrischen Widerstand ein.

  • 1) Falls für −50° C kein Kerbschlagarbeitswert festgelegt ist, ist der zwischen −50° C und −60° C festgelegte Wert zu verwenden.
  • 2) Außer Stählen für Druckbehälter und Rohre.
  • 3) Dualphasenstähle haben ein hauptsächlich ferritisches Mikrogefüge mit etwa 10 % bis 35 % Martensit in kleinen vereinzelten Flächen, die gleichmäßig verteilt sind.
Tabelle 2: Schweißgeeignete legierte Feinkornbaustähle - Grenze der chemischen Zusammensetzung zwischen Qualitätsstählen und Edelstählen
festgelegtes Element Grenzwert

Massenanteil in %

Cr Chrom 0,50
Cu Kupfer 0,50
Mn Mangan 1,80
Mo Molybdän 0,10
Nb Niob 0,08
Ni Nickel 0,50
Ti Titan 0,12
V Vanadium 0,12
Zr Zirconium 0,12

Werkstoffkurzname nach EN 10027-1

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unlegierte Stähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Massenstähle für Maschinenbau und Stahlbau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beispiele:
EN 10025 (aktuell) EN 10025 (alt) DIN 17100 (alt national) Bemerkungen
S235JR+AR S235JRG2 RSt 37-2 beruhigter Stahl, Streckgrenze von 235 N/mm² bei kleinster Erzeugnisdicke, Gütegruppe JR, nicht normalisiert (+AR).
S355J2+N S355J2G3 St 52-3 N beruhigter Stahl, Streckgrenze von 355 N/mm² bei kleinster Erzeugnisdicke, Gütegruppe J2, normalisiert (+N).

In der Gliederung der Stähle nach EN 10025 haben Baustähle das Vorsatzzeichen S für „structural steel“. Die nachfolgende Zahl gibt die charakteristische Streckgrenze in N/mm² an. Nach der inzwischen zurückgezogenen Norm DIN 17100 wurden Baustähle in Deutschland mit St x bezeichnet, wobei x für ein Zehntel des Wertes der Zugfestigkeit in N/mm² stand (bzw. für den Wert der Zugfestigkeit in der damals gebräuchlichen Einheit kp/mm²). Diese Bezeichnung ist im Alltag noch weit verbreitet. Baustähle werden lediglich nach ihren mechanischen Eigenschaften charakterisiert. Ein Stahl mit der gleichen Bezeichnung kann je nach Hersteller und Charge also eine deutlich abweichende chemische Zusammensetzung aufweisen.

Die ersten Buchstaben nach der Streckgrenze geben Auskunft über die Kerbschlagzähigkeit. Die darauf folgenden Buchstaben kennzeichnen weitere mechanische Eigenschaften oder den Einsatzzweck des hergestellten Stahls. Beispiele:

Die Desoxidationsart bzw. der Sauerstoffanteil des Stahl kann durch folgende Kennungen charakterisiert werden:

  • FU: unberuhigt vergossen (enthält viel Restsauerstoff und ausgeprägte Seigerungszonen)
  • FN: einfach beruhigt vergossen (unberuhigter Stahl nicht zulässig; enthält also weniger Restsauerstoff)
  • FF: doppelt beruhigt (auch vollberuhigt) vergossen (d. h. praktisch der gesamte Sauerstoff ist verschlackt)
  • GF: vollberuhigter Stahl mit ausreichendem Gehalt an Elementen zur Bindung des Stickstoffs und mit feinkörnigem Gefüge

Beruhigter Verguss bedeutet, dass dem flüssigen Stahl bei der Überführung von Roheisen zu Rohstahl durch das Linz-Donawitz-Verfahren entweder Silizium oder Aluminium („einfache Beruhigung“) bzw. Silizium und Aluminium („doppelte Beruhigung“) hinzugefügt wird. Der in der Schmelze vorhandene Sauerstoff reagiert mit diesen Metallen und wird verschlackt.

Von „Beruhigung“ des Stahls wird gesprochen, weil die Löslichkeit des Sauerstoffs im flüssigen Eisen während des Abkühlens sinkt und daher beim Abgießen aus der Stahlschmelze blubbernd ausgeschieden wird. Durch das Hinzufügen von Aluminium oder Silizium wird der Ausscheidungsprozess verstärkt, bis der Sauerstoff vollständig abgebunden ist. Nur beruhigter Stahl kann im Stranggussverfahren verarbeitet werden. Durch die kaum oder gar nicht vorhandenen Lufteinschlüsse und die geringe Entmischung in Seigerungszonen hat beruhigt vergossener Stahl bessere mechanische Eigenschaften und eine bessere Schweißeignung.

