Swiss Finance Institute – Wikipedia
Swiss Finance Institute Stiftung | |
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Rechtsform | Stiftung[1] |
Gründung | 2005 |
Stifter |
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Sitz | Zürich, Schweiz[2] (⊙ ) |
Zweck | Förderung von Hochschulinstitutionen und Netzwerken in Forschung und Lehre[1] |
Geschäftsführung | François Degeorge |
Website | sfi.ch |
Das Swiss Finance Institute (SFI) ist ein als gemeinnützige Stiftung organisiertes Institut. Sie bezweckt die wettbewerbsorientierte Förderung von Hochschulinstitutionen und Netzwerken in Forschung und Lehre, die den Standort des Schweizerischen Wissenschafts- und Finanzplatzes stärken soll.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Institut wurde 2005 unter Federführung der Schweizerischen Bankiervereinigung durch die Fusion der Vorgängerinstitutionen, dem «Centre International FAME pour la Gestion de Patrimoine et l'ingénierie Financiere» (CFAME), der Swiss Banking School-Stiftung sowie der Stiftung Banking and Finance an der Universität Zürich,[4] in Form einer Stiftung mit Sitz in Zürich und einem Startkapital von 75 Millionen Franken gegründet.[5]
Später wurde der NFS Finrisk, Teil eines etablierten Förderinstruments des Bundes für Spitzenforschung in der Schweiz, welcher sich auf die Bewertung und das Risikomanagement im Finanzbereich konzentrierte, in das SFI integriert.[6][7]
Das Swiss Finance Institute nahm seine Tätigkeit Anfang 2006 auf, mit dem Zweck der wettbewerbsorientierten Förderung von Hochschulinstitutionen und Netzwerken in Forschung und Lehre. Dadurch sollen der Standort des Schweizerischen Wissenschafts- und Finanzplatzes gestärkt und nutzbare Ergebnisse für Forschung und Praxis erzielt werden,[3] um somit die Spitzenposition der Schweizer Bank- und Finanzbranche zu erhalten.[8][9] 2006 wurden zudem mehrere Universitäten Stiftungspartner.[10]
Bis 2007 richtete das SFI Kompetenzzentren in Zürich, der Region Léman und Lugano ein und zählte rund 40 Professoren zu seiner Fakultät.[8] In den folgenden Jahren baute das SFI seine Forschungs- und Bildungsaktivitäten weiter aus und zusammen mit Universitäten wurden neue Lehrstühle geschaffen und Master- und Diplomprogramme konzipiert.[11][5]
Das Institut wurde bis zu seinem Amtsantritt als Mitglied des dreiköpfigen Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank per Anfang 2010 von Jean-Pierre Danthine geleitet.[12] Dieser hatte schon zuvor neun Jahre lang das «International Center FAME for Financial Asset Management and Engineering» (CFAME) als eine der drei Vorgängerorganisationen des SFI geleitet.[13]
Zwischen Februar 2011 und Oktober 2016 stand das Institut unter der Leitung von Claudio Loderer.[14] Seit November 2016 leitet François Degeorge das Swiss Finance Institute.[6]
Die SFI Master Classes wurden 2019 eingeführt,[15] um finanzwissenschaftliche Erkenntnisse zeitnah in die Praxis zu übertragen. Sie sind Teil des überarbeiteten Weiterbildungsangebots für erfahrene Fachkräfte aus der Industrie.[16]
Im Februar 2022 schloss sich die Universität St. Gallen als Partneruniversität an[17] und im Januar 2024 trat die Universität Basel der Stiftung als Partneruniversität bei.[18]
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Fakultät des SFI zählen Professoren der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, ETH Zürich, Universität der italienischen Schweiz, Universität Basel, Universität Genf, Universität Lausanne, Universität St. Gallen und der Universität Zürich.[19]
Getragen wird die Stiftung durch die Mitgliedsinstitute der Schweizer Bankiervereinigung (SBVg), den Dachverband Schweizer Banken und ausländischen Banken mit Sitz in der Schweiz, sowie die SIX Swiss Exchange.[20] Die Finanzierung erfolgt anteilig durch die Banken.[21]
Der Stiftungsrat setzt sich aus Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Das Amt des Stiftungsratspräsidenten hält Stefan Seiler, Mitglied der Konzernleitung der Schweizer Bank UBS,[22] Vizepräsidenten sind Stephanino Isele, Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank und Olivier Roussy, Mitglied des Verwaltungsrats der Raiffeisen Schweiz.[19][23]
Der Stiftungsrat wird zudem von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt, der aus verschiedenen internationalen Finanzwissenschaftlern besteht. Präsident des Beirates ist Marco Pagano von der Universität Neapel Federico II.[24]
Tätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Swiss Finance Institute ist eine Forschungs- und Bildungseinrichtung im Bereich Banking und Finance in der Schweiz. Es wurde gegründet, um die akademische Forschung in diesem Bereich zu fördern und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu erleichtern.[3][25]
