Tönsmeier – Wikipedia
Tönsmeier Unternehmensgruppe
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1927 |
Auflösung | 2018 |
Auflösungsgrund | Verkauf an die Schwarz-Gruppe |
Sitz | Porta Westfalica |
Leitung | Johannes-Jürgen Albus (Vorsitzender des Aufsichtsrates), Jürgen Tönsmeier[1] und Matthias Störmer[2] |
Mitarbeiterzahl | über 3500 (2016)[3] |
Umsatz | 473 Mio. Euro (2015)[4] |
Branche | Abfallwirtschaft Recycling |
Website | www.toensmeier.de |
Die Tönsmeier-Gruppe war ein deutsches Unternehmen der Entsorgungswirtschaft, das innerhalb der Abfallwirtschaft in den Bereichen Entsorgung, Recycling und Verwertung aktiv war. Die Hauptverwaltung der Gruppe befand sich in der ostwestfälischen Stadt Porta Westfalica im Kreis Minden-Lübbecke. Das Unternehmen wurde 1927 gegründet und als Familienunternehmen in dritter Generation geführt, bis es 2018 von der Schwarz-Gruppe übernommen wurde. Nach eigenen Angaben beschäftigte das Unternehmen 2017 über 3000 Mitarbeiter an seinen Standorten in Deutschland, in den Niederlanden und in Polen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tönsmeier war 59 Jahre lang das Entsorgungsunternehmen für den Kreis Minden und stieg von einer kleinen Spedition zum fünftgrößten Entsorgungsunternehmen in Deutschland auf.
Karl Tönsmeier gründete 1927 in Porta Westfalica eine „bahnamtliche Spedition“, die Waren vom Bahnhof zu den umliegenden Geschäften transportierte. 1958 erhielt das Unternehmen den Auftrag zur staubfreien Müllabfuhr im Amt Hausberge. Damit war der Abtransport in genormten Müllbehältern gemeint, die in Lastkraftwagen entleert wurden. In den 1970er Jahren stieg Tönsmeier im Altkreis Minden zum Müllentsorger auf und wuchs in der Folgezeit weiter. 1971 kam die Industrie- und Gewerbeabfallentsorgung dazu, 1973 die Glas- und Papierverwertung. Das ursprüngliche Gelände wurde zu eng, ein neuer Standort wurde Anfang der 1970er Jahre in Lerbeck zwischen Bahn und Weser auf den Grundstücken einer ehemaligen Glasfabrik entwickelt.[5] In den 1990er Jahren eröffnete das Unternehmen erste Standorte in den neuen Bundesländern und leistete Pionierarbeit für das neu geschaffene Duale System Deutschland. Im Jahr 1996 wurde die erste Niederlassung in Polen in Betrieb genommen.[6]
Das Dienstleistungsangebot wurde sukzessive weiter ausgebaut. Bis 2018 bot das als Tönsmeier-Gruppe firmierende Unternehmen abfallwirtschaftliche Dienstleistungen an etwa siebzig Standorten in Europa an. 2010 wechselte Jürgen Tönsmeier, der das Familienunternehmen in der dritten Generation als geschäftsführender Gesellschafter führte, an die Spitze des neu geschaffenen Aufsichtsrats.
Anfang Februar 2012 wurde das Unternehmen Städtereinigung Holtmeyer in Georgsmarienhütte übernommen[7], zum 1. Januar 2016 die Lengeder Entsorgungs GmbH (LEG) in Lengede.[8] 2017 strukturierte die Tönsmeier-Gruppe ihre Unternehmensführung neu.[9] 2018 war Tönsmeier der fünftgrößte Entsorgungsdienstleister Deutschlands.[10] Rückwirkend zum Jahresbeginn wurde Tönsmeier im Juli 2018 von GreenCycle, einem Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), übernommen.[11] Im Februar 2019 gab der neue Eigentümer einen Namenswechsel bekannt: Unter der Firma Prezero führte seitdem die Schwarz-Gruppe die Umweltaktivitäten fort, und die nur noch als Marke gebrauchte Firma Tönsmeier verschwand.[12]
Kurz nach dem Verkauf der Tönsmeier-Gruppe verließen die alten Leiter das Unternehmen, und das Management wurde neu besetzt. Der langjährige Sprecher der Geschäftsführung Bernd Ranneberg sowie der kaufmännische Geschäftsführer Matthias Störmer lösten ihre Verträge im Oktober 2018 auf.[13]
Leistungsprofil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tönsmeier-Gruppe arbeitete für kommunale Auftraggeber, Privatkunden, das Duale System und Kunden aus Industrie und Gewerbe. Die erfassten Wertstoffe und Abfälle wurden in rund 30 Sortier- und Recyclinganlagen aufbereitet und der Industrie als Sekundärrohstoffe wieder zur Verfügung gestellt. Mehr als 1100 Fahrzeuge waren bei der Erfassung und zum Transport von Abfällen und Wertstoffen im Einsatz. Mit dem Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk Bernburg verfügte das Unternehmen seit 2010 auch über Kapazitäten zur Müllverbrennung. Regionale Schwerpunkte der Tönsmeier-Gruppe in Deutschland waren die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Bayern.
Kooperationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2003 betrieb Tönsmeier eine Kooperation mit dem städtischen Gymnasium in Petershagen.[14]
Schadensereignisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Juli 2011 kam es am Standort Porta Westfalica zu einem Brand des Wertstofflagers, der umfangreiche Umweltbeeinträchtigungen in der Umgebung verursachte. Große schwarze Wolken standen über der Porta Westfalica, die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Fenster zu schließen.[15] Der Kreis Minden-Lübbecke stufte den Brand als Großschadensereignis ein.[16]
Am 3. Oktober 2013 brannten am Standort Westerfeldstraße im Detmolder Industriegebiet die Sortierhalle der Leichtverpackungen und die Lagerhalle der Ballen der gepressten Müllfraktionen. Es gab eine starke Rauchentwicklung, infolge derer der Kreis Lippe empfahl, auf den Verzehr von Obst und oberirdisch wachsendem Gemüse aus dem eigenen Garten zu verzichten.[17]
Verschiedenes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Polen war das Unternehmen seit 1996 aktiv. Im Juli 2011 wurde in der westpolnischen Stadt Czempiń eine Abfallsortieranlage in Betrieb genommen.[18]
Im Mai 2010 ermittelte Tönsmeier Kunststoffe den produktbezogenen CO2-Fußabdruck für PVC-Rezyklate.[19]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eine Marke verschwindet. Aus Tönsmeier wird PreZero. In: Mindener Tageblatt
- Geschäftsführer verlassen Tönsmeier. In: Schaumburger Nachrichten
- Tönsmeier verliert die gelben Säcke. In: Westfalenblatt
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mindener Tageblatt vom 10. Dezember 2013, abgerufen am 9. Februar 2017
- ↑ Handelsregister vom 6. März 2017
- ↑ Daten und Zahlen von der Homepage der Firma, abgerufen am 10. Februar 2017
- ↑ Konzernabschluss 2015 Karl Tönsmeier Entsorgungswirtschaft GmbH & Co. KG und Tönsmeier Dienstleistung GmbH & Co. KG, abgerufen am 15. März 2017
- ↑ Mindener tageblatt: Tönsmeier startete vor 60 Jahren mit der staubfreien Müllabfuhr in Hausberge, abgerufen am 16. März 2021
- ↑ LVP-SORTIERANLAGE, PORTA WESTFALICA. Abgerufen am 23. Dezember 2020 (deutsch).
- ↑ Tönsmeier bleibt weiter auf Expansionskurs. Auf www.mt-online.de, abgerufen am 5. März 2012
- ↑ Porta Westfalica/Hannover/Lengede: Tönsmeier übernimmt Lengeder Entsorgungsgesellschaft, Pressemeldung vom 23. Dezember 2015, abgerufen am 12. Januar 2016
- ↑ [1] abgerufen am 10. Februar 2017
- ↑ bvse - GreenCycle übernimmt Tönsmeier. Abgerufen am 23. Dezember 2020 (deutsch).
- ↑ Handelsriese kauft Tönsmeier-Gruppe. In: Mindener Tageblatt vom 2. Juli 2018
- ↑ Die Marke Tönsmeier verschwindet. In: NW vom 18. Januar 2019
- ↑ Geschäftsführer verlassen Tönsmeier. In: Schaumburger Nachrichten vom 3. Oktober 2018 (abgerufen am 28. Februar 2021)
- ↑ Lernort Firma Tönsmeier. auf der Schulhomepage, abgerufen am 28. Februar 2021
- ↑ Feuer_bei Abfallentsorger Tönsmeier in Hausberge. In: Mindener Tageblatt vom 1. Juli 2011 (abgerufen am 1. Juli 2011)
- ↑ WDR Regional Nachrichten. In: WDR 2, 1. Juli 2011, 14.30 Uhr
- ↑ Mindener Tageblatt: Detmold: Großbrand bei Tönsmeier ( vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive)
- ↑ Tönsmeier expandiert in Polen. In: Mindener Tageblatt vom 15. Juli 2011 (abgerufen am 20. Juli 2011)
- ↑ Tönsmeier Kunststoffe, Plasticker, agpu e. V. vom 4. Mai 2010, abgerufen am 14. Oktober 2013
Koordinaten: 52° 15′ 0,4″ N, 8° 55′ 24,7″ O