Bis Oktober 2004 war eine Gütekennzeichnung vorgesehen, die Auskunft über Beruhigung und Wärmebehandlungszustand des Produkts gab:

  • G1: Unberuhigter Stahl. Wird heute kaum noch produziert, da nicht im Stranggussverfahren zu verarbeiten. Kokillenguss ist möglich, aber nicht wirtschaftlich.
  • G2: Beruhigter, aber nicht normalisierter Stahl
  • G3: Vollberuhigter und normalisierter Stahl
  • G4: Wärmebehandlung nach Wahl des Herstellers. Beispielsweise:

Unlegierte Qualitätsstähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unlegierte Qualitätsstähle sind Stahlsorten, für die in den meisten Fällen bestimmte Anforderungen gelten (wie Zähigkeit, Korngröße oder Umformbarkeit), die aber nicht den Merkmalen unlegierter Edelstähle entsprechen. Der Kohlenstoffgehalt beträgt 0,2 bis 0,65 %

  • Bezeichnung: Cx mit x = Kohlenstoffgehalt in Massenprozent multipliziert mit 100
  • geringerer Gehalt an Phosphor und Schwefel als Massenstähle (unter 0,045 Massenprozent)
  • meist keine Wärmebehandlung vorgesehen
  • Beispiel: C60 ist ein Qualitätsstahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,60 Massenprozent.

Früher wurde die Bezeichnung mit Leerzeichen geschrieben und nach neuer Normung ohne Leerzeichen zwischen C und Prozentangabe.

Unlegierte Edelstähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unlegierte Edelstähle haben einen höheren Reinheitsgrad als Qualitätsstähle (insbesondere hinsichtlich nichtmetallischer Einschlüsse). Im Gegensatz zur umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs ist Edelstahl nicht mit rostfreiem Stahl gleichzusetzen. Unlegierte Edelstähle sind in EN 10020 als Stahlsorten definiert, die einer oder mehreren der nachfolgenden Anforderungen entsprechen:

Die Bezeichnungsweise entspricht den unlegierten Qualitätsstählen, jedoch mit angehängtem Buchstaben E: CxE (mit Cx Kohlenstoffgehalt in Massenprozent multipliziert mit 100)

Beispiel: C45E ist ein Vergütungsstahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,45 Massenprozent. Frühere Bezeichnung nach DIN 17200 (zurückgezogen 1991): Ck 45.

Legierte Stähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mikrolegierte Stähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mikrolegierten Stählen werden 0,01 bis 0,1 Massenprozent an Aluminium, Niob, Vanadium und/oder Titan zugesetzt, um etwa über Bildung von Karbiden und Nitriden und Kornfeinung eine hohe Festigkeit zu erreichen. Ihre Kurznamen bauen ebenso wie die Bezeichnungen der Baustähle auf der Mindeststreckgrenze auf.

Beispiel für Feinkornbaustahl mit der Werkstoffnummer 1.0545:

  • aktuelle Bezeichnung nach EN 10025-3, zwischenzeitlich nach EN 10113-2: SxN, Beispiel: S355N
  • alte Bezeichnung nach DIN 17102: StE x mit x = der Mindestelastizitätsgrenze in N/mm², Beispiel: StE 355

Die Legierungselemente lösen sich bei Erwärmung auf Umformtemperatur teilweise. Sie bilden bei gezielter Abkühlung Karbide mit Kohlenstoff und Nitride mit Stickstoff. Diese sind im Ferrit und im Ferrit des Perlits fein verteilt. Dadurch entsteht eine sogenannte Ausscheidungshärtung, die in diesem Fall eine höhere Festigkeit bewirkt. Eine weitere Steigerung der Festigkeit wird durch die Normalglühbehandlung erzielt, wobei die resultierende Kornfeinung durch die Mikrolegierungselemnte, welche das Kornwachstum hemmen, verbessert wird. Bei dieser Festigkeitssteigerung wird die Zähigkeit nicht herabgesetzt.

