Komi-Syrjänisch – Wikipedia

Komi (Komi kyv)

Gesprochen in

Russland
Sprecher ca. 262.200
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Komi Republik Republik Komi
Sprachcodes
ISO 639-1

kv

ISO 639-2

kom

ISO 639-3

kpv

Komi-Syrjänisch, oft auch nur Syrjänisch, ist einer der beiden Hauptdialekte des Komi. Er wird hauptsächlich in der autonomen Republik Komi in Russland gesprochen. Einige Siedlungen gibt es auch auf der Kola-Halbinsel. Die 1917 eingeführte Schriftsprache basiert auf der Varietät der Hauptstadt Syktywkar, geschrieben wird sie mit dem kyrillischen Alphabet. Seit 1992 hat Komi-Syrjänisch den Status einer Amtssprache in der Republik Komi. Die Zahl der Syrjänen liegt nach der Volkszählung von 1989 etwa bei 344.000. Ethnologue gibt 262.200 Muttersprachler nach einer Quelle von 1993 an.

Die wichtigsten Unterschiede zum Komi-Permjakischen, dem anderen Hauptdialekt, sind phonologischer Natur. Es gibt jedoch auch einige wenige morphologische Unterschiede. Die im Altkomi palatalisierten Laute tʲ und dʲ haben im Syrjänischen ihre Palatalisierung verloren. Einige vokalische Endungen unterscheiden sich und silbenschließendes l ist im Syrjänischen teilweise geschwunden oder hat sich zu v oder w entwickelt (z. B. vëv „Pferd“, vëv-tëg „ohne Pferd“, aber vël-ën „mit einem Pferd“). Letzteres gilt auch für einige permjakische Varietäten, wo jedoch ursprüngliches l in allen Positionen zu v wurde. Alle Komi-Dialekte südlich des Flusses Wytschegda haben allerdings ursprüngliches l erhalten. Im Syrjänischen verschmilzt j am Anfang von Endungen mit davorstehenden palatalisierten Konsonanten (z. B. kanʲnʲas „Katzen“, von kanʲ „Katze“ + -jas „Mehrzahl“), während es im Permjakischen mit allen Konsonanten verschmilzt. Die Betonung ist nur im Syrjänischen frei. Das heißt, dass jede Silbe eines Wortes betont werden kann, ohne dass sich die Bedeutung ändert. Die morphologischen Unterschiede betreffen das Kasussystem. Syrjänisch verfügt über 17 grammatische Fälle, fünf weniger als Permjakisch.

Die Einteilung des Komi in diese beiden Hauptdialekte ist daher relativ schwach und hat hauptsächlich territoriale und politische Gründe. Einige Wissenschaftler nehmen jedoch sogar an, dass die beiden Hauptdialekte des Komi zwei unterschiedliche Sprachen sind.[1]

Bemerkenswert ist im Syrjänischen die große Variation im Pronominalsystem. Für das Personalpronomen der dritten Person Mehrzahl gibt es beispielsweise die Varianten naja, najëzda, nijëzda, nijë, nija, nïa, nïda, nʲida, nʲidajas, sijajas, sijëzda und ënžajas, die alle gleichbedeutend sind.

Schrift und Rechtschreibung

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Das Alphabet in Komi (Коми анбур)

Komi wird mit kyrillischen Buchstaben, samt einigen zusätzlichen Zeichen, geschrieben.

Majuskel Minuskel Transliteration IPA
А а a [ɑ]
Б б b [b]
В в v [v]
Г г g [g]
Д д d [d]; palatal, [ɟ]
Дж дж [dʒ]
Дз дз dž' [dʑ]
Е е e [je]; [e] nach C außer [t, d, s, z, n, l]
Ё ё ë [jo]; [o] nach [c, ɟ, ɕ, ʑ, ɲ, ʎ]
Ж ж ž [ʒ]
З з z [z]; palatal [ʑ]
И и i [i], [ʲi]
І і ï [i] nach [t, d, s, z, n, l]
Й й j [j]
К к k [k]
Л л l [ɫ]; palatal [ʎ]
М м m [m]
Н н n [n]; palatal [ɲ]
О о o [o]
Ӧ ӧ ö [ə]
П п p [p]
Р р r [r]
С с s [s]; palatal [ɕ]
Т т t [t]; palatal [c]
Тш тш č [tʃ]
У у u [u]
Ф ф f [f]
Х х x [x]
Ц ц c [ts]
Ч ч ć [tɕ]
Ш ш š [ʃ]
Щ щ šč [ɕ], [ɕː]
Ъ ъ -
Ы ы y [ɨ]
Ь ь ' [ʲ]
Э э è [e]
Ю ю ju [ju]; [u] nach [c, ɟ, ɕ, ʑ, ɲ, ʎ]
Я я ja [jɑ]; [a] nach [c, ɟ, ɕ, ʑ, ɲ, ʎ]

Komi verfügt über 33 Phoneme; sieben Vokal- und 26 Konsonantenphoneme. Damit ist das Vokalinventar des Komi typologisch als "groß" zu kategorisieren (WALS), und das Konsonanteninventar als "moderat groß" (WALS).[2][3]

In der folgenden Tabelle sind die Vokale im Komi gelistet. Die Symbole in den eckigen Klammern [ ] geben den IPA-Wert des Lautes an, die in den Häkchen < > repräsentieren den Buchstaben.

