Susanne Jensen – Wikipedia

Susanne Jensen

Susanne Jensen (* 11. Oktober 1963 in Lüdenscheid) ist eine deutsche Künstlerin, Autorin und Pastorin der Nordkirche.

Leben und Wirken

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Susanne Jensen war als Kind und Jugendliche sexualisierter Gewalt ausgesetzt.[1] Durch den Beruf ihres Vaters kam die Familie nach zahlreichen Umzügen nach Hamburg. Dort ließ Susanne Jensen sich mit 23 Jahren katholisch taufen.[2] Zunächst studierte sie Jura, dann wechselte sie zur Evangelischen Theologie. Schließlich konvertierte sie zum evangelischen Glauben. Im Studium lernte sie ihren Mann kennen. Nach Studium und Vikariat wurde sie 2001 Pastorin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK).

Nach mehreren Therapien beschloss Jensen 2009, als Missbrauchsüberlebende mit Gesicht und Namen ihre Geschichte zu veröffentlichen.[3][4] Jensen ist meist kahlrasiert, tätowiert und trägt oft ein Hundehalsband. Sie sagt: „Ich stehe mit dem, was mir geschehen ist, nicht allein. Schweren Missbrauch erleben so viele.“ Die Dunkelziffer sei sehr hoch. Die Seelenbeschädigung heile zwar nicht, aber sie habe ihren Weg aus der Ohmacht, Verzweiflung, Scham und dem Selbsthass gefunden.[5]

In der WDR-Produktion „Es war der eigene Vater“[6] wurde 2011 das Schicksal von Jensen und ihr Weg, damit umzugehen, dokumentiert. Es folgten weitere Dokumentationen[7] und Zeitungsartikel[8] und 2016 eine Teilnahme am SWR-„Nachtcafe“ unter dem Titel: „Väter – geliebt, gehasst, bewundert“.[9] Im Buch von Michael Steinbrecher „Nachtcafé Familienbande – Was uns verbindet, was uns trennt.“ erzählte Jensen 2017 von ihrem Erleben und ihrem Befreiungsweg.[10]

Jensen verarbeitet ihre Erlebnisse auch in Kunstwerken und Gedichten.[11][12] Sie zeigt diese in Kunst- und Glaubensabenden.[13] 2015 begann sie, ihre Seelenwelt in einem Erotik-Fantasy-Thriller darzustellen: Zedmanns Versuch, G zu denken.[14][15][16] Es folgten zwei weitere Werke, von denen auch Weiße Folter auf ihrer Homepage veröffentlicht ist. Der vierte Erotik-Fantasy-Thriller 0 und 1 ist derzeit in Arbeit und kapitelweise als Autorenlesung auf YouTube zu hören.[17]

Mit dem privaten Filmprojekt „Gott will in Dunkel wohnen“ verdeutlichte Jensen 2015 ihr eigenes Glaubensbekenntnis.[18]

In der SWR2-Radiosendung Tandem „Ein wundersames Paar – Beziehung nach Missbrauch“ im Jahr 2018 erläuterten Jensen und ihr Mann, wie sie ihre Beziehung führen.[19]

Im September und Oktober 2019 stand Susanne Jensen zusammen mit Franz Rogowski für den Kinofilm „Luzifer“ vor der Kamera.[20][21] Gedreht wurde u. a. am Höllenstein in Tux im Zillertal in Tirol.[22][23] Am 11. August 2021 hatte der Film Premiere in der Section „Concorso Internazionale“ des 74. Locarno Film Festivals.[24][25] In der internationalen Presse fand die Darstellung der „Maria“ durch Susanne Jensen Beachtung.[26][27][28][29][30] Sie wurde für „ihre atemberaubende Performance“ erwähnt, „in der sie sich emotional und körperlich voll und ganz einsetzt“.[31][32]

Im Oktober 2021 nahm der Film Luzifer in der Kategorie „Official Fantàstic Competition“ am 54. Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya teil.[33] Susanne Jensen gewann den Preis für die beste Schauspielerin für Luzifer ebenso wie Noomi Rapace für Lamb.[34][35]

