Theologische Hochschule Ewersbach – Wikipedia

Theologische Hochschule Ewersbach
Motto Lernen für Gemeinde und Leben
Gründung 1912
Trägerschaft Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland
Ort Dietzhölztal-Ewersbach
Bundesland Hessen
Land Deutschland
Rektor Andreas Heiser
Studierende 77 WS 2021/22[1]
Dozenten 8 (2011)
Website th-ewersbach.de

Die Theologische Hochschule Ewersbach (zunächst Predigerseminar Ewersbach, dann Theologisches Seminar Ewersbach) ist eine staatlich anerkannte Hochschule für angewandte Wissenschaften in freikirchlicher Trägerschaft. Sie bietet berufsbezogene Studiengänge in evangelischer Theologie an (Bachelor of Arts und Master of Arts). Die Hochschule gehört zum Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR und bildet in erster Linie Pastoren, Missionare und Gemeindereferenten für evangelische Freikirchen und deren Einrichtungen aus.

Anfänge in Wuppertal-Vohwinkel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Gründung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden im Jahr 1874 war über die Einrichtung einer eigenen Ausbildungsstätte für die hauptamtlichen Prediger nachgedacht worden. Im Jahr 1912 wurde durch Otto Schopf eine Predigerschule ins Leben gerufen. Der Unterricht fand zunächst in den Räumen der Freien evangelischen Gemeinde Vohwinkel (heute ein Stadtteil von Wuppertal) statt. Der Erste Weltkrieg setzte der Predigerschule vorübergehend ein Ende. 1919 startete man neu mit einem auf vier Jahre angelegten „Lehrgang“. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg hinterließen tiefe Spuren. 1939 musste die Ausbildungsstätte geschlossen werden, fast alle Studierende wurden zum Wehrdienst eingezogen. Bald wurde das Schulhaus vom Militär mit Beschlag belegt, später fanden hier ausgebombte Familien ein Dach über dem Kopf.

Neugründung in Dietzhölztal-Ewersbach

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1946 wurde beschlossen, das Predigerseminar in Ewersbach (heute Teil der Gemeinde Dietzhölztal im Lahn-Dill-Kreis) neu zu eröffnen, wo das Gelände eines ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers angekauft worden war. Zunächst dienten einige Baracken als Wohn- und Lehrgebäude. Erst 1959 wurde ein neues Seminargebäude errichtet. Im Jahr 2007 zog das inzwischen umbenannte „Theologische Seminar Ewersbach“ in das neu erbaute Kronberg-Forum um.

Anerkennung als Hochschule

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem mehrjährigen Prozess wurde der Antrag auf Anerkennung als nichtstaatliche Fachhochschule vorbereitet und 2010 gestellt. Am 27. September 2011 verlieh das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst der Ausbildungsstätte den Status einer staatlich anerkannten Hochschule. Damit erfolgte die Umbenennung in „Theologische Hochschule Ewersbach“.[2] Die Anerkennung war zunächst bis September 2016 befristet und wurde im Oktober 2016[3] sowie 2021 erneut um weitere fünf Jahre verlängert.[4]

Das Profil des Studiums ist über die Begriffe Wissenschaftlichkeit, Praxisbezug und Persönlichkeitsbildung charakterisiert. Zum Studium gehören die Anleitung zu einem selbständigen und kritischen theologischen Denken, das Erwerben von praktischen Fertigkeiten in studienbegleitenden Praktika sowie qualifizierte Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung.

Im Blick auf die Bekenntnisbindung formuliert das Leitbild der Hochschule wie folgt:

„Die Theologische Hochschule Ewersbach arbeitet in der Bindung an das Evangelium von Jesus Christus, wie es in der Heiligen Schrift bezeugt ist, auf der Grundlage des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, in Anschluss an das Evangeliumsverständnis der Leuenberger Konkordie und in Übereinstimmung mit der Präambel der Verfassung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland KdöR.…
Die Arbeit der Theologischen Hochschule Ewersbach ist daran orientiert, dass dem Menschen aus biblisch-theologischer Sicht eine einzigartige und unverlierbare Würde zukommt, weil Gott ihn zu seinem Ebenbild geschaffen hat. Die Hochschule nimmt solidarisch Verantwortung im freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaat wahr und tritt friedfertig für die christlichen Grundlagen und Werte unserer Kultur zur Förderung des Einzelnen und der Gesellschaft in Achtung der Menschenwürde ein.“[5]

Die Aufgabe der Theologischen Hochschule Ewersbach liegt schwerpunktmäßig auf der wissenschaftlichen Ausbildung für einen hauptamtlichen pastoralen Dienst in Gemeinde und Mission. Dazu garantiert der kirchliche Träger der Hochschule gemäß der Weimarer Reichsverfassung und gemäß dem Grundgesetz die Freiheit von Forschung und Lehre.

Die Theologische Hochschule Ewersbach bietet die folgenden Studiengänge und Abschlüsse an:

  • Bachelor of Arts in evangelischer Theologie, mit Griechisch, Regelstudienzeit sechs Semester, Berufsziel Jugendreferent, Gemeindereferent, Aufgaben in Mission und Diakonie
  • Bachelor of Arts in evangelischer Theologie, mit Griechisch und Hebräisch, Regelstudienzeit sechs Semester, zur Fortsetzung mit dem
  • Master of Arts in evangelischer Theologie, Regelstudienzeit vier Semester, Berufsziel Pastor, Missionar und andere leitende Aufgaben in Gemeinde und Mission.

