Tepco – Wikipedia

Tepco

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Rechtsform Kabushiki-gaisha (Aktiengesellschaft)
ISIN JP3585800000
Gründung 1. Mai 1951
Sitz Chiyoda, Tokio
Leitung Yoshimitsu Kobayashi (Vorsitzender), Tomoaki Kobayakawa (Präsident)[1]
Mitarbeiterzahl 37.891 (31. März 2020)[2]
Umsatz 5,866 Bio. Yen (37,23 Mrd. €, 31. März 2020)
Branche Energieversorgung
Website www.tepco.co.jp

Tepco (Eigenschreibweise TEPCO, von englisch Tokyo Electric Power Company Holdings, Incorporated, japanisch 東京電力株式会社, Tōkyō Denryoku kabushiki-gaisha; wörtlich „Elektrische Energie Tokio“, kurz 東電, Tōden) ist ein Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Tokio, Japan, das im Nikkei 225 gelistet ist.

Das Versorgungsgebiet umfasst die Region Kantō mit den Präfekturen Tokio, Gunma, Tochigi, Ibaraki, Saitama, Chiba, Kanagawa, aber auch Yamanashi und Teile der Präfektur Shizuoka östlich des Flusses Fuji.

Die Wertpapierkennnummer des Unternehmens an der Tokioter Börse lautet 854307.

Kohlekraftwerk Senjū in den 1940ern mit seinen „Gespenster-Schornsteinen“ (お化け煙突, obake entotsu)
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Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden im April 1939 alle stromerzeugenden Unternehmen in Japan verstaatlicht und 1942 zu neun Staatsunternehmen zusammengefasst. Auf Betreiben von Yasuzaemon Matsunaga (1875–1971), dem Vorsitzenden des Rates zur Reorganisation der Stromindustrie, ließen die Alliierten Besatzungsbehörden diese neun Unternehmen zum 1. Mai 1951 privatisieren, wobei eines davon die Tōkyō Denryoku war. Diese behielten zunächst ihre regionalen Monopole[3] und nach der Liberalisierung des Strommarktes 1995 regionale Quasi-Monopole.[4][5]

Tepco ist der größte Energieproduzent Japans und produziert 27 % der Energie des Landes.[5] Der Konzern hält das Quasi-Monopol im Großraum Tokio, einem Versorgungsbereich von 45 Millionen Einwohnern – mehr als ein Drittel der japanischen Bevölkerung.[6][7]

In der Liste der weltweit umsatzstärksten Unternehmen (Fortune Global 500) kam Tepco im Jahr 2007 auf Rang 136 bzw. für Japan auf Rang 13. Das Unternehmen ist darüber hinaus einer der 30 größten Kohlenstoffdioxidemittenten der Welt. 2007 betrug der Ausstoß der von ihm betriebenen Anlagen 62,0 Millionen Tonnen CO2.

Im Jahr 2016 vollzog das Unternehmen einen Übergang hin zu einem Holding-Gesellschaftssystem. Dies führte zur Änderung des Geschäftsnamens in "Tokyo Electric Power Company Holdings" (vorher: "The Tokyo Electric Power Company Incorporated"). Im Zuge dieser Umstrukturierung wurden die verschiedenen Geschäftsbereiche neu organisiert: Das Brennstoff- und Kraftwerksgeschäft wurde unter dem Namen "TEPCO Fuel and Power" weitergeführt, das Stromversorgungsgeschäft unter "TEPCO Power Grid" und der Stromverkauf an Endkunden unter "TEPCO Energy Partner".[8]

Tepco gründete im Oktober 2019 "TEPCO Renewable Power", das den Ausbau von Kraftwerken, die erneuerbare Energien nutzen, vorantreiben soll.[9][10]

2009 war Tepco der Betreiber von[11]

Die beiden letztgenannten Kraftwerke befinden sich auf der Insel Hachijō-jima und wurden 1999 bzw. 2000 gebaut.

Die Tepco-Zentrale

Am 29. August 2002 wurde bekannt, dass Tepco 16 Jahre lang Unfälle nicht gemeldet und Reparaturen verzögert hatte. Die entsprechenden Berichte waren gefälscht worden. Daraufhin traten zum 30. September 2002 der das Unternehmen leitende Präsident Nobuya Minami (南 直哉), der Vorsitzende Hiroshi Araki (荒木 浩), einer der Vizepräsidenten Toshiaki Enomoto (榎本 聰明) als auch die beiden Berater Gaishi Hiraiwa (1914–2007) und Shō Nasu (那須 翔) zurück.[12][13] Eine weitere Folge war, dass alle 17 Kernreaktoren, davon zehn in der Präfektur Fukushima und sieben im Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa, zur Überprüfung heruntergefahren werden mussten. Bis Juli 2004 wurden alle Reaktoren wieder eingeschaltet. Meldungen über Störfälle wurden 2004 immer wieder bekannt.[14] Ersetzt wurde Nobuya Minami durch Tsunehisa Katsumata.

