Stefan Schubert (Autor) – Wikipedia

Stefan Schubert (2019)

Stefan Schubert (* 1970) ist ein deutscher Buchautor, ehemaliger Polizist und früherer Hooligan. Nach dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst schrieb er Bücher über seine Erfahrungen in der gewaltbereiten Fußballszene, Internes aus dem Polizeialltag und Bandenkriminalität in Deutschland sowie einen Roman. Seit 2016 veröffentlicht er Bücher beim Kopp Verlag.

Nach eigenen Angaben erlebte Schubert die Wirkung von Gewalt als Sechzehnjähriger bei einer Prügelei gegen eine Jugendgang, die ihn seit längerem schikanierte. Gemeinsam mit seinen Freunden schlug er die Gegner nach „intensivem Box-Training“ in die Flucht und fühlte sich fortan respektiert und mächtig. Später bekam er Kontakt zur paramilitärisch organisierten Blue Army Bielefeld, einer auch unter dem Namen „Ostwestfalenterror“ bekannten Gruppe von Hooligans im Umfeld des Fußballvereins Arminia Bielefeld, die er zu Spielen begleitete und mit denen er mehrmals an Massenschlägereien teilnahm. Die Gruppe zeige „eine Vorliebe für einfache Lösungen, eine enorme Ausländerfeindlichkeit und eine relativ hohe individuelle Gewaltbereitschaft“, schrieb 1986 das Fan-Projekt Bielefeld.[1] „Wie viele Knochenbrüche, Blutergüsse und posttraumatische Belastungsstörungen wir in dieser Zeit hinterlassen haben, lässt sich kaum zählen“, sagte Schubert gegenüber dem Spiegel.[2][3]

Zur selben Zeit begann Schubert eine Ausbildung beim damaligen Bundesgrenzschutz, die er als Klassenbester abschloss. Im Einsatz als Personenschützer schirmte er unter anderem den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl ab und schützte die Frau des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Später wechselte er zur Landespolizei Nordrhein-Westfalens und wurde als Streifenpolizist nach Bielefeld versetzt.

Erst nach acht Jahren wurde sein Doppelleben bekannt, als ihn ein Fernsehteam des WDR 1996 zufällig bei Auseinandersetzungen in Bielefeld filmte. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni beschädigten 150 bis 200 Hooligans nach einer Arminia-Aufstiegsfeier in einer laut Polizeibericht „regelrechten Straßenschlacht“ Kneipen in der Innenstadt und schossen mit Leuchtpatronen. 55 Personen wurden verletzt und mussten ins Krankenhaus. Das Filmmaterial zeigte Stefan S. unter den Schlägern beim Sturm auf ein Lokal. Seine Polizeikollegen wussten seit März 1996 von Schuberts Kontakten zur Hooliganszene, meldeten diese aber erst im November an die Hooligan-Datei im LKA in Düsseldorf.[4]

Schubert wurde in den Innendienst versetzt und wegen schweren Landfriedensbruchs angeklagt. Gegen eine Verurteilung 1997 legte er Berufung ein.[5] Nachdem ihm zusätzlich die Körperverletzung eines Kollegen vorgeworfen wurde, ging er mit Polizei und Staatsanwaltschaft auf einen Deal ein, wonach das Verfahren gegen eine Geldzahlung von 10.000 DM und der freiwilligen Quittierung des Dienstes 1998 eingestellt wurde.[6][7] Im selben Jahr stieg Schubert auch aus der Hooligan-Szene aus. Zwischenzeitlich arbeitete er danach als Fitnesstrainer, Türsteher und Chef einer Diskothek.[3][2][6]

Schubert wird von Einigen der politischen Rechten zugeordnet.[8][9] Er lebt in Bielefeld.[7]

Schubert veröffentlichte mehrere Bücher in den Verlagen Riva, Lago und Kopp. In niederländischer Sprache erschienen sie im Verlag Just Publishers.

2010 schrieb er ein Buch über sein achtjähriges Doppelleben als Polizeibeamter und Hooligan,[3] später Bücher über die Hells Angels und das organisierte kriminelle Bandenwesen. In Gangland Deutschland beleuchtete er ausführlicher Gruppierungen wie Black Jackets, Red Legion und United Tribuns, die sich nach seinen Angaben zu 90 Prozent aus dem von ihm so bezeichneten „prekären Migrantenmilieu“ rekrutierten.[10] Zur Vorstellung des Buches wurde Schubert beim Sat.1-Frühstücksfernsehen interviewt.[11] Sein Buch über seine Hooliganzeit sei „ein relativ spröder Bericht über das ungezügelte Dasein eines Kerls, der Gefallen daran gefunden hatte, Grenzen zu überschreiten und sich zu berauschen: mit Schlägereien, der Gesellschaft von "echten Männern" und viel Alkohol“, schrieb Jörg Diehl im Spiegel.