Niedriglegierte Stähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als niedriglegiert bezeichnet man Stähle, bei denen die Summe der Legierungselemente einen Gehalt von 5 Massenprozent nicht überschreitet.

Bezeichnung:

  • Zuvorderst steht der Kohlenstoffgehalt in Massenprozent mal 100, gefolgt von den chemischen Elementsymbolen der Legierungselemente in der Reihenfolge sinkender Massenanteile. Schließlich werden die Massenanteile der zuvor aufgeführten Legierungselemente in gleicher Reihenfolge angegeben, getrennt durch Bindestriche.

Um möglichst auf ganzzahlige Zahlen zu kommen, werden die tatsächlichen Legierungsanteile mit folgenden Faktoren multipliziert:

  • ×1000: B
    ×100: C, N, P, S, Ce
    ×10: Al, Cu, Mo, Ti, V, Be, Ta, Zr, Nb, Pb
    ×4: Cr, Co, Mn, Ni, Si, W
Beispiel: 30NiCrMo12-6 ist ein Stahl mit 0,3 % Kohlenstoff (0,3=30:100), 3 % Nickel (Ni: 3=12:4), 1,5 % Chrom (Cr: 1,5=6:4) und geringem, nicht angegebenem Anteil Molybdän (Mo).

Um sich merken zu können, welcher Faktor bei welchen Elementen angewandt wird, gibt es einige Eselsbrücken:

  • für den Faktor 4:
    • Chrom Connte Man Nicht Sicher Wahrnehmen.“
    • Man Sieht Nie 4 Weiße CroCodile.“
    • Wo Sieht Man das CroCodil ? Am Nil – es hat 4 Beine.“
  • für den Faktor 10:
    • „AlCuMoTaTiV“
    • Alle 10 Cubaner Mochten Tante Tinas Vogel“
  • für den Faktor 100: „Mit 100 P S Nach Celle“. Hier steht Celle sowohl für C als auch für Ce.

Hochlegierte Stähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als hochlegiert bezeichnet man Stähle, bei denen der mittlere Massengehalt mindestens eines Legierungselementes ≥ 5 % ist.[1]

Bezeichnung:

  • Hochlegierte Stähle werden vorn durch ein X gekennzeichnet (international unter Umständen auch durch Y). Dann folgt der mit dem Faktor 100 multiplizierte Kohlenstoffgehalt in Massenprozent sowie die chemischen Elementsymbole der Legierungselemente in der Reihenfolge sinkender Massenanteile. Schließlich werden die Massenanteile der zuvor aufgeführten Legierungselemente in gleicher Reihenfolge genannt, getrennt durch Bindestriche und in Massenprozent (ohne Multiplikatoren!).
Beispiel: X12CrNi18-8 ist ein Stahl mit 0,12 % Kohlenstoff, 18 % Chrom (Cr) und 8 % Nickel (Ni).

Schnellarbeitsstähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schnellarbeitsstähle (Kurzzeichen HS (früher HSS Hochleistungsschnellschnittstahl)) zeichnen sich durch hohe Verschleißbeständigkeit, Anlassbeständigkeit und Warmhärte bis 600 °C aus. Sie werden z. B. als Räumnadeln, Spiralbohrer, Fräswerkzeug, Drehmeißel und Wendeschneidplatten verwendet.

Der Kohlenstoffgehalt liegt meist zwischen 0,8 und 1,4 %, einige Sorten haben Gehalte von 2,1 %.

Bezeichnung nach EN ISO 4957 (Werkzeugstähle): Kennbuchstaben HS und nachfolgend Zahlen, die in der Reihenfolge W, Mo, V und Co die Massenanteile in ganzen, gerundeten Zahlen angeben.

Beispiel: HS2-10-1-8

  • HS: Schnellarbeitsstahl
  • 2: 2 % W (Wolfram)
  • 10: 10 % Mo (Molybdän)
  • 1: 1 % V (Vanadium)
  • 8: 8 % Co (Cobalt)

Auch bei den Schnellarbeitsstählen kann man das Lernen der beteiligten Elemente über Eselsbrücken erleichtern.

  • „WoMoVaCo“
  • Wer moechte viel Cola?“
  • Weil Montag voll cool ist.“

Manchmal findet sich noch die Bezeichnung S, gefolgt von drei bis vier Ziffern. Sind nur drei Ziffern angegeben, so ist kein Cobalt im Schnellarbeitsstahl enthalten.