Infolge des Niigata-Chūetsu-Küstenerdbebens 2007 musste das firmengrößte Kraftwerk Kashiwazaki-Kariwa wegen Erdbebenschäden für 21 Monate abgeschaltet werden, wodurch das Unternehmen erstmals seit 28 Jahren einen Verlust vermelden musste und Katsumata von seinem Posten als Präsident und damit Firmenchef im Juni 2008 zurücktrat, aber Vorsitzender wurde. Abgelöst wurde er durch Masataka Shimizu.[15]

Anfang März 2011 wies die japanische Atomaufsichtsbehörde (NISA) Tepco erhebliche Mängel bei Inspektion und Wartung ihrer Kernkraftwerke nach. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi waren insgesamt 33 Geräte und Maschinen[16] seit elf Jahren nie sorgfältig kontrolliert worden, darunter ein Motor und einer von dreizehn Notstrom-Dieselgeneratoren.[17]

Nuklearkatastrophe von Fukushima

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Nach dem Tōhoku-Erdbeben und Tsunami vom 11. März 2011 kam es im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zu einer Folge von umfangreichen Anlagenausfällen, insbesondere der elektrischen Energieversorgung, und zu einer mangelnden Kühlung der Reaktorkerne und der in Abklingbecken gelagerten verbrauchten Brennstäbe. Diese Unfallserie führte zu schweren Beschädigungen mehrerer Reaktoren, zu drei partiellen Kernschmelzen und zu Bränden in den Abklingbecken mit erheblichen Freisetzungen radioaktiver Stoffe. Die Ereignisse wurden auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse als „katastrophaler Unfall“ (Stufe 7) eingestuft.[18] Erstmals in der Geschichte Japans wurde ein „nuklearer Notstand“ ausgerufen.

Im April 2011 entschloss sich das Unternehmen, die Vergütung der Vorstandsmitglieder zu halbieren, sowie die Gehälter aller Manager um 25 % und aller restlichen Angestellten um 20 % zu reduzieren.[19] Am 20. Mai 2011 erklärten Präsident Masataka Shimizu, Vizepräsident Sakae Mutō, Vizepräsident Makio Fujiwara und Direktor Tomijirō Morita den Rücktritt von ihren Posten zum 28. Juni. Als Shimizus Nachfolger wurde der bislang geschäftsführende Direktor, Toshio Nishizawa, genannt. Der Vorsitzende Tsunehisa Katsumata blieb dagegen vorerst im Amt.[20]

Für das am 31. März 2011 abgelaufene Geschäftsjahr 2010 hatte Tepco wegen des Erdbebens und Tsunamis Folgekosten von 885 Mrd. Yen (7,5 Mrd. €) in den Kernkraftwerken Fukushima Daiichi und Daini, sowie 136 Mrd. Yen (1,2 Mrd. €) in anderen vom Tōhoku-Erdbeben beschädigten Anlagen. Das Unternehmen hatte unter anderem dadurch einen Verlust von 1247 Mrd. Yen (10,6 Mrd. €) nach Steuern, im Gegensatz zu einem Gewinn von 133 Mrd. Yen (1,1 Mrd. €) nach Steuern im Vorjahr.[21] Trotz steigendem Umsatz seit 2011 hatte Tepco durch Folgekosten und Rückstellungen hohe Verluste nach Steuern zu verzeichnen, mit den zwei Geschäftsjahren vor der Katastrophe als Referenz:[22]

Kennzahlen [Mrd. Yen] Geschäftsjahr
2008 2009 2010 2011 2012
Umsatz 5888 5016 5369 5349 5976
Gewinn/Verlust −85 138 −1247 −782 −685

Bis zum 31. März 2013 (Geschäftsjahr 2012) liefen damit Verluste von 2,7 Billionen Yen an. Um die Geschäftstätigkeit des Unternehmens angesichts dessen Verpflichtungen bezüglich Entschädigungszahlungen und Stilllegung des Kraftwerks sicherzustellen bzw. der drohenden Insolvenz zu entgehen, wurde das Unternehmen im Mai 2012 mit einer Billion Yen (9,6 Mrd. Euro) unterstützt. Im Gegenzug übernahm die japanische Regierung mehr als 50 Prozent der Stimmrechte und verstaatlichte das Unternehmen damit de facto.[23]

Zuvor wurde der bisherige geschäftsführende Direktor Naomi Hirose zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Toshio Nishizawa ernannt.[24] Im Juli 2012 wurde zudem der bisherige Vorsitzende Tsunehisa Katsumata durch Kazuhiko Shimokōbe ersetzt.