Akademische Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die rund 100 Professorinnen und Professoren, die Teil der SFI-Fakultät sind, forschen und lehren in den Themengebieten Financial Markets, Financial Institutions, Portfolio Management and Asset Classes, Corporate Finance and Governance sowie Frontier Topics.[26] Die Forschenden am SFI veröffentlichen regelmässig wissenschaftliche Arbeiten in international renommierten Fachzeitschriften[27] und präsentieren ihre Ergebnisse auf Konferenzen sowie in verschiedenen akademischen und praxisorientierten Veranstaltungen.[28][29]
Die SFI-Partneruniversitäten bieten diverse Programme in Banking und Finance auf Bachelor- und Master-Stufe an.[30] Das SFI betreibt zudem ein Finance-Doktorandenprogramm mit internationaler Ausrichtung.[31] Im Rahmen dieser universitären Ausbildungsaktivitäten kooperiert das Institut mit seinen Schweizer Partneruniversitäten,[32] welche die Studiengänge und deren Lehrveranstaltungen anbieten. In selbigen sind SFI-Professoren aktiv,[33] das SFI selbst vergibt jedoch keine akademischen Titel.[34]
Neben der finanziellen Förderung vergibt das SFI jährlich den SFI Outstanding Paper Award. Dieser Preis würdigt unveröffentlichte Forschungsarbeiten im Forschungsfeld Finanzen,[35][36] die von einem Komitee aus allen SFI-Professoren mit Lehrstuhl am Institut ausgewählt werden.[37]
Industrieorientierte Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das SFI organisiert Workshops, Weiterbildungsprogramme[20] sowie öffentliche Veranstaltungen und Vorträge,[38] um wissenschaftliche Erkenntnisse Mitarbeitenden der Trägerbanken des SFI zugänglich zu machen. Zu den Weiterbildungsprogrammen gehören die sogenannten SFI Master Classes. Hierbei handelt es sich um Weiterbildungsformate, die von Fachkräften aus der Finanzbranche und SFI-Fakultätsmitgliedern geleitet werden. Im Gegensatz zu anderen Weiterbildungsangeboten sind die Kurse zeitlich flexibler und können daher aktuelle Themen und Entwicklungen der Finanzbranche zeitnah aufgreifen.[16] Diese Kurse richten sich vor allem an Fachleute, die bereits mehrere Jahre in der Finanzbranche tätig sind.[25]
Ranking
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut der W. P. Carey School of Business gehört das SFI seit ihrer Gründung (2006) zu den 20 führenden Finanzforschungszentren weltweit, basierend auf der Anzahl der veröffentlichten Artikel in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften.[39]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Investigativrecherchen des unabhängigen Schweizer Recherchekollektiv WAV sowie Schweizer Online-Magazine kritisieren den formellen und informellen Einfluss des SFI auf die wirtschafts- und finanzpolitischen Fakultäten von Schweizer Universitäten. Dieser Einfluss zeige sich unter anderen in den angebotenen Promotionskursen; obwohl die Verleihung der Promotionstitel in der Verantwortung der Universitäten liegt, werden Kurse vom SFI organisiert und finanziert.[40]
In einem hierzu verfassten Artikel, unter anderem veröffentlicht in den Online-Magazinen Republik[40] und Das Lamm,[41] werden mögliche Interessenkonflikte thematisiert, die durch Nebenverdienste entstehen. Professoren eidgenössischer Universitäten erhalten diese im Rahmen ihrer Aufnahme in einen selektiven Förderkreis. Laut Äusserungen von Hochschullehrern schreibe das SFI vertragliche Verpflichtungen wie enge Publikationskorridore in ausgewählten Fachzeitschriften vor, die abseits der Neoklassik kaum Raum für Beiträge der pluralen Ökonomik liessen. Die Anreize des SFI könnten so als «ideologische Leitplanken» wirken, die relevante Forschungszweige einschränken.[40]
Laut dem Republik-Artikel ist die Förderung von Forschungsprojekten oder Forschungszentren an Universitäten durch Banken oder Stiftungen grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Am Modell des SFI wird jedoch kritisiert, dass die Förderung einzelnen Forschenden zugutekommt, anstatt Lehrstühlen oder spezifischen Projekten. Seitens des SFI heisst es, dass diese Praxis dazu diene, hochqualifizierte Forschende in der Schweiz zu halten, da die Schweizer Universitäten nicht über die finanziellen Mittel verfügten, um mit den Lohnstandards in den Finanzwissenschaften mitzuhalten. Gemäss der Universität Zürich seien die Beiträge seitens der Privatindustrie via SFI wesentlich, um die besten Finanzforschenden an die Hochschulen in der Schweiz berufen und dort halten zu können.[40]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website
- Literatur des Swiss Finance Institute im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Internet-Auszug - Handelsregister des Kantons Zürich (für das SFI) ( vom 1. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Swiss Finance Institute Stiftung. In: stiftungen.stiftungschweiz.ch. Abgerufen am 22. Mai 2024.
- ↑ a b c Swiss Finance Institute Stiftung. In: Zentraler Firmenindex. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ Swiss Finance Institute Stiftung. In: Handelsregister. Abgerufen am 9. April 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ a b Adrian Ritter: Die Finanzforschung bündeln. In: News Universität Zürich. 6. November 2015, abgerufen am 22. Mai 2024.
