Traubenbasidien – Wikipedia

Traubenbasidien

Botryobasidium subcoronatum

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Pfifferlingsartige (Cantharellales)
Familie: Traubenbasidienverwandte (Botryobasidiaceae)
Gattung: Traubenbasidien
Wissenschaftlicher Name
Botryobasidium
Donk

Die Traubenbasidien (Botryobasidium) sind eine Gattung corticioider Pilze, deren Fruchtkörper ein auffallend lockeres Hymenium bilden, welches durch ausladend kandelaberartig rechtwinklig verzweigte Hyphen gebildet wird. Die Basidien tragen meist mehr als vier (bis zu acht) Sporen. Viele Arten bilden auch asexuelle, anamorphe Stadien. Es handelt sich um entfernte Verwandte des Pfifferlings (Ordnung der Pfifferlingsartigen)[1].

Die Typusart ist Botryobasidium subcoronatum.[2]

Die Fruchtkörper sind resupinat, dünn, flockig, spinnwebartig oder fein körnelig unter der Lupe und bilden keine völlig glatte Oberfläche aus.[3][4]

Das Hyphensystem ist monomitisch, die Hyphen sind generell breiter als 8 µm, nur sehr locker verwoben und auffällig rechtwinklig verzweigt. Die Basalhyphen nahe dem Substrat sind mehr oder weniger deutlich dickwandig.[3][4]

Die Basidien werden in kleinen Büscheln aus kandelaberartigen Hyphen gebildet. Jung sind sie fast halbkugelig bis abgeschnitten ellipsoid (wegen des geraden Septums), später gestreckt, subzylindrisch und bisweilen median etwas eingeschnürt. Die Basidien tragen bis zu acht Sporen. Nach Abwurf der Sporen und beim Trocknen der Fruchtkörper kollabieren die Basidien, was die Bestimmung getrockneter Proben erschwert.[3]

Die Sporen sind meist glatt, können aber bei wenigen Arten auch warzig (z. B. bei Botryobasidium asperulum) bis stachelig (z. B. bei Botryobasidium isabellinum) ornamentiert sein. Sie sind farblos-hyalin, inamyloid und ellipsoid bis schiffchenförmig (bzw. zitronenförmig), seltener auch kugelig. Eine sekundäre, repetitive Sporenkeimung tritt nicht auf.[4]

Hymenialzystiden können auftreten, fehlen aber meist.[4]

Einige Arten treten auch als Anamorphes Stadium auf (Oidium- und Haplotrichum-Typ).[3][4]

Ökologie und Verbreitung

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Die Lebensweise ist unklar. Das Auftreten vieler Arten auf Totholz, auch in der Luft ohne direkten Bodenkontakt des Fruchtkörpers, lässt eine saprobe Lebensweise vermuten. Verwandte Gattungen wie Keulenpilze (Clavulina) und Stoppelpilze (Hydnum) bilden hingegen Ektomykorrhizen aus[5]. Arten der ebenfalls verwandten Gattung Ceratobasidium sind hingegen als Symbionten von Orchideen (Orchideen-Mykorrhiza) bekannt und zugleich aber auch teils phytopathogen[6]. Bei der Orchideengattung Apostasia wurden auch Botyobasidium-Arten als Mycobiont nachgewiesen.[7]

Die Gattung kommt weltweit vor (ca. 80 Arten, Stand 2008).[8]

In Europa kommen ca. 24 Arten in ihrem sexuellen Stadium vor[4][9], die sich teils so sehr ähneln, dass für eine Bestimmung manchmal das anamorphe Stadium nötig ist.[4]

Ausgewählte Arten:

Die Traubenbasidien wurden früher zusammen mit anderen Pilzen, die einfache, dem Substrat anliegende, corticioide Fruchtkörper bilden, in die künstliche Formgruppe der Corticioiden Pilze bzw. in eine polyphyletische, große Familie der Corticiaceae gestellt.[3] Molekular-phylogenetische Studien zeigten aber einerseits die Polyphylie der Corticiaceae im weiteren Sinn und die Zuordnung der Traubenbasidien zu den Pfifferlingsartigen.[10][1] Die Vertreter der Gattung Ceratobasidium sind nicht nur anatomisch sehr ähnlich – sie unterscheiden sich im Prinzip nur durch die repetitiven Sporen[3] – sondern stehen auch genetisch nah, weshalb die Traubenbasidien zunächst in die Familie der Ceratobasidiaceae gestellt wurden.[1] Mittlerweile werden sie in eine eigene Familie gestellt, die je nach Gattungsauffassung im Moment monotypisch ist oder mit der Gattung Botryohypnochus eine zweite Gattung enthält.[10]

Gitta Langer (1994): Die Gattung Botryobasidium Donk (Corticiaceae, Basidiomycetes). Bibliotheca Mycologica 158: 1–459. Berlin: J. Cramer. ISBN 3-443-59060-8.

Einzelnachweise

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  1. a b c Jean-Marc Moncalvo, R. Henrik Nilsson, Brenda Koster, Susie M. Dunham, Torsten Bernauer, P. Brandon Matheny, Teresita M. Porter, Simona Margaritescu, Michael Weiß,Sigisfredo Garnica, Eric Danell, Gitta Langer, Ewald Langer, Ellen Larsson, Karl-Henrik Larsson, Rytas Vilgalys: The cantharelloid clade: dealing with incongruent gene trees and phylogenetic reconstruction methods. In: Mycologia. Band 98, Nr. 6, November 2006, ISSN 0027-5514, S. 937–948, doi:10.1080/15572536.2006.11832623.
  2. MycoBank – Botryobasidium. Abgerufen am 23. November 2020 (englisch).
  3. a b c d e f John Eriksson, Leif Ryvarden: The Corticiaceae of North Europe Volume 2. Aleurodiscus – Confertobasidium. Fungiflora, Oslo 1973, S. 60–261.
  4. a b c d e f g Annarosa Bernicchia, Sergio Pérez Gorjón.: Corticiaceae s. l. Candusso, Italia 2010, ISBN 978-88-901057-9-1, S. 1–1008.
  5. A.C. Rinaldi, O. Comandini, T.W. Kuyper: Ectomycorrhizal fungal diversity: separating the wheat from the chaff. In: Fungal Diversity. Band 33, 2008, S. 1–45.
  6. Ana Teresa Mosquera-Espinosa, Paul Bayman, Gustavo A. Prado, Arnulfo Gómez-Carabalí, J. Tupac Otero: The double life of Ceratobasidium : orchid mycorrhizal fungi and their potential for biocontrol of Rhizoctonia solani sheath blight of rice. In: Mycologia. Band 105, Nr. 1, Januar 2013, ISSN 0027-5514, S. 141–150, doi:10.3852/12-079.
  7. Tomohisa Yukawa, Yuki Ogura-Tsujita, Richard P. Shefferson, Jun Yokoyama: Mycorrhizal diversity in Apostasia (Orchidaceae) indicates the origin and evolution of orchid mycorrhiza. In: American Journal of Botany. Band 96, Nr. 11, 2009, S. 1997–2009, doi:10.3732/ajb.0900101.
  8. Kirk P.M., Cannon P.F., Minter D.W., Stalpers J.A., eds.: Dictionary of the Fungi. 10. Auflage. CABI, Wallingford, Oxford 2008.
  9. Annarosa Bernicchia, Gitta Langer, Sergio Pérez Gorjón: Botryobasidium sassofratinoense sp. nov. (Cantharellales, Basidiomycota) from Italy. In: Mycotaxon. Band 111, Nr. 1, 31. März 2010, S. 403–409, doi:10.5248/111.403.
  10. a b Karl-Henrik Larsson: Re-thinking the classification of corticioid fungi. In: Mycological Research. Band 111, Nr. 9, September 2007, S. 1040–1063, doi:10.1016/j.mycres.2007.08.001.