Ursula von Kardorff – Wikipedia

Konrad von Kardorff: Bildnis der Tochter, 1920er Jahre

Ursula von Kardorff (* 10. Januar 1911 in Berlin; † 25. Januar 1988 in München) war eine deutsche Journalistin und Publizistin.

Ursula von Kardorff war die Tochter des Kunstmalers Konrad von Kardorff. Zunächst als „höhere Tochter“ erzogen und nur an mondänen Anlässen interessiert, arbeitete sie 1937 zunächst für kurze Zeit als Gutssekretärin auf Schloss Neuhardenberg und stieg dann in den Journalismus ein. Nach ersten Feuilletonartikeln für das NS-Blatt Der Angriff sowie vor allem für die Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) in Berlin absolvierte sie die sogenannte Schriftleiteraufnahmeprüfung. Im Dezember 1940 schrieb sie einen zweiseitigen Aufmacher für den Film-Kurier.[1]

Nachdem sie bereits 1946 im Auftrag der Süddeutschen Zeitung über die Nürnberger Prozesse berichtet hatte, trat sie 1950 als Redakteurin in die Zeitung ein, für die sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1988 in München tätig war. Neben der journalistischen Tätigkeit schrieb sie mehrere Reiseführer, über Paris und andere Destinationen.

Der Historiker Axel Schildt wertete für sein letztes Werk Kardorffs Nachlass aus und unterzog ihre Selbstdarstellung als innere Emigrantin einer kritischen Würdigung:

„Symptomatisch war das notorisch gute Gewissen, das Ursula von Kardorff, die während der gesamten Zeit des Krieges für das Feuilleton der Deutschen Allgemeinen Zeitung in Berlin geschrieben hatte, an den Tag legte. In einem Brief lobte der erste Chef der Gestapo, Rudolf Diels, ihre Berichte über die Nürnberger Prozesse für die Süddeutsche Zeitung, vor allem die Invektiven gegen Kurt Tucholsky und andere für die Machtergreifung angeblich verantwortliche Linksintellektuelle […]. Kurz zuvor war Kardorff wegen eines Hinweises in der Ost-Berliner Weltbühne auf ihre antisemitischen Feuilletonartikel in der Kriegszeit von der Mitarbeit in der Neuen Zeitung ausgeschlossen worden. Der zuständige Kontrolloffizier teilte ihr mit:

‚Ich habe die Artikel genauestens gelesen und bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, daß wir im Hinblick darauf Ihre Dienste nicht weiter beanspruchen können. […] Ich glaube, man hätte Ihnen einige Zugeständnisse machen können, wären Ihre Artikel im Anfangsstadium des Krieges geschrieben worden, aber zu meiner Überraschung erschienen sie 1944, sogar noch am 15. November.‘

Die Kündigung bei der Neuen Zeitung stand aber einer Karriere bei der Süddeutschen Zeitung nicht im Weg, wo Kardorff 1948 eine Festanstellung als Feuilleton-Redakteurin erhielt. Antisemitische Sentenzen finden sich noch in der privaten Korrespondenz der 1960er Jahre.“[2]

Die Tagebücher

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In ihrem 1962 erstmals erschienenen Tagebüchern („Berliner Aufzeichnungen 1942 bis 1945“) berichtet sie über ihr Leben zwischen Anpassung und Widerstand sowie zwischen oberflächlichen Partys und dem Leben im Luftschutzkeller. Freilich handelt es sich dabei nicht um authentische Aufzeichnungen aus der Kriegszeit; das Werk wurde erst 1947 aufgrund von tatsächlich existenten Tagebüchern, persönlichen Erinnerungen, Gesprächen mit Freunden, Privatbriefen und kurzen Kalendernotizen verfasst.

Wie die von Peter Hartl 1993 nach dem Tode Ursula von Kardorffs besorgte, um einen kritischen Apparat erweiterte Ausgabe der Tagebücher deutlich macht, gibt es einige Unterschiede zu den Originalaufzeichnungen aus der Kriegszeit.

Commons: Ursula von Kardorff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Kardorff, Ursula von: Kindliche Phantasie und Märchenfilme. Schauspieler können im Film nur schwierig Märchenhaftes gestalten. In: Film-Kurier (22) 1940, Nr. 301, 23. Dezember 1940, S. 1f.
  2. Axel Schildt: Medien-Intellektuelle in der Bundesrepublik. Hrsg.: Gabriele Kandzora, Detlef Siegfried. 3. Auflage (2021). Wallstein Verlag, Göttingen 2020, S. 82 f.