Tätigkeitsbewertungssystem – Wikipedia
Das Tätigkeitsbewertungssystem (TBS) von Winfried Hacker und Richter (1980)[1] ist ein arbeitspsychologisches Verfahren zu Anforderungsermittlung, mit dem die Persönlichkeitsförderlichkeit beruflicher Tätigkeiten untersucht und bewertet werden kann.
Ursprünglich nur für Bedienungs-, Montage- und Überwachungsarbeiten entworfen, wurde das TBS 1987 auch für primär geistige Tätigkeiten erweitert (TBS-GA - Tätigkeitsbewertungssystem für geistige Arbeit)[2].
In seiner Kurzform besteht das TBS-GA aus ausgewählten technisch-ingenieurmäßig gestaltbaren Tätigkeitsmerkmalen und umfasst Skalen der Verfahrensteile
- Organisatorische und technische Bedingungen,
- Kooperation und Kommunikation,
- Verantwortung die aus dem Arbeitsauftrag erfolgt,
- Erforderliche Denkanforderungen sowie
- Qualifikations- und Lernerfordernisse.
Die wesentlichste Datenerhebungsmethode ist eine durch Aussagen der Mitarbeiter abgesicherte Arbeitsstudie (Zeitanteile, Arbeitsfolge) ergänzt durch:
- Analyse betrieblicher Unterlagen,
- Analyse objektiver Arbeitsbedingungen sowie
- Gruppendiskussion mit den Mitarbeitern, Arbeitsvorbereitern und anderen.
Grundlage für die Einstufung in den Skalen bilden ein gründliches Arbeitsstudium, das heißt Studium der Arbeitsunterlagen und Beobachtungsinterviews, deren Umfang von der Komplexität und Kompliziertheit der zu untersuchenden Arbeitstätigkeit abhängig ist. Bei der Abarbeitung des Merkmalsteils wird folgende Vorgehensweise angestrebt:
- Ermittlung der Anzahl anforderungsmäßig verschiedener Teiltätigkeiten oder Teilaufgaben,
- Einstufung des Grades der sequentiellen Vollständigkeit der Tätigkeitsstruktur,
- Art und Ausmaß der übertragenen Vorbereitungstätigkeiten,
- Arten möglicher Fehlerbestimmungen,
- Übertragene Organisationsfunktionen,
- Anzahl der Auftragswechsel (zyklisch),
- Häufigkeit sich gleichförmig wiederholender Verrichtungen innerhalb einer Teiltätigkeit beziehungsweise Teilaufgabe je Arbeitstag (Schicht),
- Erforderliche Informationen über die Arbeitsorganisation,
- Art der Mensch-Maschine oder Mensch-Rechner-Interaktion,
- Umfang zeitlicher Freiheitsgrade bei der Auseinandersetzung mit vorhersehbaren Ereignissen,
- Grad der Vorgeschriebenheit der Arbeitstätigkeit durch die im Arbeitsauftrag getroffenen Vorschriften,
- Bekanntheit beziehungsweise Unbekanntheit der Problemkomponenten,
- Vielfalt von Körperhaltungen und Bewegungsformen,
- Zeitlicher Umfang erforderlicher Kooperation und Kommunikation mit Arbeitskollegen,
- Auftragsbedingte Kommunikationsinhalte,
- Geforderte berufliche Vorbildung sowie
- Bleibende arbeitsbedingte Lernerfordernisse.
Jede Skala ist inhaltlich umschrieben. Die Einstufung in die Skalen sowie die Aufbereitung der Ergebnisse erfolgt sowohl für die Gesamttätigkeit als auch für die Arbeitsaufträge beziehungsweise Teilaufgaben, sofern die Gesamttätigkeit aus mehreren Arbeitsaufträgen beziehungsweise Teilaufgaben mit nennenswertem Zeitanteil besteht. Zur Einstufung in die aufgezählten Skalen werden normalerweise im TBS Hinweise zur Verfügung gestellt. Mit den Ergebnissen des Merkmalsteils werden Vorhersagen der durch die untersuchte Arbeitstätigkeit hervorgerufenen Auswirkungen auf den Menschen gemacht. Nach der Erstellung des Gesamtprofils der Arbeitstätigkeit und dem Vergleich mit dem vorgegebenen Mindestprofil werden Gestaltungserfordernisse abgeleitet.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hacker, Winfried; Fritsche, Birgit; Richter, Peter; Iwanowa, Anna: Tätigkeitsbewertungssystem TBS : Verfahren zur Analyse, Bewertung und Gestaltungvon Arbeitstätigkeiten. Zürich: vdf, 2003 (ISBN 978-3728120793).
- ↑ Richter, Gabriele; Hacker, Winfried: Tätigkeitsbewertungssystem : Geistige Arbeit für Arbeitsplatzinhaber. Zürich: vdf, 2003 (ISBN 978-3728128997).