Beispiel: S6-5-2

  • 6 % W (Wolfram)
  • 5 % Mo (Molybdän)
  • 2 % V (Vanadium)
  • 0 % Co (Cobalt)

In S6-5-2 ist wie in fast allen Schnellarbeitsstählen zudem noch etwa 4 % Chrom enthalten, was aus der Kurzbezeichnung allerdings genauso wenig wie der C-Gehalt hervorgeht.

Einsatzstähle und Vergütungsstähle

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eigenschaften von Einsatzstahl und Vergütungsstahl werden maßgeblich von ihrem Kohlenstoffgehalt geprägt, was sich auch in der Nomenklatur widerspiegelt.

Bezeichnung: Cx

Dabei steht x für den Kohlenstoffgehalt in Masseprozent mal 100. (Bei einem Kohlenstoffgehalt unter 0,25 % ist der Stahl einsatzhärtbar, darüber vergütbar.)

Als Stahlguss bezeichnet man Stahlsorten, die zum direkten Guss in ihre endgültige Form vorgesehen sind (ohne nennenswerte Umformprozesse).

Bezeichnung:

Beispiel: G-17CrMo5-5 ist ein Stahlguss mit 0,17 % Kohlenstoff, 1,25 % Chrom (Cr) und 0,5 % Molybdän (Mo) nach Norm.
  • Hochlegiert entsprechend:
Beispiel: GX210CrNiMo18-8 wäre ein hochlegierter Stahlguss mit 2,1 % Kohlenstoff, 18 % Chrom, 8 % Nickel, geringer Anteil Molybdän
  • unlegiert ähnlich wie bei den Stählen für den Maschinenbau
Beispiel: GE395 ist ein Stahlguss mit einer Streckgrenze von 395 N/mm²

Werkstoffnummern nach EN 10027-2

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werkstoffnummern werden in Europa vom Stahlinstitut VDEh vergeben.

Bezeichnung: X.YYZZ(AA) mit

  • X: Hauptgruppe
  • Y: Sortennummern
  • Z: Zählnummern
  • A: Erweiterte Zählnummern, wenn es die Zunahme der Anzahl der Stahlsorten erforderlich macht.

Die Hauptgruppe X für Stahl und Stahlgusssorten lautet „1“. Die Sortennummern YY dienen der Klassifizierung, die beiden Zählnummern ZZ werden chronologisch vergeben.

Beispiele:

1.7218 übersetzt sich in [Stahl], [Edelstahl mit Cr und < 0,35 Massenprozent Mo], [0,25 Massenprozent C, 1,0 % Cr, 0,65 % Mn]. Der Kurzname wäre 25 CrMo 4.

Eine bekannte Werkstoffnummer in der Stahlbranche ist die 1.4301, die dem ersten nichtrostendem Stahl zugeordnet wurde. Sein Kurzname lautet X5CrNi18-10.

Nach der zurückgezogenen DIN-Norm DIN 17007-2:1961–09 waren zusätzlich die Stellen 6 als Stahlgewinnungsverfahren und 7 als Behandlungszustand genormt, meist wurde darauf aber verzichtet.

Bedeutung der Werkstoffnummern nach DIN EN 10027-2 Bezeichnungssysteme für Stähle – Teil 2: Nummernsystem; Deutsche Fassung EN 10027-2:2015 (2015-07):