2012 erschien sein zweites Buch Inside Polizei: Die unbekannte Seite des Polizeialltags, welches sich unter anderem mit Polizeigewalt und Amtsdelikten innerhalb Deutschlands befasst. Jörg Diehl schrieb dazu in Spiegel Online: „Eine besondere Qualität gewinnt Schuberts Buch aber durch den Blick in den Alltag und die Gedankenwelt der Ordnungshüter“.[12]

2015 schrieb er den Roman Der Konvertit über eine islamistische Terrorzelle, die Anschläge in Deutschland verübt, und die Ermittlungen gegen sie.[13] Experten der Polizei bewerteten das darin beschrieben Szenario als „überdramatisiert“, wenngleich die Bedrohung durch terroristische Anschläge real sei.[14]

Seit 2016 veröffentlicht er Bücher zu politischen Themen im Kopp Verlag, das erste davon zusammen mit dem Rechtspopulisten Udo Ulfkotte. Zudem veröffentlicht er Artikel im "Kopp Report", die zum Teil auch beim rechten Blog Politically Incorrect veröffentlicht werden. Schubert war mehrfach Interviewpartner von rechten bis rechtsextremen Medien, wie der Jungen Freiheit, Zuerst! und dem Compact TV. Er betreibt einen Telegramkanal, der zum "verschwörungsideologischen Milieu" gezählt wird.[15] Im November 2019 unterzog das journalistische Recherchekollektiv Correctiv die von Schubert seit 2017 verbreitete Aussage, „Straftaten von 600.000 Flüchtlingen“ würden vertuscht, einem Faktencheck und bewertete sie als „unbelegt“.[16] Die Aussagen im 2020 erschienenen Vorsicht Diktatur!: Wie im Schatten von Corona-Krise, Klimahysterie, EU und Hate Speech ein totalitärer Staat aufgebaut wird. wurden vom Politikwissenschaftler Tom Mannewitz als Vermengung von „auf typische Weise (noch) rechtsdemokratische[r] (allerdings wenig konstruktive[r]) Kritik mit (schon) rechtsextremen Narrationen und Positionen“ bewertet.[17] Susanne Billig bezeichnete das Buch im Deutschlandfunk Kultur als "Grippe-Idee vermischt mit Ausländerfeindlichkeit und Volksfrontdenken".[18]

Vier seiner Bücher wurden in der Bestsellerliste des Spiegels aufgeführt: Gewalt ist eine Lösung (2010: Rang 50),[19] Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (2012: Rang 22),[20] Grenzenlos kriminell – Was Politik und Massenmedien über die Straftaten von Migranten verschweigen (2016: Rang 24),[21] „Die Destabilisierung Deutschlands“ (2018: Rang 12).[22]

Commons: Stefan Schubert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ansgar Mönter: Eine verführerische Masse / "Tatort Stadion – Rassismus und Diskriminierung im Fußball" – so heißt die Ausstellung, die jetzt nach Bielefeld kommt / Gibt es so etwas auf der Alm? In: Neue Westfälische (abgerufen auf hiergeblieben.de). 17. Januar 2004, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  2. a b Melanie Bergs: Stefan Schubert war Hooligan - und Polizist, WAZ, 27. April 2010.
  3. a b c Jörg Diehl: Geheimes Doppelleben: Der Polizist, der Hooligan war. In: Spiegel online. 2. März 2010.
  4. FOCUS Online: Polizisten ertappt. Abgerufen am 6. Oktober 2020.
  5. Peter Johnsen: Hooligan-Polizist zu Geldstrafe verurteilt. In: Neue Westfälische. 26. August 1997
  6. a b Patrick Krull: Der Polizist, der eigentlich ein Hooligan war. In: welt.de. 2. März 2010, abgerufen am 23. Oktober 2019.
  7. a b Jens Reichenbach: Ex-Polizist packt aus: Ich war ein Hooligan. In: Neue Westfälische. 26. Februar 2010.
  8. Christian Unger: Wie Rechte den Trucker-Protest für ihre Zwecke nutzen wollen Berliner Morgenpost, 11. Februar 2021
  9. Veronika Kracher, Thilo Manemann, Simone Rafael (PDF unter): de:hate report #4 - Desinformationen: Von prorussischen Kampagnen zu Narrativen in der Energiekrise Amadeu Antonio Stiftung, 2022
  10. Julian Rohrer: Interview mit Autor Stefan Schubert: „Streetgangs sind gefährlicher als Hells Angels und Bandidos“. In: Focus online. 5. März 2014, abgerufen am 18. Dezember 2015.
  11. Interview mit Stefan Schubert beim Sat.1-Frühstücksfernsehen
  12. Jörg Diehl: Kritisches Polizei-Buch: Zyniker in Uniform, Spiegel Online, 14. Februar 2012.
  13. Jens Reichenbach: Terror-Thriller aus Bielefeld. In: Neue Westfälische. 1. Juni 2015.
  14. FOCUS Online: Kalaschnikow und Sprengstoff-Drohne: Ex-Polizist warnt vor Terror-Angriff auf Deutschland. Abgerufen am 6. Oktober 2020.
  15. Jan Rathje, Miro Dittrich, Martin Müller: Telegram-Analyse zum Ukraine-Krieg: RT DE dominant im verschwörungsideologischen Milieu CeMAS, 18. März 2022.
  16. Keine Belege dafür, dass das BKA Straftaten von Flüchtlingen „vertuscht“ hat. In: correctiv.org. 29. November 2019, abgerufen am 6. Oktober 2020 (deutsch).
  17. T. Mannewitz: Literatur aus der „Szene“: Das Buch zur Stunde. In: U. Backes, A. Gallus, E. Jesse, T. Thieme (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie (E & D). 33. Jahrgang. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2021, S. 331–335.
  18. Susanne Billig: Über das Virus und was es mit der Gesellschaft macht www.deutschlandfunkkultur.de, 30. Oktober 2020
  19. Gewalt ist eine Lösung bei Buchreport
  20. Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten bei Buchreport
  21. Grenzenlos kriminell bei Buchreport
  22. „Die Destabilisierung Deutschlands“ bei Buchreport