Tobias Henry Reetz – Wikipedia

Tobias Henry Reetz (häufig nur T. Henry Reetz, * 1680 in Frankreich; † 3. März 1765 in Hannover) war ein deutscher Architekt französischer Herkunft.[1]

Über die genaue Herkunft und die Ausbildung von Tobias Henry Reetz ist bisher nichts bekannt. Er wurde jedoch 1706 als Ingenieur und Architekt in der brandenburgischen Armee unter Jean de Bodt erwähnt. Wahrscheinlich hatte Reetz in dieser Zeit Kontakt zu Eosander von Göthe und war am Ausbau der Berliner Hofbauten beteiligt. Doch schon zwischen 1701 und 1713 hatte Reetz zwei Studienreisen nach Frankreich und Italien unternommen.[1]

Tobias Henry Reetz wurde 1725 als zusätzlicher Hofarchitekt nach Hannover berufen, da Johann Christian Böhm den Erwartungen der Landesherrschaft nicht vollumfänglich genügte.[1] Hauptsächlich war Reetz für die Instandhaltung und die Aufsicht zuständig, lieferte jedoch auch eigene Entwürfe.[1] Um 1725 fertigte er einen Bestandsplan der herzoglichen Gärten.[2]

Nach ersten Entwürfen für Bauten im Großen Garten in Herrenhausen entwarf Reetz nach dem großen Brand der Stadt Clausthal im Jahr 1725 die Pläne für den (Wieder-)Aufbau aller wichtigen Profanbauten der Stadt im Westharz, teilweise gemeinsam mit dem Landbaumeister Christian Georg Vick.[1]

Daneben entwarf Reetz 1728 die Prunksärge für König Georg I. von Großbritannien und 1733 für dessen Bruder Ernst August den Jüngeren.[1]

1731 war Reetz für die Befestigung des Leineufers beim hannoverschen Archiv zuständig, nahm im selben Jahr jedoch auch Aufträge von privater Seite an: 1731 bis 1738 legte er für die Herrschaft von Hammerstein die Gartenanlagen um den Wall von Gut Gesmold an. Dazwischen entwarf er 1732 für Christian Ulrich von Hardenberg das Herrenhaus auf Gut Heinsen.[1]

Als Reetz 1736 krankheitsbedingt pensioniert wurde, trat Johann Paul Heumann seine Nachfolge an.[1]

In Herrenhausen:

  • 1725: Entwurf für eine neue Südwand der Orangerie;[1]
  • Reetz werden die um 1725 entstandene neue Fassadendekoration für das Schloss Herrenhausen sowie der Entwurf für ein neues Schloss zugeschrieben.[1]

Profanbauten in Clausthal:

Tobias Henry Reetz stiftete seinen umfangreichen zeichnerischen Nachlass der damaligen „Königlichen Artilleriebibliothek“ (später „Wehrbereichsbibliothek“), heute in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek.[1][3]

  • Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727. Hahn, Hannover 1905, S. 204.
  • Stefan Amt: Der hannoversche Hofbaumeister Reetz, ein Architekt ohne Vornamen? In: Festschrift für Günther Kokkelink (= Schriften des Instituts für Bau- und Kunstgeschichte der Technischen Universität Hannover. Bd. 12). Institut für Bau- und Kunstgeschichte, Hannover 1998, ISBN 3-931585-09-3, S. 109–120.
  • Bernd Adam: Henry Reetz. Vom Architekten im Berlin der Schlüterzeit zum Hofbaumeister in Hannover. In: Franziska Windt (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. Bd. 2: Essays, hrsg. vom Deutschen Historischen Museum und der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2001, ISBN 3-86102-115-3, S. 289–296.
  • Bernd Adam: Neue Funde zum barocken Ausbau der Schlossanlage in Hannover-Herrenhausen. S. 82–92, In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte. Bd. 40, 2001, S. 59–97.
  • Marieanne von König: Herrenhausen. Die Königlichen Gärten in Hannover. mit Fotos von Wolfgang Volz, Beiträgen von Bernd Adam und Anderen. Wallstein-Verlag, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0053-9, passim; teilweise online über Google-Bücher
  • Helmut Knocke: Reetz, T. Henry. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 294. (online über Google-Bücher)
  • Helmut Knocke: Reetz, Tobias Henry. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 517.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o Helmut Knocke: Reetz, T. Henry. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen (Hrsg.): Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 294.
  2. Erhalten in der Gottfried Wilhelm-Leibniz-Bibliothek unter der Nummer 25397 R, Bl. 3 r laut der Broschüre von vorrink wagner architekten gmbh (Inhalt und Gestaltung): Die Wasserkunst. Sanierung der Wasserkunst in Herrenhausen. hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Herrenhäuser Gärten, Februar 2012; Die Wasserkunkst (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive) als PDF-Dokument
  3. Thomas Fuchs: Bibliothek und Militär. Militärische Büchersammlungen in Hannover vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. mit einem Katalog der Handschriften der ehemaligen Wehrbereichsbibliothek II in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek. (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderband 93). ISBN 978-3-465-03580-0.