Sumé (Band) – Wikipedia
Sumé | |
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Dieser Holzschnitt wurde für das Cover des ersten Albums namens Sumut verwendet. | |
Allgemeine Informationen | |
Herkunft | Sorø, Dänemark |
Genre(s) | Rockmusik |
Gründung | 1972, 1988[1] |
Auflösung | 1977 |
Gründungsmitglieder | |
Malik Høegh | |
Per Berthelsen | |
Ehemalige Mitglieder | |
Emil Larsen Sakiu Nielsen Hans Fleischer Eigil Petersen Erik Hammeken Karl Sivertsen | |
Hjalmar Dahl | |
Seth Berthelsen |
Sumé, auch SUME oder Sume geschrieben, war eine grönländische Rockband. Ihr Name bedeutet „wo?“ auf Kalaallisut.[2] Sie wurde 1972 von Malik Høegh und Per Berthelsen in Sorø gegründet und gilt als Pionier der grönländischen Rockmusik.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die beiden Gründer lernten sich 1970 an der Sorø Akademi kennen und arbeiteten zunächst als Duo Malik & Per zusammen. Malik Høegh war als Sänger, Gitarrist, Komponist und Liedtexter tätig, Per Berthelsen als Sänger, Gitarrist und Komponist. 1971 kamen Hjalmar Dahl als Schlagzeuger und Seth Berthelsen als Bassist mit einer spanischen Gitarre hinzu. 1973 erschien ihre Debüt-LP Sumut („wohin?“ auf Kalaallisut) bei dem sozialistischen und anti-imperialistischen Verlag Demos in Dänemark; diese wurde von 20 Prozent der grönländischen Bevölkerung gekauft.[2] Als Albumcover diente ein Holzschnitt von Aron von Kangeq, der einen Grönländer mit einem erschlagenen Skandinavier zeigt.
Durch die Verwendung der grönländischen Sprache und aufgrund des Einbezugs weiterer Elemente aus der Inuit-Kultur lässt sich Sumés Ansatz als „Grönlandifizierung“ populärer Musik beschreiben.[3] Dies stellte sich als erfolgreich heraus: Sumé war die erste und über Jahrzehnte hinweg einzige grönländische Musikgruppe, die auch im Ausland Erfolg hatte, unter anderem mit Auftritten in Stockholm und Ost-Berlin 1975 sowie in Dänemark auf dem Roskilde-Festival 1973 und 1995.[4] Das Angebot, die britische Rockband Procol Harum auf einer Tournee zu begleiten, lehnte Sumé allerdings ab.[5][6]
1977 löste sich Sumé auf und die Musiker kehrten nach Grönland zurück, wo sie in unterschiedlicher Weise in Politik und Kultur aktiv waren. 1988 wurde allerdings die Sammel-CD SUME 1973–76 veröffentlicht, und 1994 versammelte sich die Band erneut, um PerserSume als 100. Veröffentlichung der Plattenfirma ULO einzuspielen. Bis 2014 spielte Sumé weiterhin bei besonderen Gelegenheiten, normalerweise mindestens einmal im Jahr, und zog dabei stets ein großes Publikum an, zum Beispiel bei einem ausverkauften Konzert in Kopenhagen 2011.[1]
Dokumentarfilm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2014 feierte der Dokumentarfilm Sumé – Mumisitsinerup Nipaa (dänisch Sumé – lyden af en revolution, englisch Sumé – The Sound of a Revolution) von Inuk Silis-Høegh auf dem Filmfestival Greenland Eyes seine Premiere.[7] Dieser zeichnet in nostalgischer Art die Bandgeschichte mit Archivmaterial und aktuellen Zeitzeugeninterviews nach.[8][5] Neben der Originalmusik von Sumé ist auch eine Coverversion von Inuit Nunaat durch die Gründungsmitglieder von Nanook zu hören.[9] Der Film wurde weltweit auf Filmfestivals gezeigt,[10] unter anderem auf der Berlinale 2015 und 2017.[11] Ab 2016 lief er auch in deutschen Kinos.[12]
Stil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die schlagkräftigen politischen Liedtexte handeln von der Entfremdung der Inuit-Kultur, von Identitätsfindung und sozialen Problemen auf Grönland,[5] von Kapitalismus, Armut, Alkoholmissbrauch und mangelndem Respekt für grönländische Werte.[13] Sie richteten sich gegen die Danifizierung durch die dänische Kolonialmacht und verbreiteten den Wunsch nach Autonomie und Einführung einer Hjemmestyre (Selbstverwaltung Grönlands).[14]
Sumé wurde von US-amerikanischer Folk- und Rockmusik inspiriert,[15] verband diese aber erstmals mit grönländischen Texten und legte damit den Grundstein für die grönländische Rockmusik. In ihrem dritten Album, das bei der ersten professionellen grönländischen Plattenfirma ULO erschien, wurden auch traditionelle Rahmentrommeln eingesetzt; seitdem tauchen diese häufig in grönländischen Formen globaler Musik auf.
Diskographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sumut (1973, Demos)
- Inuit Nunaat (1974, Demos)
- Sume (1977, ULO)
- 1973–76 (1988, ULO)
- PerserSume (1994, ULO)
- The Sound of a Revolution (2014, ULO, Soundtrack)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Per Berthelsen: Sume: en grønlandsk rocklegende. Milik, Nuussuaq 2010, ISBN 978-87-91359-85-9 (dänisch, 97 S., Auszug auf der Verlagsseite abrufbar; auf Grönländisch unter dem Titel Sume: kalaallit rockertarnermikkut tusaamasarsuit erschienen).
- Heidi Rosing: Kulturkløfter før og nu. Filmanalyse og empirisk undersøgelse af grønlandske studerendes oplevelse af kulturkløfter. Universität von Grönland, 2017, S. 29–32, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sume bei Discogs
- Torben Bille: Sume. In: Den Store Danske. 2. Februar 2009, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- Andreas Otte: Sume and the Greenlandification of popular music. Abgerufen am 3. Juni 2021 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Sume totalt udsolgt. In: Kalaallit Nunaata Radioa. 20. April 2011, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ a b Ulrik Sass: Sume – lyden af den grønlandske revolution. In: Fyens Stiftstidende. 14. Oktober 2014, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ Andreas Otte: Nuuk underground: musical change and cosmopolitan nationalism in Greenland. In: Popular Music. Band 34, Nr. 1, 2015, S. 129, doi:10.1017/S0261143014000713 (englisch).
- ↑ Uffe Christensen: Film om Grønlands største rockband ( vom 6. Juli 2018 im Internet Archive). In: Jyllands-Posten. 25. November 2010, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ a b c Sumé – The Sound of a Revolution: Kalaalivunga! In: brutstatt. 21. Januar 2016, abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Florian Fricke: Sumé aus Grönland. Politsongs aus dem Eis. In: Deutschlandfunk Kultur. 25. Januar 2016, abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Sume – Lyden af en revolution. In: Det Danske Filminstitut. Abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ Sumé – The Sound of a Revolution. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Opgave 6 – Grønlandske bands. In: Levende Grønland. Abgerufen am 7. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ Sean Williams: Greenland’s First Rock Stars. In: OZY. 9. Juli 2018, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
- ↑ 2015: Panorama: Filmdatenblatt: Sume – Mumisitsinerup Nipaa. In: Archiv der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Abgerufen am 3. Juni 2021.
2017: NATIVe – Indigenous Cinema: Filmdatenblatt: SUME – Mumisitsinerup Nipaa. In: Archiv der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Abgerufen am 3. Juni 2021. - ↑ Jörg Schöning: Grönlands Kampf gegen Dänemark: Stirb, Wikinger, stirb! In: SPIEGEL Kultur. 21. Januar 2016, abgerufen am 3. Juni 2021.
- ↑ Lyden af grønlandsk revolution. In: Det Danske Filminstitut: Nyheder. 5. November 2014, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ Michael Hauser: Grønland – musik. In: Den Store Danske. 20. August 2009, abgerufen am 3. Juni 2021 (dänisch).
- ↑ Jens Uthoff: Dokumentarfilm „Sumé“: Arktischer Rock. In: Die Tageszeitung. 25. Januar 2016, abgerufen am 7. Juni 2021.