Vordere Zentrale Hintere
Ungerundet Gerundet Ungerundet Gerundet Ungerundet Gerundet
Geschlossene [i] <и> [ɨ] <ы> [u] <у ю>
Mittlere [e] <э е> [ɘ] <ӧ> [o] <о ë>
Offene [ɑ] <а я>
Labiale Dentale Alveolare (Prä-)

Palatale

Velare
Plosive [p] <п>

[b] <б>

[t] <т>

[d] <д>

[c] <ть>

[ɟ] <дь>

[k] <к>

[g] <г>

Affrikaten [t͡s] <ц> [t͡ʃ] <тш>

[d͡ʒ] <дж>

[t͡ɕ] <ч>

[d͡ʑ] <дз>

Frikative [f] <ф>

[v] <в>

[s] <с>

[z] <з>

[ʃ] <ш>

[ʒ] <ж>

[ɕ] <сь>

[ʑ] <зь>

[x] <х>
Nasale [m] <м> [n] <н> [ɲ] <нь>
Vibrant [r] <р>
Laterale [l] <л> [ʎ] <ль>
Approximanten [j] й>

Die Position der Wortbetonung im Syrjänisch-Komi ist frei (im Gegensatz zu den anderen Varianten von Komi). Doch wird generell die erste Silbe stärker betont.

Komi ist eine agglutinierende Sprache.

Syrjänisch-Komi verfügt über 17 Kasus, die mittels Suffixe gebildet werden. Ein grammatisches Genus gibt es in Komi nicht. Nomen werden in den Numera Singular und Plural flektiert. Der Singular ist unmarkiert, der Plural ist durch das Suffix /-jas/ gekennzeichnet. Dieses Suffix wird nach palatalem Konsonant -яс geschrieben, nach nicht-palatalen Konsonanten -ъяс. Das Pluralsuffix steht an erster Stelle, das Kasussuffix an zweiter. So wird beispielsweise aus dem Nominativ Singular книга (kniga) „Buch“ der Nominativ Plural книга-яс (kniga-jas); der Genitiv Plural wird durch ein weiteres Suffix markiert: книга-яс-лӧн (kniga-jas-len) „der Bücher“.

Kasus Suffix Beispiel
Nominativ - книга (kniga) „Buch“
Akkusativ -/-ӧс книгаöс (knigaes)
Genitiv -лӧн книгалӧн (knigalen)
Dativ -лы книгалы (knigali)
Ablativ -лысь книгалысь (knigaliɕ)
Konsekutiv -ла книгала (knigala)
Approximativ -лань книгалань (knigalaɲ)
Inessiv -ын книгаын (knigajin)
Elativ -ысь книгаысь (knigajiɕ)
Illativ книгаӧ (knigae)
Prosekutiv -ӧд книгаӧд (knigaed)
Transitiv -тi книгатi (knigati)
Terminativ -ӧдз книгаӧдз (knigaede)
Instrumentalis -ӧн книгаӧн (knigaen)
Egressiv -сянь книгасянь (knigasjaɲ)
Komitativ -кӧд книгакӧд (knigaked)
Karitiv -тӧг книгатӧг (knigateg)

Pronomina werden in Komi in den Kategorien Numerus (Singular und Plural), Person und Kasus flektiert.

Personalpronomen

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Das unabhängige Personalpronomen im Nominativ hat folgende Formen:

Singular Plural
1. Pers ме ми
2. Pers тэ ті
3. Pers сійӧ найӧ

Das gesamte Paradigma sieht wie folgt aus:

Singular Plural
1 2 3 1 2 3
Nominativ ме тэ сійӧ ми тi найӧ
Akkusativ менӧ тэнӧ сійӧс миян тiян налӧн
Genitiv менам тэнад сылӧн миянӧс тiянӧс найӧс
Ablativ меньсым тэньсыд сылысь миянлысь тiяннлысь налысь
Dativ меным тэныд сылы миянлы тiянлы налысь
Konsekutiv мела тэла сыла миянла тiянла нала
Approximativ мелань тэлань сылань миянлань тiянлань налань
Inessiv меын тэын сыын миянын тiянын наын
Elativ меысь тэысь сыысь миянысь тiянысь наысь
Illativ меӧ тэӧ сыӧ миянӧ тiянӧ наӧ
Prosekutiv меӧд тэӧд сыӧд миянӧд тiянӧд наӧд
Transitiv метi тэтi сытi миянтi тiянтi натi
Terminativ меӧдз тэӧдз сыӧдз миянӧдз тiянӧдз наӧдз
Instrumentalis меӧн тэӧн сыӧн миянӧн тiянӧн наӧн
Egressiv месянь тэсянь сысянь миянсянь тiянсянь насянь
Komitativ мекӧд тэкӧд сыкӧд миянкӧд тiянкӧд накӧд
Karitiv метӧг тэтӧг сытӧг миянтӧг тiянтӧг натӧг

Possessivsuffixe

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Durch das Anhängen von Possessivsuffixen an ein Nomen kann der Besitzer angezeigt werden. Das Possessivsuffix erscheint generell zwischen Nomen und Kasussuffix.

