Theodor-W.-Adorno-Preis – Wikipedia
Der Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main wird seit 1977 zur Anerkennung herausragender Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film verliehen.
Der Preis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Preis wird zur Erinnerung an Theodor W. Adorno vergeben, der zwanzig Jahre lang, bis zu seinem Tod 1969, an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt lehrte. Die Preisverleihung findet alle drei Jahre (außer 2003, als der Preis – aus Anlass des hundertsten Geburtstages von Adorno – schon nach zwei Jahren verliehen wurde) zum Geburtstag des Philosophen und Kunstkritikers, am 11. September, in der Paulskirche statt. Die Auszeichnung dient der Anerkennung und Förderung hervorragender Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film.[1]
Der Theodor-W.-Adorno Preis besteht aus einer künstlerisch gestalteten Urkunde und 50.000 Euro Preisgeld.[2] Er kann aufgeteilt werden. Seine Verleihung erfolgt durch den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main nach Entscheidung des Kuratoriums. Über die Vergabe entscheidet ein von der Stadt Frankfurt am Main eingesetztes Kuratorium. Es gibt keine eigene Webseite zum Preis, Informationen werden über die Internetseite der Stadt Frankfurt und das Kulturportal der Stadt Frankfurt veröffentlicht[3][4].
Das Kuratorium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Satzung besteht das zehnköpfige Kuratorium des Theodor-W.-Adorno-Preises aus sechs ständigen und vier weiteren, nicht-ständigen Mitgliedern, die je Preisverleihung einmalig durch die ständigen Kuratoriumsmitglieder benannt werden. Die ständigen Mitglieder selbst werden über ihr entsprechendes Amt bestimmt:
- der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
- der Vorsteher der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung
- die Vorsitzende des Frankfurter Kulturausschusses
- die Frankfurter Kulturdezernentin
- der geschäftsführende Direktor des Instituts für Sozialforschung
- die Direktorin des Sigmund-Freund-Instituts
Preisträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1977: Norbert Elias, Soziologe und Philosoph
- 1980: Jürgen Habermas, Soziologe und Philosoph
- 1983: Günther Anders, Philosoph und Schriftsteller
- 1986: Michael Gielen, Dirigent und Komponist
- 1989: Leo Löwenthal, Literaturwissenschaftler und Soziologe
- 1992: Pierre Boulez, Dirigent und Komponist
- 1995: Jean-Luc Godard, Filmregisseur
- 1998: Zygmunt Bauman, Soziologe
- 2001: Jacques Derrida, Philosoph
- 2003: György Ligeti, Komponist
- 2006: Albrecht Wellmer, Philosoph
- 2009: Alexander Kluge, Filmemacher und Schriftsteller
- 2012: Judith Butler, Philosophin und Literaturwissenschaftlerin
- 2015: Georges Didi-Huberman, Kunsthistoriker
- 2018: Margarethe von Trotta, Regisseurin
- 2021: Klaus Theweleit, Schriftsteller und Kulturtheoretiker
- 2024: Seyla Benhabib,[5] Philosophin und Politologin
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Preisvergabe 2012 an Judith Butler stieß aufgrund der Äußerungen Butlers zu den islamistischen Terrororganisationen Hamas und Hisbollah[6] sowie ihrer Unterstützung der Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions auf eine medial und gesellschaftlich ausgetragene breite Kritik.[7][8] Es gab eine Online-Petition gegen die Preisverleihung[9] sowie Veranstaltungen und Proteste im Rahmen der Preisverleihung.[10][11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jacques Derrida: Fichus. Frankfurter Rede. Aus dem Französischen von Stefan Lorenzer. Mit einer Replik von Irving Wohlfarth. Passagen-Verlag, Wien 2003.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theodor-W.-Adorno-Preis auf frankfurt.de
- Abbildungsbeispiel Adorno-Preis an Zygmunt Bauman, 1998 in der Frankfurter Paulskirche
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadt Frankfurt am Main: Informationsseite Theodor W. Adorno-Preis. Abgerufen am 19. April 2021.
- ↑ Theodor W. Adorno-Preis
- ↑ Kulturportal der Stadt Frankfurt
- ↑ frankfurt.de
- ↑ Stadt Frankfurt verleiht den Theodor-W.-Adorno-Preis 2024 an Seyla Benhabib. In: frankfurt.de. 6. Juni 2024, abgerufen am 7. Juni 2024.
- ↑ Micha Brumlik: Die Philosophin im Brunnen, Taz, 4. Juni 2012
- ↑ Thomas von der Osten-Sacken: [%7B%7BWebarchiv%20%7Curl=http://jungle.world/jungleblog/1706/%20%7Ctext=Micha%20Brumlik%20und%20die%20Adorno%20Preistr%C3%A4gerin%20%7Cwayback=20120607201312%20%7Carchiv-bot=2019-05-18%2004:57:24%20InternetArchiveBot%7D%7D Micha Brumlik und die Adorno Preisträgerin], Jungle World, 4. Juni 2012
- ↑ Adorno-Preis für Judith Butler Israelische Orangen von Sonja Vogel, TAZ, 4. September 2012
- ↑ https://www.change.org/p/die-adorno-preisverleihung-stoppen-noch-ist-es-nicht-zu-spaet
- ↑ Protest gegen Adorno-Preis für Judith ButlerAktionsbündnis demonstriert vor der Paulskirche Barbara Goldberg, Jüdische Allgemeine, 12. September 2012
- ↑ Pro und Contra Adorno-Preis Ist Judith Butler preiswürdig? Am Dienstagabend wurde Judith Butler der Adorno-Preis verliehen. Das war umstritten – sechs Meinungen zur Preiswürdigkeit der Philosophin. TAZ, 12. September 2012