Bis April 2013 zahlte Tepco 2,2 Billionen Yen an Entschädigungen aus. Die Gesamt-Wiederherstellungskosten, die auf den regierungsgestützten Rettungs-Fonds zukommen werden auf 11 Billionen Yen geschätzt.[25]

Die Atomregulierungsbehörde Japans befand am 4. Oktober 2017, dass die Reaktoren 6 und 7 im weltgrößten Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa die nach der Katastrophe von Fukushima verschärften Sicherheitsauflagen erfüllen. Der Gouverneur der betroffenen Präfektur Niigata sowie Teile der Bevölkerung lehnen ein Wiederhochfahren bisher ab.[26]

Commons: Tepco – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Executives/Organization Chart. Tepco, 1. Juli 2023, abgerufen am 23. August 2023 (englisch).
  2. Company Overview. Tepco, 31. März 2020, abgerufen am 23. August 2023 (englisch).
  3. Takeo Kikkawa: The Role of Matsunaga Yasuzaemon in the Development of Japan’s Electric Power Industry. In: Social Science Japan Journal. Vol. 9, Nr. 2, 2006, S. 204–206, doi:10.1093/ssjj/jyl032.
  4. Paul Scalise: Whatever Happened to Japan's Energy Deregulation? Research Institute of Economy, Trade and Industry (RIETI), 24. Juni 2009, abgerufen am 10. Mai 2011 (englisch).
  5. a b Japan Energy Data, Statistics and Analysis - Oil, Gas, Electricity, Coal. In: Country Analysis Briefs. U.S. Energy Information Administration, Department of Energy, September 2010, archiviert vom Original am 15. April 2011; abgerufen am 10. Mai 2011 (englisch).
  6. Hendrik Ternieden: Japans Atomgigant Tepco Filz, Vetternwirtschaft, Fukushima Spiegel Online, 31. März 2011
  7. Kyodo News: Gov't warns of power shortage, utility to ration power by region (13 March 2011 13:55 CET). 13. März 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. März 2011; abgerufen am 13. März 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/english.kyodonews.jp
  8. History | TEPCO. Abgerufen am 23. August 2023.
  9. Company Outline | TEPCO. Abgerufen am 23. August 2023.
  10. Our Business | TEPCO. Abgerufen am 23. August 2023.
  11. III. Electricity Supply Facilities. (PDF; 915 kB) Tepco, März 2010, archiviert vom Original am 19. März 2011; abgerufen am 17. März 2011 (englisch).
  12. 人事措置について. Tōkyō Denryoku, 14. September 2002, abgerufen am 13. März 2011 (japanisch, Presseerklärung).
  13. Heavy fallout from Japan nuclear scandal. In: CNN.com. 2. September 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. März 2011; abgerufen am 13. März 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archives.cnn.com
  14. Japan: Betreiber fährt nach Skandal Reaktor wieder an. (Memento vom 15. Juli 2011 im Internet Archive) RP-Online vom 7. Mai 2003
  15. Shigeru Sato, James Paton, Yuriy Humber: Tepco Chief Pressured to Quit After Costing Holders $29 Billion. In: Bloomberg. 28. März 2011, abgerufen am 29. März 2011 (englisch).
  16. Reaktorkatastrophe. Fukushima-Betreiber schlampte bei Kontrollen in: Spiegel Online vom 21. März 2011
  17. Fukushima-Betreiber hat bei Kontrollen gepfuscht in: Zeit Online vom 21. März 2011
  18. INES Ratings on the Events in Fukushima Dai-ichi NPS and Fukushima Dai-ni NPS by the Tohoku Regional Pacific Ocean Offshore Earthquake. (pdf) NISA, 12. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2012; abgerufen am 12. April 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nisa.meti.go.jp
  19. Yuji Okada: Tepco to Cut Worker, Board Pay as Much as 50% to Pare Costs. In: Bloomberg. 25. April 2011, abgerufen am 4. September 2013 (englisch).
  20. Announcement of Changes of Directors. Tepco, 20. Mai 2011, abgerufen am 20. Mai 2011 (englisch).
  21. Annual Report 2011. Tepco, 31. März 2011, S. 14, 40–41, abgerufen am 3. September 2013 (englisch).
  22. Financial Highlights. Tepco, 1. Mai 2013, abgerufen am 3. September 2013 (englisch).
  23. Staat hat Mehrheit bei Stimmrechten: Tepco gehört jetzt Japan (Memento vom 10. Mai 2012 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 9. Mai 2012 (abgerufen am 9. Mai 2012).
  24. Unternehmen: Neue Spitze bei Japans Atombetreiber Tepco bei focus.de, 8. Mai 2012 (abgerufen am 9. Mai 2012).
  25. Tsuyoshi Inajima, Yuji Okada: Tepco minutes reveal staff exodus concerns. In: The Japan Times. 19. Juni 2013, abgerufen am 4. September 2013 (englisch).
  26. Japan: TEPCO bekommt zwei Reaktoren genehmigt orf.at, 4. Oktober 2017, abgerufen am 4. Oktober 2017.

Koordinaten: 35° 40′ 12,9″ N, 139° 45′ 30,5″ O