Singular Plural
Person Suffix Beispiel Suffix Beispiel
1 -ӧ(й) вок-ӧй ‚mein Bruder‘ -ным вокным ‚unser Bruder‘
2 -ыд вокыд ‚dein Bruder‘ -ныд вокныд ‚euer Bruder‘
3 -ыс вокыс ‚ihr/sein Bruder‘ -ныд вокныс ‚ihr Bruder‘

Abgesehen von Nomen kann das Possessivsuffix in bestimmten syntaktischen Positionen auch an Adjektive angehängt werden, um Definiertheit auszudrücken.

Reflexivpronomina

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Reziprokes Pronomen

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Komi verfügt über ein bipartitives reziprokes Pronomen ӧта-мӧд „einander“. Das reziproke Pronomen kann für Kasus und Person markiert werden.

Demonstrativpronomen

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Demonstrativpronomina in Komi unterscheiden zwischen zwei Entfernungen, nahe und fern: тайӧ „diese(s/r) (hier/nahe)“ und сійӧ „diese(s/r) (dort)“. Wenn Demonstrativpronomina pronominal verwendet werden, können sie in den Kategorien Numerus und Kasus flektiert werden.

Verben in Komi werden in den Kategorien Numerus (Singular/Plural), Person, Tempus (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur) und Modus (Indikativ/Imperativ) flektiert. Die Markierung geschieht durch Suffixe, die oft synkratisch sind, das heißt mehrere Kategorien gleichzeitig markieren.

мунны „gehen“
Präsens Präteritum
Singular Plural Singular Plural
1 мун-a мун-ам мун-і мун-ім
2 мун-ан мун-анныд мун-ін мун-інныд
3 мун-ӧ мун-ӧны мун-і(с) мун-і(с)ны

Das Futur ist identisch mit den Formen des Präsens bis auf den Vokal (a statt ö) in der dritten Person. Perfekt und Plusquamperfekt sind syntaktische (zusammengesetzte) Formen.

Negation wird in Komi, wie auch in anderen uralischen Sprachen, nicht mit einem Negationspartikel (vgl. Deutsch „nicht“, Englisch „not“) ausgedrückt, sondern mit einem negierten Hilfsverb „nicht.sein“. Dieses Negationsverb wird in Komi in den Kategorien Numerus, Person und Tempus flektiert. Siehe folgende Tabelle:

„Ich gehe nicht“ „Du gehst nicht“ „Ich ging nicht“
ог мун он мун эг мун
1SG.NEG.PRÄSENS geh 2SG.NEG.PRÄSENS geh 1SG.NEG.PRÄTERITUM geh

Das Paradigma des Negationshilfsverbes „nicht.sein“ ist wie folgt:

Person Präsens Präteritum
1SG ог эг
2SG он эн
3SG оз эз
1PL ог(ӧ) эгӧ
2PL он(ӧ) энӧ
3PL оз эз

Das Zahlensystem in Komi ist ein Dezimalsystem, das heißt, es beruht auf einem Zehnersystem. Die Zahlen in Komi sind:

1 ӧтік 11 дас ӧтік 30 комын
2 кык 12 дас кык 40 нелямын
3 куим 13 дас куим 50 ветымын
4 нёль 14 дас нёль 60 квайтымын
5 вит 15 дас вит 70 сизимдас
6 квайт 16 дас квайт 80 кыкьямысдас
7 сизим 17 дасс изим 90 ӧкмысдас
8 кыкьямыс 18 дас кыкьямыс 100 сё
9 ӧкмыс 19 дас ӧкмыс 1000 сюрс
10 дас 20 кызь


Einzelnachweise

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  1. Hausenberg 1998, S. 305f.
  2. Chapter Consonant Inventories. WALS, abgerufen am 13. Juni 2019 (englisch).
  3. Chapter Vowel Quality Inventories. WALS, abgerufen am 13. Juni 2019 (englisch).
  • Anu-Reet Hausenberg: Komi. In: Daniel Abondolo (Hrsg.) The Uralic Languages. Routledge, London 1998, ISBN 0-415-08198-X, (Routledge language family descriptions), S. 305–326.
  • Károly Rédei: Syrjänische Chrestomathie Mit Grammatik Und Glossar. Studia Uralica 1, Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, Wien 1978.
  • Wiedemann, Ferdinand Johann. 1884. Grammatik der syrjänischen Sprache mit Berücksichtigung ihrer Dialekte und des Wotjakischen. St. Petersburg: Eggers & Co. : J. Glasunow.