Treuhänder der Arbeit – Wikipedia
Die Treuhänder der Arbeit (auch Reichstreuhänder der Arbeit) waren eine am 19. Mai 1933 per Reichsgesetz geschaffene Instanz,[1] die bei Konflikten in Betrieben zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft vermitteln sollten. Insgesamt wurden 22 Treuhänder berufen, die alle dem Reichsarbeitsministerium direkt unterstellt waren.
Die Reichstreuhänder der Arbeit waren Teil der arbeitnehmerischen und betrieblichen Gleichschaltung der Gesellschaft während der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Treuhänder rekrutierten sich in der Regel aus der Privatwirtschaft, staatlichen Arbeits- und Wirtschaftsverwaltungen oder aus den Industrie- und Handelskammern (IHK). Die Berufung eines Treuhänders galt ein Jahr (ab dem 1. Mai jeden Jahres) und konnte alljährlich erneuert werden.
Aufgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Aufgaben der Treuhänder waren im Einzelnen:[2]
- Festsetzung der Tarifordnungen und Überwachung ihrer Durchführung
- Aufrechterhaltung des Arbeitsfriedens
- Schlichtung von Streitfällen
- Bildung der Vertrauensräte
- Überwachung und Einhaltung der Betriebsordnung
- Mitwirkung bei der sozialen Ehrengerichtsbarkeit
- Mitteilungspflicht über die sozialpolitischen Entwicklungen in ihren Wirtschaftsgebieten gegenüber dem Reichsarbeitsministerium bis hin zur Reichskanzlei
- Mitwirkung bei Arisierungen[3]
Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Treuhändern der Arbeit wurden u. a. berufen:
- Franz Binz (1896–1965), Rheinland (1939–1945)
- Gustav Böhm (1888–nach 1945), Saarpfalz (1934–1939), Oberdonau (1940–1945)
- Wilhelm Börger (1896–1962), Rheinland (1934–1939)
- Franz Claassen (1881–unbekannt), Pommern (1934)
- Léon Daeschner (1894–unbekannt), Brandenburg (1933 f.)
- Johannes Engel (1894–1973), Berlin (1933–1934)
- Emil Evers (1897–1945), Mitteldeutschland-Halle-Merseburg
- Kurt Frey (1902–1945), Bayern (1934–1942)
- Arno Hoppe (1882–1945/62), Sachsen (1933–1934)
- Hans Lindemann (1896–1966), Hamburg
- Carl Lüer (1897–1969), Hessen
- Richard Markert (1891–1957), Niedersachsen
- Hans Schreiber (1896–nach 1943), Ostpreußen
- Ernst Stiehler, Sachsen (ab 1934)
- Friedrich Völtzer (1895–1951), Berlin und Kiel
- Kurt Melcher (1891–1970), Sonder- bzw. Reichstreuhänder für den öffentlichen Dienst
- Karl Hahn (1901–1982), Westfalen[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Handbuch des Betriebsführers, 1941
- Sören Eden: Die Verwaltung einer Utopie. Die Treuhänder der Arbeit zwischen Betriebs- und Volksgemeinschaft 1933–1945, Göttingen: Wallstein Verlag 2020.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gesetz über Treuhänder der Arbeit vom 19. Mai 1933, online hier oder hier
- ↑ Vgl. das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. Januar 1934, darin §§ 18–25 zum Treuhänder der Arbeit, online hier oder hier.
- ↑ Eine Rücksprache mit dem Treuhänder der Arbeit Bahn (Vorname unbekannt) in Essen hat ergeben, dass dieser über die Kaufverhandlungen unterrichtet ist und er es für notwendig hält, zum mindesten die Auslandspässe der Juden Barmé auf das Inland zu beschränken. Seiner Ansicht nach würden sie sich dadurch veranlasst sehen, ein Angebot auf deutsche Reichsmark anzunehmen und könnte es verhindert werden, dass allzu grosse Opfer in volkswirtschaftlicher Beziehung für die Überführung der Kupfer- und Messingwerke in Langenberg in arische Hände gebracht werden müsste. Quelle, bei Frank Friedhelm Homberg: Retterwiderstand in Wuppertal während des Nationalsozialismus, Diss. phil. Universität Düsseldorf, S. 204 (dort mit Angabe des Archivs)
- ↑ Karl Hahn: Treuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Westfalen: Förderung der Betriebsgemeinschaft. Hibernia-Zeitung. Werkzeitung der Bergwerksgesellschaft Hibernia AG Herne 3, Nr. 4, 23. Februar 1935; wieder in Das Ruhrgebiet. Ein historisches Lesebuch. Hgg. Klaus Tenfelde, Thomas Urban. Klartext, Essen 2010, Bd. 2, Dok. 12/3, S. 662 – 664, hier S. 663 unten: mein Bestreben als Treuhänder der Arbeit...