Technologiepolitik – Wikipedia
Der Begriff Technologiepolitik bezeichnet alle politischen Aktivitäten der Planung, Entwicklung, des Einsatzes und der Evaluation von Technologie und steht dabei in Verbindung mit der Forschung und Entwicklung.
Die Abteilung Technologiepolitik war seit ihrer Gründung Teil des „Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie“. 1998 bis 2002 (Regierungswechsel zu rot-grün) wurde die Abteilung Technologiepolitik an das Wirtschaftsministerium abgeben[1] und das Ministerium wurde in Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) umbenannt.
Politikfeld
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Technologiepolitik ist ein Politikfeld, das neben der Förderung von Forschung und Entwicklung auch die vielfältigen Maßnahmen zur Diffusion und Anwendung von neuen Technologien und der Bearbeitung von Folgeproblemen umfasst.[2] Seit den 1980er Jahren wird daher auch von Technologiepolitik als einer Innovationspolitik gesprochen. Diese Tendenz lässt sich sowohl auf unterschiedlichen politischen Ebenen feststellen (z. B. regional als Technologiepark oder national als Nationales Innovationssystem) als auch auf der Ebene von international tätigen Unternehmen, die ihre Technologieentwicklung (F&E) stark auf die späteren Anwendungen und die Kundenbedürfnisse ausrichten. In der europäischen Technologiepolitik wird diese Orientierung seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt verfolgt (Schaper-Rinkel 2003). Die Nationalstaaten konkurrieren miteinander um Tempo sowie Intensität der Entwicklung neuer Technologien und analysieren dabei zunehmend systematischer die Fördermaßnahmen konkurrierender Staaten.
Instrumente
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ziel- und Handlungsspektrum der staatlichen Technologiepolitik wird sowohl qualitativ und quantitativ erweitert. Das Spektrum von Instrumenten der Forschungs- und Technologiepolitik ist entsprechend vielfältig. Die Instrumente staatlicher Forschungs- und Technologiepolitik bestehen
- in der institutionellen Förderung (Großforschungseinrichtungen, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Hochschulen etc.),
- in finanziellen Anreizen (Programme mit FuE-Förderung und Verbundprojekten, Innovationsprogramme, Risikokapital) und
- in der Bereitstellung von Infrastrukturen und Unterstützung des Technologietransfers (Information und Beratung, Unterstützung von Kooperationen und Netzwerken).
Zu den Instrumenten im weiteren Sinne gehören die
- die öffentliche Nachfrage,
- die Organisation und Finanzierung des Diskurses (Langfristvisionen, Technikfolgenabschätzung, Awareness-Maßnahmen, Planungszelle),
- Aus- und Fortbildung (Initiierung und Förderung des Aus- und Aufbaus von Studiengängen und der Entwicklung von Ausbildungsberufen),
- Ordnungspolitik (Wettbewerbspolitik, Regulative Politik, Beeinflussung der privaten Nachfrage).
Ziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als relativ unstrittige Zusammenfassung genereller Politikziele hat sich in den letzten Jahren das Konzept der Nachhaltigkeit durchgesetzt. Übertragen auf den Bereich der Technologiepolitik bedeutet dies die Orientierung an nachhaltigen Technologien, deren Entwicklung sich im Einklang mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Bedürfnissen der Anwender vollzieht.
In der Energie- und Infrastrukturpolitik steht das Ziel der Energiesicherheit zunehmend im Zentrum. Die Zugänglichkeit von Energieressourcen (Erdöl-, Ergasfelder etc.) und die Kontrolle ihrer technischen Verteilung (Pipelines etc.) ist ein Anliegen der Geopolitik. Technologiepolitik kann dabei wichtige Weichen stellen, etwa bei der Frage, ob zukünftig eher eine zentralistische oder eine dezentrale Energieversorgung gefördert wird und wie groß dabei die Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen ist.
Die Europäische Union hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt:
„[…] die wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen der europäischen Industrie zu stärken und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.“
Dafür wurden unter anderem die Programme „Horizont 2020“[3] (8. EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation für den Zeitraum 2014 bis 2020) und das Nachfolgeprogramm „Horizont Europa“[4] (Europäisches Rahmenprogramm für Forschung und Innovation) ins leben gerufen. Die wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen der Union sollen dadurch gestärkt werden, dass sich Forscher im europäischen Raum freizügig entfalten und ihre wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Technologien frei austauschen, so dass alle Mitglieder davon profitieren können.[5]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Dispan, Sylvia Stieler: Perspektiven der Technologiepolitik und Innovationsförderung in Baden-Württemberg. In: Wolfgang Krumbein, Astrid Ziegler (Hrsg.): Perspektiven der Technologie- und Innovationsförderung in Deutschland. Schüren-Verlag, Marburg 2005, ISBN 3-89472-214-2, S. 51–77.
- Stefan Kuhlmann: Politikmoderation. Evaluationsverfahren in der Forschungs- und Technologiepolitik. Nomos VG, Baden-Baden 1998, ISBN 3-7890-5534-4 (= Habilitationsschrift, Universität Kassel 1998).
- Petra Schaper-Rinkel: Die europäische Informationsgesellschaft. Technologische und politische Integration in der europäischen Politik. Verlag Das Westfälische Dampfboot, Münster 2003, ISBN 3-89691-542-8 (= Dissertation, FU Berlin).
- Georg Simonis, Renate Martinsen, Thomas Saretzki (Hrsg.): Politik und Technik. Analysen zum Verhältnis von technologischem, politischem und staatlichem Wandel am Anfang des 21. Jahrhunderts (= Politische Vierteljahresschrift. / Sonderheft; Band 31). Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-13569-4.
- Harm G. Schröter: Verfügbarkeit gegen Wirtschaftlichkeit. Paradigmen in der Forschungs- und Technologiepolitik beider deutscher Staaten. In: Technikgeschichte. Band 63, Heft 4, 1996, S. 343–361.
Rundfunkberichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alois Berger: Zukunftstechnologien – Europa ringt um gemeinsamen Kurs im Forschungswettlauf, Deutschlandfunk – Hintergrund 22. August 2018.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bundeszentrale für politische Bildung (BPB): Technologiepolitik bpb.de
- Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW): Arbeitskreis Politik, Wissenschaft, Technik dvpw.de
- Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech)
- Gesellschaft für Wissenschafts- und Technikforschung e. V.
- Österreichisches Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ 1998–2002 Deutsches Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
- ↑ Simonis, Martinsen, Saretzki (Hrsg.): Politik und Technik. Analysen zum Verhältnis von technologischem, politischem und staatlichem Wandel am Anfang des 21. Jahrhunderts. Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-13569-4.
- ↑ Horizont 2020 – das europäische Forschungsrahmenprogramm bmbf.de.
- ↑ Das neue EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation: Horizont Europa bmbf.de.
- ↑ Kurzdarstellungen zur Europäischen Union: Forschungs- und Technologiepolitik europarl.europa.eu.