- ↑ a b Stabswechsel am Swiss Finance Institute. In: Finews. 4. November 2016, abgerufen am 8. April 2025 (deutsch).
- ↑ Die Nationalen Forschungsschwerpunkte NFS. In: Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Abgerufen am 10. April 2025.
- ↑ a b Kurt Speck: Zuerst renommierte Forscher gesucht. In: Handelszeitung. 19. September 2007, S. 71.
- ↑ Swiss Finance Institute startet. In: Basler Zeitung. 31. August 2005, S. 22.
- ↑ Wissenskapital für den Finanzmarkt. In: Handelszeitung. 9. November 2017, S. 46.
- ↑ Kaderschmieden. Swiss Finance Institute. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. April 2007, Nr. 78, S. 93.
- ↑ G. Schwarz: Ich liebe Veränderungen. Jean-Pierre Danthines mutiger Wechsel zur Nationalbank. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. April 2010, Nr. 83, S. 17.
- ↑ Valentin Handschin: Vorbild sitzt in London. In: Handelszeitung. 31. August 2005, S. 10.
- ↑ Sesselwechsel. In: Handelszeitung. 20. Januar 2011, S. 18.
- ↑ Claude Baumann: François Degeorge: «Das Angebot ist nicht nur für die Schweiz einmalig». In: Finews. 29. Mai 2023, abgerufen am 8. April 2025 (deutsch).
- ↑ a b Silvia Helbling: Efficiency is Key. Finanzbranche. Der Schub an Innovationen der Digitalisierung fordert die Anbieter von Weiterbildungsprogrammen gleich doppelt. In: Handelszeitung. 19. August 2021, S. 29.
- ↑ HSG schliesst sich der Fakultät des Swiss Finance Institute (SFI) an. In: Institut für Versicherungswirtschaft. 7. Februar 2022, abgerufen am 9. April 2025 (deutsch).
- ↑ Swiss Finance Institute erhält Zuwachs vom Rheinknie. In: Finews. 22. Januar 2024, abgerufen am 8. April 2025 (deutsch).
- ↑ a b Activity Report 2023. In: Swiss Finance Institute. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ a b C. Severin: Regulierung gründlich überarbeiten. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. Dezember 2009, Nr. 279, S. 25.
- ↑ Holger Alich: So kam es zum Bruch. In: Basler Zeitung. 11. November 2020, S. 13.
- ↑ Neuer Präsident für das Swiss Finance Institute. In: Finews. 28. September 2022, abgerufen am 8. April 2025 (deutsch).
- ↑ Stiftungsrat. In: Swiss Finance Institute. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ Beiräte. In: Swiss Finance Instiute. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ a b Collaborazione tra Swiss finance institute, Usi e Villa Negroni. In: La Regione. 3. Dezember 2019, abgerufen am 8. April 2025 (italienisch).
- ↑ SFI Expertise Guide. In: Swiss Finance Institute. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ Swiss Finance Institute Research Paper Series. In: Social Science Research Network. Abgerufen am 8. April 2025 (englisch).
- ↑ Digital ist überall. In: Schweizer Bank, Nr. 3 (19. Februar 2016) S. 53.
- ↑ Konferenz für Asset Manager. In: Schweizer Versicherung, Nr. 3 (1. März 2017), S. 15.
- ↑ Karin Bosshard: Weiterbilden und doch Weiterarbeiten. In: Handelszeitung. 19. September 2007, S. 71.
- ↑ Graduates. In: Swiss Finance Institute. Abgerufen am 7. April 2025 (englisch).
- ↑ Helga Wienröder: Nicht alle Lehrer gehen über die Bücher. In: Handelszeitung. 25. Februar 2009, S. 45,47.
- ↑ Bachelor & Masters. In: Swiss Finance Institute. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ Urs Walter: Den Finanzplatz Schweiz stärken. In: Handelszeitung. 3. März 2011, S. 51.
- ↑ LSE's Professor Dimitri Vayanos wins Swiss Finance Institute Outstanding Paper Award 2024. In: London School of Economics and Political Science. Abgerufen am 8. April 2025 (britisches Englisch).
- ↑ Les banques ignorent trop la recherche. In: Le Temps (in Französisch). 22. Februar 2018, S. 15.
- ↑ Research Awards. In: Swiss Finance Institute. Abgerufen am 8. April 2025.
- ↑ Michael Ferber: Den Ruhestand neu definieren. Schuldenberge, Demografie und Enteignungsgefahr erschweren die Altersvorsorge. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. Mai 2017, S. 29.
- ↑ Finance Rankings. In: Tableau Public. Abgerufen am 8. April 2025 (englisch).
- ↑ a b c d Maria-Theres Schuler, Sophie Hartmann: Swiss Finance Institute: Forschung und Lehre im Sold der Banken. In: Republik. 13. September 2024, abgerufen am 8. April 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Maria-Theres Schuler, Sophie Hartmann: Wie die Bankenbranche die Finanzwissenschaften sponsort. In: Das Lamm. 13. September 2024, abgerufen am 8. April 2025 (Schweizer Hochdeutsch).