Tiptopit – Wikipedia

Tiptopit
Farbloser, nadeliger Tiptopit auf braunem Roscherit aus der Typlokalität Tip Top Mine, South Dakota, USA (Bildbreite 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1983-007[1]

IMA-Symbol

Tpt[2]

Chemische Formel K2(Na,Ca,□)3Li3Be6[4][(OH)2|(PO4)6]·H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.02
VII/D.02-010

8.DA.25
42.06.11.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol hexagonal-pyramidal; 6[4]
Raumgruppe P63 (Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173[3]
Gitterparameter a = 11,65 Å; c = 4,69 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,65(2); berechnet: 2,52[6]
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,551
nε = 1,559[7]
Doppelbrechung δ = 0,008[7]
Optischer Charakter einachsig positiv

Tiptopit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K2(Na,Ca,□)3Li3Be6[4][(OH)2|(PO4)6]·H2O[3] und ist damit chemisch gesehen ein komplex zusammengesetztes, wasserhaltiges Phosphat mit Kalium, Natrium bzw. Calcium, Lithium und Beryllium sowie Hydroxidionen als zusätzlichen Anionen. Die in den ersten runden Klammern angegebenen Elemente Natrium und Calcium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Zusätzlich wird mit dem Quadrat-Symbol □ angezeigt, dass dieser Strukturplatz nicht vollständig besetzt ist.

Tiptopit ist farblos und entwickelt meist nadelige Kristalle mit hexagonaler Grundfläche und glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die in radialstrahligen oder büscheligen Mineral-Aggregaten angeordnet sind.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Tiptopit in der „Tip Top Mine“ bei Fourmile etwa 8,5 Kilometer südwestlich von Custer im gleichnamigen County des US-Bundesstaates South Dakota und beschrieben 1985 durch Joel D. Grice, Donald R. Peacor, George W. Robinson, Jerry van Velthuizen, Willard L. Roberts, Thomas J. Campbell und Pete J. Dunn, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.[8]

Typmaterial des Minerals wird im Canadian Museum of Nature in Ottawa (Katalog-Nr. 48833) in Kanada sowie im Geologischen Museum der „South Dakota School of Mines and Technology“ in Rapid City (Katalog-Nr. 81-5102) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C. (Katalog-Nr. 149609) in den USA aufbewahrt.[6]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tiptopit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe VII/D.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Tiptopit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit kleinen (und gelegentlich größeren) Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DA.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tiptopit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.06.11 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur

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Tiptopit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63 (Raumgruppen-Nr. 173)Vorlage:Raumgruppe/173 mit den Gitterparametern a = 11,65 Å und c = 4,69 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

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Tiptopit (farblos) auf Montgomeryit (rot) aus der Tip Top Mine, South Dakota, USA (Sichtfeld 4 mm)

Tiptopit bildet sich auf den Bruchflächen früher gebildeter Minerale in komplex zonierter Granit-Pegmatite. Als Begleitminerale können unter anderem Beryll, Englishit, Fransoletit, Mikroklin, Montgomeryit, Quarz und Roscherit auftreten.

Neben seiner Typlokalität „Tip Top Mine“ im Custer County (South Dakota, USA) ist bisher (Stand 2018) kein weiterer Fundort für Tiptopit bekannt.[9]

  • Joel D. Grice, Donald R. Peacor, George W. Robinson, Jerry van Velthuizen, Willard L. Roberts, Thomas J. Campbell, Pete J. Dunn: Tiptopite (Li,K,Na,Ca,□)8Be6(PO4)6(OH)4, a new mineral species from the Black Hills, South Dakota. In: The Canadian Mineralogist. Band 23, 1985, S. 43–46 (rruff.info [PDF; 687 kB; abgerufen am 1. Februar 2018]).
  • Donald R. Peacor, Roland C. Rouse, Jung-Ho Ahn: Crystal structure of tiptopite, a framework beryllophosphate isotypic with basic cancrinite. In: American Mineralogist. Band 72, 1987, S. 816–820 (rruff.info [PDF; 774 kB; abgerufen am 1. Februar 2018]).
Commons: Tiptopite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 494.
  4. Webmineral - Tiptopite
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  6. a b Tiptopite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 1. Februar 2018]).
  7. a b Mindat - Tiptopite
  8. Joel D. Grice, Donald R. Peacor, George W. Robinson, Jerry van Velthuizen, Willard L. Roberts, Thomas J. Campbell, Pete J. Dunn: Tiptopite (Li,K,Na,Ca,□)8Be6(PO4)6(OH)4, a new mineral species from the Black Hills, South Dakota. In: The Canadian Mineralogist. Band 23, 1985, S. 43–46 (rruff.info [PDF; 687 kB; abgerufen am 1. Februar 2018]).
  9. Fundortliste für Tiptopit beim Mineralienatlas und bei Mindat