Das Studium umfasst die für die evangelische Theologie üblichen Fächer Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie sowie die Missionswissenschaft. Die Studienvoraussetzungen sind durch das Hessische Hochschulgesetz (§ 54) geregelt. Wer die Voraussetzungen nicht vollumfänglich erfüllt, kann dennoch an der Hochschule studieren, allerdings ohne staatlich anerkannte Abschlüsse zu erhalten. Die Studiengebühren betragen zur Zeit 960 € pro Semester. Ein Teil der Studiengebühren kann vom Bund freier evangelischer Gemeinden als zinsloses Darlehen übernommen werden, ein weiterer Teil kann durch Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Dienste abgedeckt werden, die an der Hochschule geleistet werden können.

Der Unterricht wird von neun vollzeitlichen Dozenten und weiteren 17 Lehrbeauftragten verantwortet (Stand 2021).[6]

  • Andreas Heiser (Rektor, Kirchengeschichte)
  • Julius Steinberg (Prorektor, Altes Testament)
  • Markus Iff (Systematische Theologie)
  • Christiane Henkel (Pädagogik)
  • Michael Schroth (Praktische Theologie)
  • Gert J. Steyn (Neues Testament)
  • Johannes Reimer (Missionswissenschaft, Interkulturelle Theologie)
  • Arndt Schnepper (Praktische Theologie)
  • Matthias Ehmann (Missionswissenschaft, Interkulturelle Theologie)
  • Theologisches Gespräch: Freikirchliche Beiträge zur Theologie. Vierteljährlich erscheinende theologische Fachzeitschrift, herausgegeben von der Theologischen Hochschule Ewersbach in Kooperation mit der Theologischen Hochschule Elstal. Oncken-Verlag/Blessings 4 you Kassel, 1977f. ISSN 1431-200X.
  • Theologische Impulse. Herausgegeben von Wilfrid Haubeck und Wolfgang Heinrichs. SCM Bundes-Verlag Witten. (Monografische Reihe)
  • Christian Bouillon, Holger Eschmann, Andreas Heiser (Hrsg.): Spiritualität und theologische Ausbildung: Evangelische Perspektiven. Edition Ruprecht, Göttingen 2018, ISBN 3-8469-0292-6.
  • Christian Bouillon, Andreas Heiser, Markus Iff (Hrsg.): Person, Identität und theologische Bildung. Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 3-17-032210-9.
  • Thomas Hahn-Bruckart: Internationale Wissenschaftsbeziehungen freikirchlicher Theologie im 19. Jahrhundert. In: Claus Arnold, Johannes Wischmeyer (Hrsg.): Transnationale Dimensionen wissenschaftlicher Theologie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 3-525-10130-9, S. 89–106.
  • Markus Iff, Andreas Heiser (Hrsg.): Berufen, beauftragt, gebildet – Pastorales Selbstverständnis im Gespräch: Interdisziplinäre und ökumenische Perspektiven (= Biblisch-theologische Studien; 131). Neukirchener Theologie, Neukirchen-Vluyn, 2012, ISBN 3-7887-2574-5.
  • Wilfrid Haubeck, Michael Schröder (Hrsg.): Lernen – Begegnen – Senden. 100 Jahre Theologische Hochschule Ewersbach. SCM-Bundes-Verlag, Witten 2012, ISBN 3-86258-010-5.
  • Wilfrid Haubeck, Gerhard Hörster (Hrsg.): Berufen zum Diener des Wortes Gottes. 75 Jahre Theologisches Seminar Ewersbach. Bundes-Verlag, Witten 1987, ISBN 3-926417-02-1.
  • Walter Quiring (Hrsg.): 25 Jahre Predigerschule des Bundes freier evangelischer Gemeinden Deutschlands in Wuppertal-Vohwinkel: 1912–1937; Festschrift. Bundes-Verlag, Witten 1937, DNB 575434058.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Statistisches Bundesamt: Studierende an Hochschulen. Wintersemester 2021/2022 (= Fachserie 11, Reihe 4.1), 5. August 2022, S. 70.
  2. 100 Jahre Theologische Hochschule Ewersbach (Memento vom 26. März 2016 im Internet Archive), AfeT: Evangelikale Theologie Ausgabe 18/2 (2012)
  3. Wissenschaftsrat: Stellungnahme zur Akkreditierung der Theologischen Hochschule Ewersbach, Dietzhölztal. (PDF; 430 kB) In: wissenschaftsrat.de. 21. Oktober 2016;.
  4. Hochschul-TÜV erfolgreich bestanden, idea.de, Meldung vom 25. Januar 2022.
  5. Leitbild der Theologischen Hochschule Ewersbach. Abgerufen am 9. Mai 2016.
  6. Kollegium. In: th-Ewersbach.de. Abgerufen am 2. August 2021.

Koordinaten: 50° 50′ 29,5″ N, 8° 18′ 5″ O