Stahlgruppennummera,b
unlegierte Stähle legierteStähle
Grundstähle Qualitätsstähle Edelstähle Qualitätsstähle Edelstähle
Werkzeugstähle verschiedene Stähle nichtrostende und hitzebeständige Stähle Bau-, Maschinenbau- und Druckbehälterstähle
00 90 10 Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften 20 Cr 30 40 nichtrostende Stähle mit < 2,5 % Ni ohne Mo, Nb und Ti 50 Mn, Si, Cu 60 Cr, Ni mit ≥ 2,0 %, Cr < 3 % Cr 70 Cr, Cr-B 80 Cr-Si-Mo, Cr-Si-Mn-Mo, Cr-Si-Mo-V, Cr-Si-Mn-Mo_V
Grundstähle
01 91 11 Bau-, Maschinenbau- und Druckbehälterstähle mit < 0,50 % 21 Cr-Si, Cr-Mn, Cr-Mn-Si 31 41 nichtrostende Stähle mit < 2,5 % Ni und Mo, ohne Nb und Ti 51 Mn-S, Mn-Cr 61 71 Cr-Si, Cr-Mn, Cr-Mn-B,Cr-Si-Mn 81 Cr-Si-V, Cr-Mn-V, Cr-Si-Mn-V
Allgemeine Baustähle mit Rm < 500 MPa
02 92 12 Bau-, Maschinenbau- und Druckbehälterstähle mit C ≥ 0,50 % 22 Cr-V Cr-V-Si, Cr-V-, Cr-V-Mn-Si 32 Schnellarbeitsstähle mit Co 42 52 Mn-Cu, Mn-V, Si-V, Mn-Si-V 62 Ni-Si, Ni-Mn, Ni-Cu 72 Cr-Mo mit < 0,35 % Mo, Cr-Mo-B 82 Cr-Mo-W, Cr-Mo-W-V
sonstige, nicht für eine Wärmebehandlung bestimmte Baustähle mit Rm < 500 MPa
03 93 13 Bau-, Maschinenbau- und Druckbehälterstähle mit besonderen Anforderungen 23 Cr-Mo, Cr-Mo-V, Cr-Mo.V 33 Schnellarbeitsstähle ohne Co 43 nichtrostende Stähle mit ≥ 25 % Ni ohne Mo, Nb und Ti 53 Mn-Ti, Si-Ti 63 Ni-Mo, Ni-Mo-Mn, Ni-Mo-Cu, Ni-Mo-V, Ni-Mn-V 73 Cr-Mo mit ≥ 0,35 % Mo 83
Stähle mit im Mittel < 0,12 % C oder Rm < 400 MPa
04 94 14 24 W, Cr-W 34 verschleißfeste Stähle 44 nichtrostende Stähle mit ≥ 2,5 % Ni und Mo, ohne Nb und Ti 54 Mo, Nb, Ti, V, W 64 74 84 Cr-Si-Ti, Cr-Mn-Ti, Cr-Si-Mn-Ti
Stähle mit im Mittel ≥ 0,12 % C < 0,25 % C oder Rm ≥ 400 MPa < 500 MPa
05 95 15 Werkzeugstähle 25 W-V, Cr-W-V 35 Wälzlagerstähle 45 nichtrostende Stähle mit Sonderzusätzen 55 B, Mn-B, < 1,65 % Mn 65 Cr-Ni-Mo mit < 0,4 % Mo und < 2 % Ni 75 Cr-V mit < 2,0 % Cr 85 Nitrierstähle
Stähle mit im Mittel ≥ 0,25 % C < 0,55 % C oder Rm ≥ 500 MPa < 700 MPa
06 96 16 Werkzeugstähle 26 W, außer Klassen 24, 25 und >27 36 Werkstoffe mit besonderen magnetischen Eigenschaften ohne Co 46 chemisch beständige und hochwarmfeste Ni-Legierungen 56 Ni 66 Cr-Ni-Mo mit < 0,4 % Mo + ≥ 2 % Ni < 3,5 % Ni 76 Cr-V mit < 2,0 % Cr 86 nicht für eine Wärmebehandlung beim Verbraucher bestimmte Stähle, hochfeste schweißgeeignete Stähle
Stähle mit im Mittel ≥ 0,55 % C oder Rm ≥ 700 MPa
07 97 17 Werkzeugstähle 27 mit Ni 37 Werkstoffe mit besonderen magnetischen Eigenschaften mit Co 47 hitzebeständige Stähle mit < 2,5 % Ni 57 Cr-Ni mit < 1,0 % Cr 67 Cr-Ni-Mo mit < 0,4 % Mo + ≥ 3,5 % Ni < 5 % Ni oder ≥ 0,4 % Mo 77 Cr-Mo-V 87
Stähle mit höherem P- oder S-Gehalt
18 Werkzeugstähle 08 98 28 sonstige 38 Werkzeuge mit besonderen magnetischen Eigenschaften ohne Ni 48 hitzebeständige Stähle mit ≥ 2,5 % Ni 58 Cr-Ni mit ≥ 1,0 % Cr < 1,5 % Cr 68 Cr-Ni-V, Cr-Ni-W, Cr-Ni-V-W 78 88
Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften
19 09 99 29 39 >Werkstoffe mit besonderen physikalischen Eigenschaften mit Ni 49 Werkstoffe mit erhöhten Temperatureigenschaften 59 Cr-Ni mit ≥ 1,5 % Cr < 2,0 % Cr 69 Cr-Ni, außer Klassen 57 bis 68 79 Cr-Mn-Mo, Cr-Mn-Mo-V, Cr-Mn-Mo-Ni 89
Stähle für verschiedene Anwendungsbereiche
Fußnoten zu Tabelle 1:
  • a Die Einteilung der Stahlgruppen steht im Einklang mit der Einteilung der Stähle nach EN 10020.
  • b In den Feldern der Tabelle sind folgende Angaben enthalten: - die Stahlgruppennummer (oben links); - die kennzeichnenden Merkmale der unter der betreffenden Nummer erfassten Stahlgruppe; - Rm = Zugfestigkeit. Die für die chemische Zusammensetzung und die Zugfestigkeit angegebenen Grenzwerte gelten als Orientierung.

