Steffen Dobbert – Wikipedia

Steffen Dobbert (* 1982 in Wismar) ist ein deutscher Journalist und Autor.

Steffen Dobbert

Steffen Dobbert studierte Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein und an der Handelshochschule Vaasa. Nach dem Abschluss als Diplom-Betriebswirt arbeitete er zehn Jahre als Journalist, unterbrach seine Tätigkeit 2015, um in Berlin sowie an der Stanford University Europawissenschaften zu studieren.

Dobbert arbeitete für die Schweriner Volkszeitung, 2008 wechselte er in die Online-Redaktion der Zeit, wo er das neugegründete Sportressort bis 2014 leitete.

Inhaltlich fokussierte Dobbert das Ressort auf gesellschaftliche Phänomene, die im Fußball erkennbar sind. So waren die damaligen Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, Philipp Lahm, Arne Friedrich und René Adler abwechselnde Gesprächspartner in einer Kolumnen-Serie, die die Themen Homophobie, Rassismus und Kapitalisierung des Sports besprach.[1] Für das Magazin Rund recherchierte Dobbert mehr als ein Jahr zum Thema Rechtsradikalismus im Sport. Seine Recherchen über die Hooligan-Gruppierung HooNaRa führte dazu, dass der Gründer der Nazi-Gruppierung, der gleichzeitig eine Security-Firma leitete, die Mitarbeiter der Firma nicht mehr als Ordnungskräfte im Stadion des Chemnitzer FC einsetzen durfte.[2]

2014 wechselte er erst in die Hamburg-Redaktion der Zeit und später ins Politikressort von Zeit Online. Im Jahr 2016 erhielt er ein Stipendium des Internationalen Journalistenprogramms (IJP) und arbeitete in Odessa und Kiew.

Umstritten diskutiert wurden Dobberts Recherchen über mysteriöse Morde an Journalisten, die mit der Georgierin Wera Putina und Wladimir Putin in Zusammenhang stehen. Putina behauptet, die verleugnete Mutter von Wladimir Putin zu sein.[3][4]

Ebenfalls internationales Echo löste Dobberts Interview mit dem britischen Politiker Nigel Farage aus. In dem Streitgespräch, das mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet wurde, äußerte sich Farage widersprüchlich über seine Verbindungen zum Wikileaks-Gründer Julian Assange und der Sinnhaftigkeit der Brexit-Kampagne. Farage brach das Interview mit Dobbert auf Geheiß seines Pressesprechers ab.[5]

Dobberts 2020 im Hinstorff-Verlag erschienenes Reportage-Buch „Heimatsuche“ wurde wenige Wochen nach Erscheinen vom Verlag zurückgerufen und in drei Passagen geschwärzt. Grund war eine Klage des Bürgermeisters der Gemeinde Born auf dem Darß, Gerd Scharmberg. Der Bürgermeister, selbst Mitglied der FDP, wollte seine eigenen Aussagen über die AfD nicht mehr im Buch verbreitet sehen, woraufhin der Verlag ohne Dobberts Einverständnis und ohne Gerichtsurteil nach einer außergerichtlichen Einigung mit dem Bürgermeister das Buch schwärzen ließ.[6] Da Dobbert die geschwärzten Passagen danach während einer Lesereise mehrfach öffentlich vortrug, wurde auch er vom Bürgermeister Scharmberg angezeigt. Das Gerichtsverfahren endete in Stralsund mit einem Freispruch für den Autoren.[7] Lorenz Caffier, damals der dienstälteste Innenminister eines deutschen Bundeslandes, trat laut Dobbert wegen dessen Buch-Recherchen für "Heimatsuche" von seinem Amt in Mecklenburg-Vorpommern zurück.[8] Caffier stand neben Vorwürfen über einen Pistolenkauf von einem Ex-Nordkreuz-Mitglied auch in der Kritik, da ihm gegenseitige Vorteilsnahme, Nutzung eines illegal im Schilfgürtel errichteten Ferienhauses und Steuerbetrug vorgeworfen wurden.[9]

Steffen Dobbert trat bei der Landtagswahl 2021 in Mecklenburg-Vorpommern auf der Liste von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN auf Platz 16 und als deren Direktkandidat im Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte V an.[10] Laut eigener Angabe war er von 2021 bis Februar 2022 Mitglied im Kreisverband Nordwestmecklenburg der Partei.[11]

Veröffentlichungen

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Einzelnachweise

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  1. Steffen Dobbert, Oliver Fritsch, Christian Spiller: Alles außer Fußball. In: Zeit Online. 9. Januar 2014, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  2. Steffen Dobbert: Nur das Hakenkreuz fehlt. In: Jungle World. Nr. 18, 30. April 2008 (jungle.world).
  3. Steffen Dobbert: Vera Putinas lost Son. In: Die Zeit. 7. Mai 2015, abgerufen am 30. März 2024 (englisch).
  4. Steffen Dobbert: Vera Putinas verlorener Sohn, Zeit-Magazin vom 7. Mai 2015
  5. a b Steffen Dobbert: Sie werden mich für immer hassen. In: Zeit Online. 9. Mai 2017, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  6. Mattias Baerens: Hinstorff-Verlag veröffentlicht jetzt einen „Schwarzdruck“. In: Schweriner Volkszeitung. 29. März 2021, abgerufen am 12. Februar 2023.
  7. Timo Richter: Bürgermeister von Born verliert Gerichtsverfahren gegen Journalist. In: Ostseezeitung. 8. Juni 2022, abgerufen am 14. Februar 2023.
  8. Steffen Dobbert: Warum ist Lorenz Caffier wirklich zurückgetreten? In: steffendobbert.de. 19. November 2020, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  9. Paul Middelhoff, Martin Nejezchleba: Lorenz Caffier: Politische Privatsachen. In: DIE ZEIT. 18. November 2020, abgerufen am 10. Dezember 2023.
  10. Mecklenburg-Vorpommern:  LTW21 Landesliste. Abgerufen am 19. November 2020.
  11. Steffen Dobbert: Transparenzhinweise für journalistische Arbeit. In: steffendobbert.de. 1. März 2022, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  12. Steffen Dobbert: Generation Karstadt. In: HinzundKunzt. 29. April 2010, abgerufen am 12. Dezember 2017.
  13. Rückkehr an den Rand. Buchbesprechung. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Januar 2021, ISSN 0931-9085, S. 27 ePaper 23 Nord (taz.de [abgerufen am 1. Mai 2021]).