Commons: Susanne Jensen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pastorin. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  2. Deutsche Welle (www.dw.com): Eine Pastorin provoziert | DW | 22. Januar 2012. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  3. Predigt 4. Juli 2010. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  4. Stimme der Opfer. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  5. Helma Piper: Missbrauch: Pastorin überlebt Kinderhölle | shz.de. Abgerufen am 6. Juli 2019.
  6. comtheo12: Es war der eigene Vater – Eine Pfarrerin kämpft um ihr Leben. 13. August 2013, abgerufen am 5. Juli 2019.
  7. "Ich bin Missbrauchsüberlebende", Susanne Jensen - Bibel TV das Gespräch - video dailymotion. Abgerufen am 7. Juli 2019.
  8. NEMO X! VOBIS: Glatze für die Glotzer. In: netzwerkB. 26. Juli 2012, abgerufen am 6. Juli 2019.
  9. SWR: Väter – geliebt, gehasst, bewundert | SWR Nachtcafé. 8. März 2016, abgerufen am 5. Juli 2019.
  10. BUCH „Nachtcafé – Familienbande“. In: Michael Steinbrecher. 11. Juni 2018, abgerufen am 6. Juli 2019.
  11. Bildwerke. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  12. Prosa. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  13. comtheo12: Kunst und Glaube als Befreiungswege einer Missbrauchsüberlebenden – 2012 Teil 1. 20. November 2012, abgerufen am 5. Juli 2019.
  14. Achim Messerschmidt: Lesung: Gott, Gewalt und Seelenleid | shz.de. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  15. aha: Lesung: Schwere Kost bei Kerzenschein | shz.de. Abgerufen am 5. Juli 2019.
  16. Zedmanns Versuch G zu denken. Abgerufen am 6. Juli 2019.
  17. comtheo12: Erotik-Fantasie-Thriller „O und 1“ von Susanne Jensen – Kapitel 1. 6. Januar 2019, abgerufen am 6. Juli 2019.
  18. comtheo12: Gott will in Dunkel wohnen – Filmprojekt Missbrauchsüberlebende Susanne Jensen. 28. Januar 2015, abgerufen am 6. Juli 2019.
  19. SWR2 Tandem: Ein wundersames Paar | Tandem | SWR2. 8. März 2018, abgerufen am 6. Juli 2019.
  20. Ulrich Seidl – Luzifer (ehem. Die gespaltene Zunge). Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  21. Österreichisches Filminstitut: Die gespaltene Zunge. Abgerufen am 21. Oktober 2019.
  22. Luzifer. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  23. Filmland Tirol international erfolgreich. In: Vero Online. 8. Januar 2020, abgerufen am 5. Februar 2020 (deutsch).
  24. Luzifer. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Juli 2021; abgerufen am 1. Juli 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.locarnofestival.ch
  25. Matthias Hermann: Filmfestival von Locarno : Spielfilmdebüt: Owschlager Pastorin Susanne Jensen tauscht Kanzel gegen Leinwand | shz.de. Abgerufen am 16. August 2021.
  26. Michael Sennhauser: LUZIFER von Peter Brunner. In: Sennhausers Filmblog. Abgerufen am 16. August 2021 (deutsch).
  27. Walter Gasperi: 74. Locarno Film Festival: Bildmächtige russische "Medea" und österreichischer "Luzifer". 12. August 2021, abgerufen am 16. August 2021.
  28. Locarno 2021 : Luzifer, de Peter Brunner, présenté dans la compétition internationale, suscite à la fois fascination et agacement – J:MAG. Abgerufen am 16. August 2021 (französisch).
  29. Luzifer (2021) Movie Review from Eye for Film. Abgerufen am 16. August 2021.
  30. Luzifer | Peter Brunner - Franz Rogowski. Abgerufen am 8. September 2021.
  31. Luzifer, purezza, diavolo e esorcismi, tra madre e figlio - Cinema. 11. August 2021, abgerufen am 16. August 2021 (italienisch).
  32. Luzifer, pureté, diable et exorcismes, entre mère et fils. In: Venti4ore. 11. August 2021, abgerufen am 16. August 2021 (italienisch).
  33. Films - Sitges Film Festival - Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya. Abgerufen am 7. September 2021.
  34. THE FESTIVAL - Sitges Film Festival - Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Oktober 2021; abgerufen am 18. Oktober 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sitgesfilmfestival.com
  35. NDR: Pastorin aus SH gewinnt Filmpreis für Hauptrolle in Horrorfilm. Abgerufen am 29. Oktober 2021.