Bezeichnung nach Verwendungszweck und Mindeststreckgrenze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Verwendungszweck Bezeichnung / Beispiel Zusätze Anforderungsklasse Werkstoffnorm
Stähle für Stahlbau Bezeichnung S + Mindeststreckgrenze
  • Beispiel: S355J2+N
J: 27J, K: 40J, L: 60J
bei folgender Prüftemperatur:
R: 20 °C,
0: 0 °C,
2: −20 °C usw.
  • Zusätze: (+…)
    • A: Ausscheidungshärtend
    • M: Thermomechanisch behandelt
    • N: Normalisiert (entweder geglüht oder gewalzt)
    • Q: Vergütet (quenched)
    • H: Hochtemperatur
    • L: Tieftemperatur
    • AR: wie gewalzt (as rolled)
    • G: Andere Merkmale
    • C: mit besonderer Kaltumformbarkeit
    • Weitere Zusätze, die den vorgesehenen Einsatzzweck kennzeichnen, sind möglich.
EN 10025
Stähle für Druckbehälter Bezeichnung P + Mindeststreckgrenze
  • Beispiel: P460M
  • N = Normalgeglüht oder normalisiert gewalzt
  • M = Thermomechanisch behandelt
  • Q = Vergütet
EN 10028
Stähle für Leitungsrohre Bezeichnung L + Mindeststreckgrenze + Zusatz + Anforderungsklasse, L
  • Beispiel: L360NB
  • N = Normalgeglüht oder normalisiert gewalzt
  • M = Thermomechanisch behandelt
  • Q = Vergütet
  • A = Stahlrohre für Leitungen < 16 bar
  • B = Stahlrohre für Leitungen > 16 bar
  • C = Stahlrohre für außergewöhnliche Belastungen
EN 10208, EN 10224
Stähle für den Maschinenbau Bezeichnung E + Mindeststreckgrenze
  • Beispiel: E235
EN 10305
Kaltgewalzte Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen Bezeichnung H + Mindeststreckgrenze
  • Beispiel: H320B
EN 10268, EN 10292, SEW 094
Flacherzeugnisse zum Kaltumformen Bezeichnung D + Kennbuchstabe Walzart
  • Beispiel: DC01
  • Cnn = kaltgewalzt, mit zweistelliger Kennzahl nn
  • Dnn = warmgewalzt, mit zweistelliger Kennzahl nn
  • Xnn = Art des Walzens nicht vorgeschrieben
EN 10130
Weitere Bezeichnung B, Y, R, T, M

Bei Stählen, deren Zusammensetzung von größerem Interesse ist, als die Mindeststreckgrenze, wird die Zusammensetzung nach einem definierten Schlüssel angegeben.

Weitere Bezeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung der Stähle ist eindeutig definiert. Die vorgesehenen Kennzeichnungen wurden jedoch in den letzten Jahren mehrfach geändert. Weiterhin werden für bestimmte Stähle Markennamen sowie traditionelle Bezeichnungen wie St 52, V2A, Invar und Nirosta verwendet, wodurch die Benennung der Stähle etwas verwirrend erscheint. In den USA werden Stahlsorten nach dem System des American Iron and Steel Institute (AISI) bezeichnet.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. DIN EN 10027-1:2017-01, Tabelle 14 bzw. EN 10027-1:2016 (D)